
D e r w e s e n t l i c h e T 'n t e r s c l i i e d d e r s e c u n d ä r e n L a m e l l e n v o n d e n
p r im ä r e n b e steh t in ih re r g;cringeren L än ^en au sd ch n u n g vom Gipfel des H u tes
nach seinem Rande. Sie gehen n ic lit bis in den Gipfel, sondern endigen plötzlich
(in verticaler Richtung) in einer h orizontalen F läch e. Diese secundären
Lamellen decken nach u n te n die grösseren Raumverhältnisse, die mit d e r Ijän g cn -
zunahme des H u tes in seinem p e rip h e risch en W a ch sth um geschaffen werden,
ln ih re r S tru e tn r stimmen sie mit den p rim ären völlig ü b e re in ; je d e von ihnen
endigt aber in verschiedener H ö h e n ach dem Flutgipfeh sie h ab e n also alle eine
un g le ich e Länge.
D ie w e i t e r e E n tw i c k l u n g d e s F r u c h t k ö r p e r s nach der Anlage seiner
sämmtlichen Elemente ist n ic h t wesentlich abweichend von Coprinus. Die
Lamellen hö ren c e n trip etal u n d centrifugal au f sich zu v e rb re ite rn u n d zu verlä
n g e rn ; inzwischen beg in n en die weitere Ausb ild u n g des Hymeniums u n d die
A'orgänge d e r Streckung.
B e im W a c h s t h u m s s t i l l s t a n d e d e r L a m e l l e n b l e i b t e i n e n i c h t u n b
e t r ä c h t l i c h e P a r t i e d e r j e n i g e n n e u t r a l e n H y p h e i i e l e m e n t e , in
w e l c h e n d ie L a m e l l e n u r s p r ü n g l i c h e n t s t a n d e n s in d , u n v e rw e n d e t
ü b r i g , s ie g e h e n n i c h t i h r e r g a n z e n M a s s e n a c h in d ie B i l d u n g d e r
L a m e l l e n a u f. Sie befinden sich in d e r Z e it, wo die L amellen zu wachsen
au fliö ren . n ach in n en zu an der Stelle, wo sie u rsp rü n g lich waren u n d h ab e n
in ih re r H y p h en n a tu r noch fast die gle iche Beschaffenheit, welche sie im An fänge
h a tte n (Taf. IX , Fig. 82). A u ch a u f dem Q u ersch n itte h a t ih re M äch tig k
e it sich kaum verände rt. Sie umg eb en den Stiel, g eh en n ach d e r einen Seite
in seine Oberfläche ü b e r , n a c h der an d e ren in die T ram a der J .am c lle n ; die
ganze Länge der eingeschobenen Lamellen tre n n t sie von der in n e ren H u tw an d ,
d e r sie vordem ebenso wie dem Stiele u nm itte lb a r angewachsen waren (Fig. 8 ).
(Mit der S treckung des c e n tralen Stieles, die im Gipfel wie b e i Coprinus
vor sich g eh t, u n d mit der Streck u n g u n d A ufspannung des Hutes n ah t d i e
E n t s c h e i d u n g ü b e r d i e w e i t e r e n S c h i c k s a l e d ie s e s n e u t r a l e n H y p h e n r
e s t e s , d e r u rsp rü n g lich n ic h t Stiel n o ch H u t war u n d schliesslich versäumte
Lamelle zu werden.
Die eigentlichen c e n tralen Elemente des Stieles, mit w elch en d e r in R ed e
stehende H y p h en re st an der Oberfläche in Vei'bindung s te h t, lo ck e rn durcli
D eh n u n g u n d S treck u n g ih re r Ze llen diese Verb in d u n g , weil die H y p lien iveder
-waclisen nocli sich strecken, also n u r eine ih re r E lastic ität entsprechende passive
D eh n u n g erfahren können. D u rch die Aufspannung des Hutes, die eine E n t-
fe ru u n g d e r Lamellen vom Stiel zu r Fo lg e h a t, werden sie zugleich iu anderer
W e ise in Mitleidenschaft gezogen. Sie sind d e r Stielobcrfläclie u n d den Lamellen
angewachsen; die T ren n u n g der Tiamellen vom Stiele versetzt sie darum in ra diale
Spannung. Bei d en d u rch die A ufspannung wachsenden Distanzen zwischen
L amellen u n d Stiel k an n es sich n ach U eb ersch reitu n g ih re r Elasticitätsgrenze
n u r meh r darum h an d e ln , wo ein Abreissen erfolgt. Es muss an der schwächeren
Stelle g e sch eh e n , u u d als solche erweist sich die \ erbiiidung mit dem Stiel.
V o n u n te n n ach oben löst sich mit der A ufspannung die Hyphenmasse vom Stiele
a b , n u r im h ö ch sten Gipfel des Stieles b le ib t die V e rb in d u n g e rh alten , an einer
Stelle des Ueberganges vom Stiele in d en H u t, die sieh n ich t streckt. In diesem
Zu stan d e ü b e rz ieh t die Hyphenmasse wie ein Schleier die Innenfläche der Lamellen.
A b e r auch der Schleier ist u n h altb ar. D e r H u t streck t sich zugleich in ra d
ia le r llic h tu n g vom Gipfel n ach dem R a n d e , u n d wie sein Radius wächst,
muss sich die u n g lü ck lich e H a u t von Neuem u n d diesmal in tan g en tialer R ich tu n g
dehnen. Sobald au c h h ie r die Elasticitätsgrenze üb erw u n d en ist, müsste sie in
S tü ck e zerreissen, wenn sie an allen Stellen gleich befestigt wäre. Dies ist sie
n ich t. Ih re stärkste V e rb in d u n g ist im Gipfel des H u te s, ih re losere a u f den
L amellen ; h ie r löst sie sich ab u n d schnellt wie ein gezogener Kautsch u k fad en
zusammen in den Gipfel des H u tes. Die Lamellen sind fo rtan frei, wie die von
an d e re n Agaricinen, die n eu tra le Hyphenmasse h än g t als eine schwammige H au t
aus dem Gipfel des Stieles ü b e r diesen h in a b , d e r L a m e l l e n s c h l e i e r i s t
z u r M a n c h e t t e g e w o r d e n , z u m A n n u l u s s u p e r u s .
D e r H u t von Amanita b eköm mt mit dem Aufspannen k ein e Längsrisse,
wie sie fü r die besch rieb en en Coprinus-Arten ch a rak teristisch sin d , die grosse
Qu ellu n g sfä llig k eit u n d E lastic ität d e r überaus m ä ch tig en H u th a u t, die seh r bed
eu ten d e Dimensionen (Taf. IX , Fig. 7) besitzt u n d aus dem dichtesten Gefle
ch t von H y p h en mit gallertig gequollenen M embranen besteht, b ew ah rt sie
v or einem solchen Schicksale. E b e n weil n u n abe r die H u th a u t des gespannten
H u te s in ta c t ble ibt, k önnen au ch die Lamellen n ich t aufgespalten werden, und
in w eiterer Folge k an n die E n tle e ru n g d e r Sporen n ich t d u rch einfachen Ab fa
ll von den gespaltenen u n d horizontal ausgebreiteten Hymenialflächen, ivie beim
Coprinus geschehen. Die Lamellen h le ib en geschlossen, n u r die Zwischenräume