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Ill dem v o r lie g e n d e n e r s t e n H e f te werde ich, von den Mueorinen
ausgehend, drei Pilze — :Mucor M u c e d o , C h a e to e la d ium J o n e s ’ii
und P ip t o c e p h a l i s F r e s e n ia n a — entwicklimgsgesehichtlieh und
systematisch abhandeln. Sic ergeben sich als Vertre te r besonderer Familien
einer grosscn, hier zuerst neu aufgestellten Gruppe von Pilzen,
der Z y g o m y c e t e n . Durch sie wird in das noch ungeordnete
Material der Schimmelpilze zunächst diejenige Klarheit und Uehersieht
gebracht werden, die eine spätere speeielle und rationelle Hehandlung
der präeisirtcn Familien ermöglicht.
F ü r ein zweites Heft, das ich in ziemlich nahe Aussicht stellen
kann, habe ich die Entwieklungsgesehichte des Penicillium crustaceum
Fries (P. glaucum Link), des Schimmels par excellence, bestimmt.
Als dritte s Heft ist die Monographie der Mueorinen in Vorbereitung,
für die seit 2 Jahren Material gesammelt und u ntersucht ist.
P i a l l e '‘d Saale, den 1. August 1871.
Der Verfasser.
h e itd em im J a h re 1729 Micheld) das Genus M u c o r aufste llte, finden, sich
in zahlreichen mycologischen W e rk en und Zeitschriften z e rstreu t Beschreibungen
dieser allverbreiteten formenreichen Fadenpilze. Bei den verschiedenen Autoren,
die diese stattlich en Schimmelformen zum Gegenstände eingehender Beobachtung
machten, begegnet man, bis in die neueste Zeit hinein, in Beschreibung u n d den
sie begleitenden Abbildungen, sei es dass die Pilz e einzeln oder in der Zusammens
tellung b eh an d e lt sind, n u r selten genügender Uebereinstimmung. W o h l wesentlich
dürfte der G ru n d hiervon in der schnellen En twick lu n g und der daraus resul-
tirenden V erän d eru n g b e ru h en , die diese so leicht vergänglichen Organismen in
ih re r k u rzen Lebensdauer d u rchlaufen. J e nach den verschiedenen Momenten
d e r Beobachtung muss das Bild eines und desselben Gegenstandes verschieden
au sfallen , es entspricht seinem jeweiligen Entwicklungszustande, der weder vor
noch nach d e r S p o ren reife, noch auch während derselben fü r kurze Dauer ein
stabiler ist. Es k onnte mit L e ich tig k eit derselbe Mucor nach verschiedenen E n twicklungsmomenten
als Reprä sentant einer neuen Art, sogar einer neuen G a ttu n g
in der Familie d e r Mueorinen anfgefasst werden. Zieht man hierzu den grossen
Einfluss in Betracht, den das S u b stra t au f den P ilz ausübt. den es e rn ä h rt, wonach
dieser uns thatsächlich einmal in seiner ganzen Ueppigkeit, das andere Mal
in fast v erk rü p p e lte r G e sta lt en tg eg en tritt, so haben wir hinreichende Daten, die
unerquicklichen Wid ersp rü ch e erk lärlich zu finden, welche die L ite ra tu r der Mu-
corinen aufweist.
Die U n tersuchung eines Objectes ln blos Vorgefundener Form kann hiernach
niemals die Grundlage für eine auch n u r annähernd richtige Zusammenstellung der
Mueorinen abgeben, die doch zunächst das Ziel der Mvcologen war: eine d a rau f
') N o v a p la n ta rum g e n e r a ju x ta To
e f e i a , llotan. Untersuchungen.
irn e fo rtii in e th o d um d isp o s ita , F lo r e n tia e 1T29, p . 215-