geschilderte V e rlau f der En twick lu n g d e r gle iche war. Niemals kamen die Aly-
colien ü b e r ein winziges F lö ck chen h in a u s, dessen Grösse n ach dem ersten
A u ftre ten d e r Sclerotien resp. der llh izom o rp h en n u r u n b ed eu ten d schwankte.
Diese frü h e Bildung d e r llh izom o rp h en ist eine constante. D e r v e g e t a t
i v e Z u s t a n d d e s P i l z e s , d e r e r s t m i t d em e i n f a c h e n f a d i g e n M y c
e l i u m b e g i n n t , g e h t m i t d e n l l h i z o m o r p h e n in e i n z w e i t e s m o r p
h o l o g i s c h w e i t h ö h e r d i f f e r e n z i r t e s B i l d u n g s s t a d i u m ü b e r , w e l c h e s
f o r t a n b e i b e h a l t e n w ird .
Als ich in dieser AVeise u n e rw a rte t das Ziel m e in er n äch sten AVünsche im
AA’ege d e r Cu ltu r e rre ich t sah, als ich die erste Bildung der llh izom o rp h en nach
Art der Sclerotien b eo b a ch te t h a tte , und ü b e r den morphologischen AA’e rth der
llh izom o rp h en in's K la re gekommen w a r, als ic h e rk a n n t, dass sie a l s f o r t w
a c h s e n d e s c l e r o t i a l e B i l d u n g e n , gleichsam als Sclerotien m it local sich
fo rtb ild en d cn A’ege tatio n sh eerd en , a l s S c l e r o t i e n m i t A’ e g e t a t io n s s p i t z e n ,
unzweifelhaft zu deu ten s in d , war m it diesen Resultaten zugleich die wohl-
b eg rü n d ete Hoffnung gewonnen, n u n au c h noch fe rn e r gelegene u n d schwierigere
F rag ep u n k te zu lösen. Es musste vor Allem v e rsu ch t w e rd en , die a u f den
O b jec tträg e rn gezogenen Rhizomo rp h en fo rtz u cu ltiv iren , um ü b e r die weitere
Differenzirung. die A rt der E rn ä h ru n g u n d Lebensweise , ü b e rh a u p t ü b e r die
Alorphologie u n d Physiologie der verschiedenen vegetativen Zustände des Agaricus
meUeus eine tiefere E in sich t zn gewinnen.
Ich ü b e rtru g zuerst einen Sprössling, ehe er a n f dem O h je c tträg e r ganz zn
wachsen au fh ö rte , a u f Brod, welches v o rh e r, d u rch E rh itz en au f 120® wäh ren d
der D au e r eines Tag e s, pilzfrei gemacht u n d dann mit frisch ausgekochtem
P tlaumende coct b e feu c h te t war. Die Rhizomo rp h en w uchsen rap id e fo rt zu
grossen vielverzweigten Strangsystemen, die zunä chst im S u b strate weiss blieben
u n d sich dann d u n k el fä rb te n , als sie zu wachsen au fh ö rteu . Sie durchsetzten
das Brod n a c h allen llich tim g c n im d ich ten Geffecht, wie wenn sie Alycelfäden
wären, u n d verwandelten schliesslich, das ganze Brod bis au f geringe Reste verzeh ren
d , ih re n Nährb o d en so zu sagen in e in e Rhizomorphenmasse. Das feste Su b strat
war liinderlich. das System d e r A’erzweigungen zu verfolgen u n d nam en tlich die
A’egctationsspitze in voller R e in h e it einer g en au en U n te rsu ch u n g zu unte rziehen.
Um diese Uebelstande zu v e rm eid en , liess ich in späte ren C u ltu ren das
Brod weg u n d ü b e rtru g die ju n g e n Pffanzen vom O h je c tträg e r in reines Pffaumendc(;
oct, welches ich iu Krystullisirschuleii vorh er ausg(‘koclit hatte. Sofort begann
die rapideste Entwicklung. Die Stränge n ahm en in einem 'l’agc liis zu
einem Zoll an Länge zu. Sie hliehcii weiss und b ild eten in ihrem ganzen Verlaufe
zahlreiche Scitenzweige, die sich wiederum verzweigten. Dort, wo die V er-
zweigungeii n ah e an d e r Vegetationsspitze erfo lg ten , wu rd e der Scliein einer
Dichü- oder Trichotomie h erv o rg eru fen ; in anderen F ällen entstanden die Seiteii-
zwcigc in Alcngc d ich t n eh en einander, h ie r einseitig, do rt in b ilate raler Anordnung,
in noch an d e ren F ä llen m u ltilate ral um den Alutterspross gestellt, der sicli
mitu n te r an den Seiten u n d an der Spitze in die F ü lle d e r gebildeten Seitcn-
zweigc anfzulöscii schien (Taf. X , Fig. G).
Sobald auch h ie r die N ährlösungen crscliöpft waren, ü b e rtru g ich die Rhizo-
morphenstöcke in die grössten Krystalüsirschalon, die ich k au fen konnte . Diese
wurd en seh r b a ld ganz mit Rhizomo rp h en augefüllt, die sich zum T'heil ülier die
Näh rlö su n g h o b en u n d au ch noch den le e ren T h e il der Schale ausfüllteii in
Verh ältn issen von G Zoll H ö h e u n d 8—9 Zoll Breite.
Die Dimensionen d e r einzelnen Stränge waren sehr verschieden, u n d ebenso
v ariab el waren die Dimensionen eines Stranges in verschiedenen E n tfe rn u n g en
vom A'egctationspnnktc. Die Dicke d e r Stränge än d e rte sich fo rtw äh ren d mit
zu nehmender Länge. Sie b eh ie lten n ic h t ih re Dimensionen hei, welche sie im
Vegetationspunkte b ek om m en ; n ach rü ckw ärts fand fo rtw äh ren d , so lange die
E rn ä h rn n g ausgiebig w a r, chic Zunahme des Umfanges s ta tt, welche von der
Dicke einer S trick n ad e l bis zur Dimension eines d ick en Strohhalmes u n d darü b er
hinaus sich steigerte. N u r erst dann, wenn die Nälirstofte d e r Culturlösung
d e r Ersch ö p fu ng zuneigten, wurden die Stränge d ü n n er n n d wuchsen zu langen
fadcndüiiiicn Zweigen von gleichmässiger Dicke aus, die sp äte r m it dem AA'aelre-
thumsstillstandc an der Vegotationsspilzc h ie r fast die gle iche Dicke zeigten, wie
an ih re r Ursprungsstello (Fig. Gq«. 3)-
Bis zn d en le tzten Anssprossungen iu Form der le in en fadenförmigen Stränge
b l i e b d ie g a n z e A la s s e d e r R h i z o m o r p h e n w e i s s , so lange, als sie von
der Näh rlö su n g b ed e ck t war. N u r an all d en Stellen, wo die S tränge sieh ü b e r
die Näh rlö su n g e rh o b en , oder ü b e r sie einzeln eine ku rze Strecke hinauswuchson,
tra t eine Bräuimiig der llm d en p a rtio ein, wie wir sic von d e r Rhizomorpha suh-
te rra iie a keimen. Bevor sie ab e r c in trâ t, war ein l e b h a f t e s A u s s p r o s s e i i
in e i n z e l n e H y p h e n a n d e r g a n z e n O b e r f l ä c h e d e s S t r a n g e s ausiiahms-
U r o f o l d , BoUii. Uiiteriuchung««. 111.