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I. Yorkoiiimen und Verbreitung von Peuicilliuin.
r n t e r den Schimmelpilzen ist Penic illhun eine der auffälligsten lirseheimmgen.
M it tin v erg le ich lid ier Z u d rin g lich k eit n ö th ig t das kleine M'eseu dem G eleh rten
wie dem l.a ie n seine lästige u n d unwillkommene Bekanntsehaft auf. ■ Es tritt
weniger durch Grösse als dureh die F ü lle seines Au ftretens, gehoben durch eine
höchst charactcristische h e llb lau e Farbe, vor anderen Schimmelpilzen h erv o r: ganz
besonders aber wird es durch seine ungemchie Häu fig k eit bemerkbar. Der Filz
is t überall, noch durch keine Beobachtung war es möglich die Grenzen seiner
geographischen \'e rb re itu n g zu fixiren. Sein A u ftreten i.st von keinem Zufalle
abhängig, es ist die natürliche u n d nothwendige Folge der A llv e rb le itu n g seiner
winzig k le in en C'onidienspoien, die er in überschwenglicher F ü lle hervorzubringen
vermag. Die Sporen verb reiten sich m it I.e ich tig k e it durch die Lu ft, .senken sich
h ie r hei fVindstille als B estandtheil des Staubes au f den Boden n ie d e r, werden
d o rt dm-ch atmosphärische Niede rschläge, du rch Regen etc. der Erde zugeführt,
i'on wo sie trocken geworden der leiseste L u ftzu g wieder em porwirhelt und
weiterfü h rt, wenn etwa der O rt der ersten Niederlassung eine Ansiedelung durch
Keim u n g n ich t ermöglicht. So verschafft sich der Pilz aller O rten Z u tritt, er ist
unvermeidlich wie die L u f t, durch die er sich verbreitet. Drausseu im Freien
le b t er a u f je d e r der natü rlich en Zersetzung anheim gefallenen organischen S u b -,
stanz n n d ganz besonders dienen ihm die absterbenden Le ib er , der mäclitigen
H u tp ilz e zur Nahrung. — Iu unseren. Wo h n u n g en ist er eine wahre Plage. Rolic
und zube re ite te Nah ru n g smittel sind seinen zerstörenden Einflüssen ausgesetzt. Er
verschimmelt den Käse, das Brod, frisclie u n d eingemaclite Frü ch te etc., u n d »ar
vielfältig sind die Schutzmittel und Meth o d en , die man 'anw en d e t iliii ahzuhalten
und zu bekämpfen. E r allein is t die Frsaelie nianclier unserer l.e b em e in rieh -
tnngen. n n d gegen ih n müssen oft weitläufige n n d lästige t'o rk elirn iig en bei E x peditionen
u n d Fehlzügcn getroffen werden um Brod, Mehl und andere Nah -
rnng.smittel vor dem Verderben resp. dem Verscliimmeln zu sclmtzen.
Zur Notli vermag sicli d e r Pilz m it der k ä rg lich sten Nnlirung zu bclielfen,
die jedem nobler g ea rteten i ’ilze zu schlecht ist. E r le b t im Ohre der Menschen,
er verschmäht n ich t abgelegte K le id e r, n ich t den feu ch t stehenden Stiefel und
dio eintrocknendc Dintc. Bald b eg n ü g t er sicli in Imsungeii von Zucker mit
minimalen Q u an itäten anorganischer Nalirimg, bald h a t es den Anscliein, als ob er
selbst den reinsten Salzlösungen noch einen verborgenen G eh a lt organischer Substanz
ahzugewinnen vermöchte. Selbst die schädlichen Einflüsse giftiger I.Osungen
von schwefelsanrein K u p fe r n n d arseniger Säure vermag- er zu ertragen. — Kein
W u n d e r, wenn man diesen k le in en Pilz den K am p f ums Dasein bei so glänzender
n atü rlich e r A u srü stu n g ü b e ra ll siegreich bestehen, wenn man ih n in edler
Fnverschämtheit all’ seine Genossen verdrängen sicht, die einen günstigen Boden
zur Ansiedelung m it ihm zn th e ile n b estreb t sind. In dem n atü rlich en \ erlaufe
einer spontanen oder k ü n stlich en Schimmelcultur wiederholt sich stets dasselbe
Schauspiel. Zu e rst erscheinen die stolzen Geschlechter der Schimmelpilze, die
hochstämmigen h lu co rin en n n d ih re Wrw an d ten . Sie verdanken allein einer
schnelleren Vegetation ihre F rn ch th ild u n g . Zwischen ih n e n erscheint mit dem
dritten bis vie rten Tage Penicillium zuerst harmlos u n d bescheiden in G e sta lt
höchst zarter weisscr Flöckchen, vereinzelte i n . die L u ft führende Fäd en des Mycélium.
Dieses wächst nach allen Rich tu n g en m it fabelhafte r Schnelligke it zu
grösseren Rasen h e r a n , die sich bald gegenseitig crreiclien u n d so das ganze
Substrat überziehen. Doch noch elio dies gescliieht, werden für die Regel iu der
INiitte jedes Rasens n ic h t h öiier wie eine liallie L in ie vom Su b strat kleine ala-
basterweisse diclite H äu fch en b em e rk b a r, dio m it gle icher Sclmelligkcit wie der
zart flockige Rasen iiacli Aussen au f dem Substrate , hier in dem Rasen selbst an
Terrain gewinnen ; sie sind die ungesclilechtlieiien sporenabsclinürenden Fruelit-
träger des Pénic illium. 'Wiederum von der M itte dieses letzten Iläu fclien s aus,
also genau im Centrum des G an z en , b eg in n t dann eine Aenderung der weissen
Farbe in ’s Bläuliclie liis h in a u f zum Farbenton des Himmels ; liierdurcli wird die
Reife der aligesclmürtcn Sporen der F ru ch tträg e r gekeimzeiehnet. D ie blaue