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Kenntniss des Pénicillium nach irgend ein er Kichtung einen F o rtsch ritt gemacht
h ätte . Die systematische Stellung des Pilzes ist eine verwahrloste wie früher,
seine Entwicklungsgeschichte ist ungcschlossen wie ehedem, u n d Alles das, was
seine genetischen Beziehungen zu bereichern scheint, stellt sich dem kritischen
Urthcile als u n h a ltb a r, der vorsichtigen Untersuchung, wie wir b a ld sehen werden.
als u n rich tig dar. Es ist bedauerlich es aussprechen zu mü ssen , aber es
ist unmöglich sich der Th a tsach e zu verschliessen, unser ganzes Wissen, soweit
es als sicher gelten k a n n , b le ib t nach wie vor bei der Beschreibung und der
Kenntniss des Aufbaues eines ungeschlechtlichen F ru ch tträg ers stehen, die das,
was uns Micheli im J ah re 1729 m itth e ilte, n ic h t wesentlich ergänzen. D e r ganze
Reichthuin der Literatiu- macht uns ärmer n n d unwissender als wir ohne sie sein
würden, u n d ih r Verlust dürfte minder schmerzlich empfunden werden, wenn sie
sta tt vieler unersetzbarer W e rk e vor der Belagerung von Strassbui'g im Jalire
1870 das ausschliessliche Eig en th u n i der dortigen Bibliothek gewesen wäre.
Is t n u n schon einerseits die geringe K en n tn iss der gemeinsten Pflanze, die
es gibt, eine täglich empfundene Lü ck e unseres Wi-ssens, so wird anderseits die
Abhülfe dieses Mangels zn r dringendsten Nothwendigkeit, wenn wir die nach-
th e iiig en Folgen berücksichtigen, die, sowohl was die mycologischen Methoden,
wie die Ergebnisse im Allgemeinen betrifft, aus den überaus zahlreichen T^nter-
suchungen hervorgegangen sind. Diese h aben nämlich zu vielverbreiteten Vorstellungen
u n d Ansichten über die Entwicklungsgeschichte der Pilze, über Generationswechsel
und Pleomorphismus, über W an d e lb a rk e it der Form n ach dem
Substrate etc. g e fü h rt, die einem gedeihlichen Fo rtsch ritte in der Mycologie
geradezu ein Hinderniss sind.*i Und eben diese durch P enic illium en tstandenen
*) D ie s e A n s ic h te n p a s s e n au fs b e re itw illig s te z u d e r V e rm u th u n g , d a ss v ie lv e rb re ite te a n s
te ck en d e K r a n k h e ite n d u rc h g an z g em e in e P ü z e v e ru rs a c h t w e rd e n , die n a c h dem v e rä n d e r te n
S u b s tr a te in a n d e re r F o rm a u f tr e te n . S ie v e ra n la s s e n d a h e r M ed ic in e r u n d L a ie n , die in m ycolo
g isch en D in g en n ic h t e rfa h re n s in d , z u s e lb s tä n d ig e n U n te r su c h u n g e n n a c h M e th o d e n , be i d e n e n k a um
e tw a s a n d e re s a ls Irrthum, o d e r P e n ic illium u n d M u co r, d ie g em e in s te n S ch im m e lp ilz e , h e ra u sk om m e n
k a n n . U n te r su c h u n g e n a u f P ilz e a ls U rs a ch e a n s te c k e n d e r K r a n k h e ite n sin d die schw ie rig s te n , die
es g eb en k a n n . Sie e rfo rd e rn volle H e r r s c h a f t w is s en s c h a ftlic h -m e th o d is c h e r B eo b a ch tu n g , d u rc h
w e ich e die so n a h e lie g e n d e n I r r th üm e r sämmtHch v e rm ied en w e rd en . D ie s e k a n n m a n sich n u r
d u rc h m e h rjä h rig e ausschUe ssliche B e s c h ä ftig u n g m it P ilz e n a n e ig n e n ; sie i s t d e n m e is te n M y eologen
n ic h t e ig e n : w ie k a n n sie e in L a ie b e s itz e n ? W i l l m a n in d ie s e r u n zw e ife lh a ft h ö c h s t w ich tig en
F r a g e w e ite r k om m e n , so m u s s d e r P a th o lo g e Mycologie s tu d ir e n , o d e r d e r in k r itis c h e r S ch u le g e b
ild e te Myeologe s ich d e r P a th o lo g ie z uw en d en .
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falschen Begiiffc in der Mycologie finden immer wieder in Pen ic illium selbst
einen leider zu günstigen Nährboden u n d Schutzdach, so lange es n ic h t gelungen
is t im Weg e streng wissenschaftlicher und Icritischer Untersuchung den wahren
Abschluss seiner Entwicklungsgeschichte zu finden u n d damit zugleich die I r r wege
zu kennz eichnen, in die man g e rath en ist. liie rm it ist eine besondere
Aufgabe*) in ihrem weiten Kähmen bezeichnet, die sich im Beginn der U n tersuchung
als um-ermeidliche Beigabe anschliesst, und die wir darum als leitenden
Gedanken sofort Terwertlien wollen.
1) Nm- ih re tw e g e n , n u r a u s d id a c tis ch en G rü n d e n h ab e ich die L ite r a tu r v o n l ’oniciUinm, sow
e it es m ir n o thw e n d ig s ch ien , v o ra u sg e s c h ic k t. S ie is t so n s t w is s en s ch a ftlich b e tr a c h te t w e rth lo s
u n d d em R e s u lta te d e r U n te r s u c h u n g g e g e n ü b e r ü b e rflü s s ig .