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den T'ebcrgaiig von Mucor in Penicillium sichergestellt, den umgekehrten Vorgang
wahrscheinlich gemacht; doch stellt er den Zusammenhang von Hefe mit
Micrococcus in Abrede.
Im J ah re 1869 b ild et Bail', in den Pilzepizootien den Uebergang von P en icillium
in Mucor ab Fig. 15', der hie rnach zu r höchsten AA'ahrscheinlichkeit
gekommen ist.
Inzwischen h a t Uo fm amy ^ neue Beobachtungen im D u n stro h r gemacht, die
er 1869 in der Botanischen Ze itung zur Ken n tn iss brin g t. E r bildet eine vielgestaltige
nnd gleichartige Keim n n g von Penic illium ab. Die Endogonidien
keimen m it Abwcrfung der Scliale. Aus Hefesediment werden Mucor Mucedo
und Penicillium glaucum m it normaler Fructification wiederhergestellt. Die h ie rfür
verwendete Hefe stammte aus dem Alycel ^-on Oidium lactis u n d ähnlichen
Mycelformen. die auch aus hefea rtig ahgeschnürten Conidien bestanden, die in
der sauren Losung n ich t in activer Sprossung waren, ohne Sporen von P en icillium
und Alucor. — Afit einer grossen AA'olke 5on Alycelium, welches n u r
vercinzelt Pinselsjmreii von Penicillium, dagegen keine hefeartigeii Conidien erken
n en lie.ss, erregte Ho fma n n Gäbrung. Die Gasblasen kamen n ic h t aus dem
Alyccl u n d nach der G äh ru n g war gewöhnliche Hefe und Kugelhefe x'orhnnden,
identisch mit der aus Alucor gezüchteten. An dem Alycel tra t also hei L u ftabschluss
die Conidienhildung oder Hefeabschnnrung nachträglich ein. H ie r ist
dahe r ein Fall, wo die G äh ru n g ausschliesslich an die besondere .Form des Aly-
ccliums, die Co n idicnabschnürnng und Sprossung gebunden ist. So e rreg t die
Pflanze u n te r verände rten Umständen einmal G äh ru n g u n d einmal nicht. Penicillium
bildet die gewöhnliclien F ru ch tb y p h en m it den Sporenketten ausschliesslich an
der L u ft in seltenen Fällen hei geringer A'ersenknng in Flüssigkeit; und jed en falls
n ieh t ohne SaucrstofFzutritt, n ich t in K o h len säu re : während die Conidien
des Alyceliums »als Hefe« auch b ei völligem Luftausschluss u u d in Kohlensäure
vortrefflich gedeihen. A u d i keimen die Sporen von P én ic illium n ich t b ei ah- ’
solutem Luftabschluss in Wasser u n te r Deckglas ein g ek ittet. Also anscheinend
ganz verschiedenes A erhalten je nach der A'egetationsform n n d dem Aledium.
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:Das h ie r Gesagte g ilt in noch höherem Grade von Alucor.) A u f einem K a r-
totfelabschnitte setzt die Hefe durch mehreno Tage die Sprossung und Cdnidien-
bildung ohne Aiyceleinschiebung- fo rt, ehe sic an die Bildung von Alycelfäden
und F ru ch th y p h e n geht. Dies beoba chtete Hoffmann wochenlang. — Die Hefe
ist eine Form der Conidicnahschnürung, so tr itt sie b ei Alucor u n d ebenso beim
Penicillium am Alycel hervor. Die Pinselsporen des Penicillium sind sozusagen
nu r eine Luftform der Ilefeconidicn, die Hefe eine AVasserform der gewöhnliclien
Luftconidieii also der Pinselsporen. Die von Hoffmann aus Bierhefe gezüchteten
Pilzformen sind folgende: P enic illium glaucum, Alucor racemosus und Alucor Alucedo,
Oidium lactis, Acrostalagmus cinnabarinus, Sporotrichum inuriiium und can-
didum, Polyactis vulgaris. H ierzu kommen noch au f abgekocbtem Sch afk o th ;
Sporotrichum spec. Cephalosporiuni Acremonium, Sporocybe byssoides; au f K a rtoffeln
Aionas crcpusculum und Bacteriuni mit n n d ohne Penicillium. Umgek
eh rt züchtete Hoffmann Hefe aus vielen Schiniinelii: Penic illium, Alucor, Botrytis
polymorpha etc. Neuerdings aus AA'einhefe gleichfalls Penicillium u n d Alucor.
Endlich sei noch e rw äh n t, dass Ilofftnann das Penicillium als n b iq u istis ch -b e zeichnet
und diese Bezeicliiriiiig mit einem lan g en A'erzeichniss von Fundorten
begleitet. — Die h ie r angegebenen R esu lta te Ilqffmann's sind sämmtlich von ihm
im Dunstrohre gewonnen.
Beess'; tr i tt n u n im J ah re 1870 den Angaben der früheren Alycologen,
wornach die 'Hefe ans Schimmelpilzen liervorgchn, entgegen. Nach ihm is t die
Hefe ein selbständiger einzelliger Pilz. E r besch reib t eine imgeschleclitliche Fru ctification,
wornach in ein er llefeze lle an der L u ft 2—4 Sporen entstehen. Die
sporenführende Hefezelle n en n t er Ascus, die in ih r erzeugten Sporen Ascussporen.
Dagegen g ib t Beess zu, dass die Sporen a-oii Alucor Alucedo u n d Alucor racemosus
in Traubenzuckcrhefelösuiig b efea itig aussprossen (Taf. IX . Eig. 1— 5) u n d Al-
koholgährung erregen.
Dies Resu lta t von Beess, der weingeistigen A'ergährung durch Alucors])oren,
bcgrüsst UoffmamP) mit Freuden, da darnach von specifischen Gährungspilzcn niclit
mehr die Rede sein k ö n n e; dass K cm die lie fe n ich t zur Fadenkeimung brachte,
schreibt Hoffmann der A'crwendung eines weniger geeigneten Apparates zu, als
' B a 'l, U e b e r P ilz e p iz o o tie n d e r fo r s tv e rh e e re n d e n R a u p e n . D a n z ig 18(59 (mit e in e r T a f e l'.
2 Hoffmann, U e b e r B a c te rien , B o tan is ch e Z e itu n g 1869 (mit e in e r T a fe l), d ie se lbe A b h a n d lu
n g ü b e r s e tz t u n d a b g e d ru c k t A n n . s c . n a t. 1 8 6 9 , X I. X o . 1.
9 Rp.ess, B o tan is ch e U n te r su c h u n g e n ü b e r d ie A lk o h o lg äh ru n g sp ilz e .
2) Hoffmann, Mycologische B e rich te 1870.
L e ip z ig 1 8 7 0 .