i J i-
I f
11
willkürliche geworden, wiewohl hie r die V'erhältnisse ganz dieselben sind, wie
bei allen anderen Pilanzeii. Die Alycelicn vieler Pilze kommen u n te r manchen
N'crhältnissen gleichsam n ic h t zum Blühen, zur geschlechtlichen Portpflanzung,
sie tragen n u r die Analoga der Brutknospen und Stolonen, nämlich, ungeschlechtliche
F ru ch tträg e r. S ta tt n u n abe r b ei der Auffindung des ungeschleclitlichen
Fru ch tträg e rs nach dem b lü h en d en Pilze d. h. n ach der geschlechtlich erzeugten
F ru ch t und der zweiten Gen eratio n weiter zu su ch en , nehmen die meisten
Alycologen, dem missverstandenen Pleomorphismus der Pilze, ihrem vermeintlichen
Bedürfnisse nach weitläufigen genetischen Beziehungen g erecht zu werden, einfach
a n : der gefundene P ilz z. B. Pen ic illium kam m it Alucor, au f einer todten
Fliege m it Kntomophthora, au f saurer Alilch m it Oidium etc. vor, ferner wuchs
au f einem K lum p en Sacclworayces Pen ic illium, Alucor u n d Oidium, aus Fliegen
m it En tomo p h th o ra wuchs u n t e r AVasser Saprolegnia, a u f AA’’asser Alucor etc.,
folglich gehören sie alle nach dem Gesetze des Pleomoiy)hismus zusammen.
Genau so würde der x>haneroganiische Botaniker h ande ln, der in einem neuen
Lande einen H au fen ganz verschiedener n ic h t b lü h en d er aber u ngeschlechtlich
sich fortx)flanzendcr Pflanzen au f G ru n d gemeinschaftlichen geselligen A'orkom-
mens genetisch zusammenfügte und ohne die B lü th e u n d die F ru ch t gesehen zu
h aben benennte. H ie r würde man das einfach I ' n s i n n nennen, bei den Pilzen
g ilt es als wissenschaftliche Leistung. — Die ungeschlechtliche Fortpfianzung,
die P ro p ag atio n , is t b ei vielen Pilzen häufiger wie bei den höheren Pfianzen.
Sie tritt in der F'orm vielgestaltiger F ru ch tträg e r sch ein b ar als vollkommene
Pflanze auf, zugleich m itu n te r in einer R e ich h altig k eit u n d ein er F'ülle, wie
sie den übrig en Pflanzen fehlt. Diese graduelle Abwe ichung der Pilze von
d e r übrig en Pflanzenwelt is t offenbar der Ursj)rung eines argen Alissverständnisses,
indem eben darin ein w h ld ich e r L'nterschied, ein förmlicher Gegensatz der Pilze
zu allen anderen Pflanzen gesehen wurde. Hierd u rch is t eine A'erwirrung und
X'nklarhcit u n te r den Pilzen entstanden, die so lange n ic h t zu beseitigen ist, als
man daran fe s th ä lt die Pleomorphie der Pilz e als ein besonderes n u r fü r diese
Organismen geltendes Naturgesetz zu h a lten . Die Pilze sind Pflanzen wie alle
anderen und wenn man einen Pilz in u n g esch lech tlich e r Fortpflanzung findet,
so is t zwar die Alöglichkeit nach einer zweiten F'orm ungeschlechtliche r F o rtpflanzung
n ic h t ausgeschlossen, die Hau p tfrag e g eh t aber wie bei einer unges
ch le ch tlich sich vermehrenden phanerogamischen Pflanze, n ach der Auffindung
der Blü th e des Pilzes d. h. nach seinen Geschlechtsorganen und der aus dieser
hervorgegangenen zweiten Generation, weil h ie rin die N atu r der Pflanzen allein
zum Ausdruck kommt u n d ohne sie eine völlige Erkenntniss, eine engere Ih ite rscheidung
u n d Ein th e ilu n g unmöglich ist.
Die Fragen also, welche, um n a c h dem etwas weiten A n lau f dieser Déduction
zu u n serer Aufgabe zurückzukommen, h ie r b ei P en ic ilh um g este llt werden mussten,
wenn sie als wissenschaftliche k la r gestellte F rag en g elten sollten, lau te ten also:
1) AA^elchen g e n e t i s c h e n Z u s a m m e n h a n g 7>it(ss P e n i c i l l i u m h a b e n ?
2) A A 'e lc h e n g e n e t i s c h e n , Z u s a m m e n h a n g k a n t i c s e tw a a u s s e r P e n i c
i l l i u m (den b ek an n ten Conidienträgern h a b e n ?
Oder um die Fragen anders, womöglich d eu tlich er auszudrücken;
Ij AA'ie i s t d i e g e s c h l e c h t l i c h e B e f r u c h t u n g v o n P e n i c i l l i u m ? w e l c
h e s i s t d i e G e n e r a t i o n d i e d a r a u s h e r v o r g e h t ?
2' T r e t e n a u f d e n A i y c e l i e n v o n P e n i c i l l i u m a u s s e r P e n i c i l l i u m
n o c h a n d e r e u n g e s c h l e c h t l i c h e F o r t p f l a i i z u n g s o r g a n e a u f ?
D i e A n tw o r t b e i d e r F r a g e n w i r d d i e L ö s u n g e i n e r d r i t t e n
3) n a c h d em G e n e r a t i o n s w e c h s e l d e s P e n i c i l l i u m u n d d e r R e i h e n f
o l g e s e i n e r F r u c h t f o rm e u v o n s e i h s t i n s i c h s c h l i e s s e n .
Sie wird es endlich ermöglichen in vie rter Ifinie
4; d em P e n i c i l l i u m s e i n e w a h r e s y s t e m a t i s c h e S t e l l u n g a n z u w e i s e u ,
damit -es aus langem Provisorium endlich in den R u h estan d kommt.
Die erste u n d wichtigste von allen F rag en sp a lte t sich eingangs n ach zwei
Richtungen. Es wird zunä chst festzustellen s e in , ob die h ie r zu suchende geschlechtlich
erzeugte F ru ch t des P enic illium ein schon n äh e r b ek an n te r, v ielleicht
anderswo bescliriebener Pilz is t, oder ob sie u n b ek an n t u n d darum n eu zu
suchen ist. Da n u n hei der frü h e r erwälin ten ersten sehr au sgedehnten A'er-
suchsreihe niemals eine b ek an n te geschlechtlich erzeugte Pilz frucht au f den
Aiycelien von Pen ic illium gefunden werden k onnte , so blieb n u r die letzte Alög-
lich k eit offen, dass man den eigentlichen Pilz g a r nicht kenne. Es musste also
die L'ute rsuchung n eu von vorn begonnen werden und vom Ursiiriiiige wie die
U n tersuchung mag auch die Darstellu n g ih re r Resultate h ie r b eg in n en , die bis
au f die frü h eren Deta ils dos ungeschlechtlichen F ru ch tträg ers durchaus n eu sind.
R r e f s l d , Hotiin. Uniersucliuiis«!’. H.