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lind auc-h die Spitze des Mycelfadcns zu Fruchtträgerii, jed en weiteren Bc\Veis
ersparend, dass die Fruchtträg'cr n i c h t b e s o n d e r e B i l d u n g e n des Myceliums
sondern gewöhnliclie Aeste desselben sind, die, wenn sie m it der liu f t in directe
Berührung kommen, ih r Längenwa chsthum einstcllen k ö n n en , um dafür ih ren
protoplasmatischen In h a lt zur Sporenbildung zu erschöpfen (Taf. I I , Fig. 7b).
M it wenig Mühe k an n man sich e i n B i l d d e r w e c h s e l n d e n G e s t a l t
u n d G l i e d e r u n g d e r F r u c l i t t r ä g e r , w ie s i e j e n a c h d e r U e p ^ i i g k e i t
a u f d e n M y c e l i e n e r s c h e i n e n , verschaffen; es soll dies h ie r der Vollständ
igke it Avegen n ich t unterlassen Averden. — Im einfachsten F a lle b ei der kümmerlichsten
E rn ä h ru n g en tsteh t au f der Spitze des F ru ch tträg ers, der ganz u n v e r -
zA v eig t bleibt, e i n e Basidie, die eine einzige Reibe von Sporen h ervorbringt
(Taf. I I , Eig. S, 1). Ich fand sie n u r einige Male ganz alle in , häufiger in
Gesellschaft von mehreren Basidien, deren Zah l bis zu 6—8 h in au fsteig t (Eig. 8,2).
Diese Formen unverzAveigter F ru ch tträg e r sind K u n stp ro d u c te , die n u r bei den
vorsichtigsten Cu ltu ren gelingen. Der Regel nach v e r zA v e ig t s i c h der H a u p t-
faden, der erste Seitenast Avird immer, Avie Avir schon sahen, von der n ä ch st u n te
ren Gliederzelle u nmitte lb ar u n te r der ScheideAvand gebildet. E r s te llt sich in
der Zahl der Basidien*), die bis au f 12— 16 Avachsen k an n , gleich fru ch tb ar der
Spitze der H au p ta x e an die Seite (Eig. 8, 3). Es k önnen von derselben Gliederzelle
noch 2—8 weitere Aeste angelegt werden, die alle die gle iche liän g e wie
die H au p ta x e erreichen u n d sie u n k en n tlich machen. D e r F ru ch tträg e r trä g t in
diesem Falle eine Rosette von Aesten an seiner Spitze, die alle in derselben
Höhe inserirt sin d , und jed e r A st endigt m it einer Rosette von Basidien in
Avechselnder Zahl (Fig. 8, 4 u n d 5). A u ch au f diesem F u n k te der En twick lu n g
ble iben n u r Avenige F ru ch tträg e r stehen. Es ist gewöhnlich auch die ZAveite
ü lied erze lle frachtbar. Der h ie r n u r in der Einzahl, Aviederum genau u n te r der
ScheideAA-and entspringende A st wächst bis zur H ö h e der A x e , er th e ilt sich
') D i e Z a h l d e r B a s i d i e n i s t b i s h e r n i c h t r i c h t i g g e s e h e n w o r d e n , w e il m a n die
P r ä p a r a te im m e r m ir v o n e i n e r S e i t e an g e s e h e n h a t ; sie i s t vie l g rö s s e r a ls es in s e itlic h e r
A n s ic h t s ch e in t. U m s ich m it S ic h e rh e it v o n ih r e r Z ah l zu ü b e rz e u g e n , m u s s m a n d ie F ru c h ttr ä g e r
m ö g lich s t v o n d e n S p o re n b e fre ien u n d a u f r i c h t e n , so d a ss m a n v o n o b e n in sie h in e in s e h e n
k a n n . D a b e i i s t e s n a tü r lic h d e r U e b u n g u n d d e r R o u tin e d e s B eo b a ch te rs Vorbeha lten s ich v o r
I r r th um z u s c h ü tz e n , w ie e r le ic h t e n ts te h e n k a n n , w e n n d ie S p o ren n ic h t g e n ü g e n d e n tf e rn t od e r
zwisch en die B a s id ien g e fa lle n s in d , w o sie v o n o b e n b e s e h e n d a s A n s e h e n d e r B a s id ie h a b e n .
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durch eine Sclicideivand in eine End- u n d Gliederzelle, die letztere b le ih t selten
steril (Eig. 8, 6 ', hildet Seitenäste wie die H au p tax e , wir hekommen also einen
gegliederten H au p tfad en m it gegliedertem Seiteuaste (Fig. 8, 7 ^ 9 , . Die Zahl
der Glieder k a n n an beiden g le id i (Fig. 8, 8) oder äh n lich (Fig. 8, 7 nnd 9)
sein. En d lich vermag auch die d ritte Gliederzelle des Hauptfadens anszntreihen
u n d zu noch b edeutendere r Gliederung auszuwaclisen wie der nächstobere Seitenast';,
(Eig. 8, l ü '. Es ist Keg el, dass die u n te ren S eiten äste , die in der Einzahl
au ftre ten , in ilirer Stellung altc rn ircn nach rechts u n d lin k s , und dass sie
um so reicher gegliedert s in d , je tiefer sie an der H au p ta x e auftreten. Die
F ru c litträg e r entwickeln sich contripetal im Gegensätze zu den Mycelien. die
Spitzcmvachstliiim hab en , wie schon Loew riclitig e rk an n t liat. E in (Mycelfaden
wird zum F ru ch tträg e r, indem er an seiner Spitze zu wachsen aufhort und nun
iu seinen Segmenten von iiiiteii nacli oben austreiht.
E rs t je tz t sind wir in der Lage einen U 'e r g l e i c h aiistellen zu können
z w i s c h e n d e r G l i e d e r u n g u n d E n tw i c k l u n g e i n e s M y c e l i u m s u u d
F r u c h t t r ä g c r s v o n M n c o r e i n e r s e i t s , soweit wir sie aus dem ersten Hefte
der Schiuimelpilze k en n en u n d d e n j e t z t g e s c h i l d e r t e n ^ o r g ä u g e n v o n
r e n i c i l l i u i n a n d e r s e i t s . Es i.st dies aus mehrfachen Gründen nothwendig.
Zunä chst wird das Einzelne im weiteren \'c rg le ich e besser verstanden u n d das
We sentliclie e rk an n t, wo rau f Gewicht zu legen ist. Zweitens wird es sich zeigen,
dass au ch diese einfaelien Orgaiiisineii, die scheinbar n u r aus einem Gewirr von
Fäden bestehen, ebensogut nach liestimniteii morphologischen Gesetzen aufgehaut
sind als die höh eren P flan z en , dass ferner aus diesen Gesetzen tie f greifende
Unterschiede hervorgeheii, die man b isher, wo man die (Mycelien u n d den Anfliau
der F ru ch tträg e r weniger bcriicksiclitigto, ganz ü b ersehen h a t und dass weiter
mit diesen Un terschieden, die sich nacli der angegebenen Culturmethode leicht
feststelleii lassen, zugleich e i n v o l l k o m i i i e i i e s B i l d , ein richtiges \ erständniss
v o n d em I . c h e n d e s g a n z e n P i l z e s gcwoimeii wird",. En d lich drittens
1) Alle die F o rm e n d e r F ru cM tiS g e r v o n F ig . 8 , 2 ^ 1 0 s in d a u s v e rs c h ie d eM n C u ltu re n
e n tn om m e n v o n d em s e lb en S p o re nm a tc ria le . Sie s in d , n i e au ch C o rem ium , zu tä llig e V e rä n d e ru n g e n
n a ch d e r K rn ilh rn n g o h n e je d e C o n s ta n z , wie ich in d e n z ah lre ich s ten C u ltu re n no eh a u s s e rd em
feg tg e s te llt h ab e .
") U n le r s n e h t m a n b e i d e n P ilz e n n u r die F ru c h ttr ä g e r u n d n ic h t die M y c e lien , so v e r f ä h r t
m a n w ie e in B o ta n ik e r, d e r v o n d en h ö h e re n I’flanzen n u r d e n o b e rird is ch en T h e il b e rü c k s ie h t.g t,
sich d a g e g e n um Alle s, w a s in d e r E rd e s te c k t, g a r n ic h t k üm m e rt.