
im Interesse der vorliegenden A rb e it schon h ie r kurz an g eb en , dass Penicillium
die ungeschlechtliche Fruchtform eines n e u e n , entwicklungsgeschichtlich merkwürdigen
und systematisch wichtigen Ascomyceten is t, den man trotz seiner
Häufigkeit bisher ganz übersehen h at)').
F ü r unsere U n tersuchung knüpfen wir an die vorhin an g e g eb en en , von
IForowhi u n d de Bary'^) nach exa cter Methode gewonnenen Resu lta te an (die auch
neuerdings Zimmermmud) in ihrem ersten Theile bestätigt) und suchen die H a u p tfrage
bezüglich der Conidien des Mucor Mucedo durch Auffindung seiner Zygo-,
S])oren zu entscheiden.
Zuvor wird es n ich t überflüssig sein, dem Entwicklungsgänge dieses Mucor
nach unserem Programme speciell mit Rücksicht a u f alle bisher ausser Acht
gelassene Einzelnheiten zu folgen, um daran einerseits den noch n ich t hinreichend
präcisirten Gattu n g sch arak te r von Mucor im Gegensätze zu Pilobolus, anderseits
seine Eigenthümlichkeiten als Species seinen Verwandten gegenüber sch arf zu
kennzeichnen. Dem Mangel an Charak teristik nach beiden R ich tu n g en ist es
zweifellos zuzuschreiben , dass man weder über die G a ttu n g noch ü b e r die A rt
völlig im K laren ist. bald aus Mucor mehrere G a ttu n g e n , bald aus diesem mit-
sammt dem Pilobolus eine einzige macht, u n d schliesslich den Begriff des Mucor
.Mucedo so gedehnt hat. dass d a ru n te r ein grösser T h e il der Mueorinen begriffen
sein kann. (Siehe die L ite ra tu r am Ende der A bhandlung über Mucor Mucedo.)
Der -Mucor Mucedo kommt in der N a tu r au f den verschiedensten Substraten
vor. Es wird kaum eine der Zersetzung prèisgegebene organische Materie geben,
worauf er sich nicht anzusiedeln versucht. East au f allen Nahrungsmitteln der
Menschen und Thiere sind seine Samen reichlich verbreitet, und ihre Keimfähigkeit
scheint a u f dem Wege du rch den thierischen Leib eher günstig als nachtheilig
beeinflusst zu werden , zum wenigsten gedeilit er au f allen Excrementen
m it-fa s t grösserer Ueppigkeit wie au f der u n v erd au ten N ah ru n g . Ein Stückchen
Brod an hinreichend feuchtem Orte vor V erdunstung geschützt, bedeckt sich bald
mit einem dichten Filzrasen vOn Mucor, der an Ueppigke it der reichen F lo r n u r
fi N ä h e r e s b o tan is ch e Z e itu n g 1 872 N r o . '1 4 . 0 . B r e fe h l. E n tw ick e lu n g sg e s c h ic h te von
P en ic illium .
2) B e iträ g e z u r M o rp hologie u n d P h y s io lo g ie d e r P ilz e . I I . S e rie . Z u r K e n n tn is s d e r M u eo rin en .
Mucor Muc edo. S. 14— 24.
3) ZÄmmemiann. D a s G en u s M u co r. In a u g u r a l-D is s e r ta tio n . C h em n itz 1871.-
wenig nachsteht, die sich schon in einigen Tagen au f jeglichem Miste von Fleisch
und Vegetabilien fressenden Thieren in abgeschlossenem feuchten Raume erhebt.
Hier h aben die F ru ch tträg e r des Mucor Mucedo, die an Grösse und Zahl gegen
die übrigen h e rv o rtre te n , n ic h t selten eine Länge von 4—5 Zoll. Sie nehmen
mit d e r Reife ih re r Sporangien eine sehr charakteristische, g e l b b r a u n e Farbe
an, die erst in Masse mit einem eigenthümlichen Seidenglanze besonders deutlich
herv o rtritt. Den F ru ch tträg e r schliesst das Sporangium a b . welches eine gelb
g rau e F arb e besitzt, die in feuchter L u ft heller, mit dem Austrocknen hingegen
d u n k el b rau n wird.
Die Sporen (Fig. 1 Taf. I, des en tleerten Sporangium.s sind mit der Reife
sofort keimfähig. Sie v erän d e rn , in einen Tropfen frischen Pferdemist-Decoctes
gebracht, als Zeichen beginnender K e im u n g schon in wenig Stunden ih re Form.
Sie schwellen an und gehen aus der u rsprünglichen cylindrisch-eiförmigen G e sta
lt in die Kugelform über. (Fig. 2 a Taf. I . Die Grö.ssenzunahme ist hierbei
so b ed eu ten d , dass die ursp rü n g lich e Spore, die eine Länge von 0,0ÜGö —
0.0099 Mm. u n d eine Breite von 0 .0 0 3 3—0,0040 Mm. h at, oft um das 6 — lOfache'
an Ausdehnung übertroffen wird. Die Sp o renm e rab ran , in der eine Sonderung
in E n d o - 'u n d Exosporiura niemals unterscheidbar wird, folgt sich ausdehnend
der V e rmeh ru n g des In h altes. Dieser, vorher körnchenfre i, aus homogenem
liohtbrechenden Protoplasma b e s te h e n d , h at sich in einen feinkörnigen Beleg
verwandelt, der in dicker Lage die AVand auskle idet (Fig. 2 a Taf. I . während
in seiner Mitte eine grosse Vacuole sichtbar wird.
Bis. zu einem gewissen P u n k te der Schwellung vorgeschritten, brechen, in
(.'ontinuität m it der inne rn Schicht der Sporenhaut, nach einer. Fig. 2 b Taf. 1 .
iu der Regel jedoch nach mehreren (Fig. 2 c Taf. I, Seiten Keimschläuche lier-
vor, welche mit grösser Sclinelligkeit wachsen und daneben- an Ausdehnung so zunehmen,
dass man sclion in etwas späte ren Zuständen den Contour der u rsprünglichen
Spore n u r in wenigen Fällen im Verlaufe oder in der Mitte der Keimschläuche
Fig . 3 a Taf. Pj erkennen k ann, die indess ih re Lage als (.'entralpunkt der Au.s-
s trah lu n g unzweifelhaft bezeichnen. Die Keimschläuche beginnen sich regellos
nach den verschiedensten Rich tu n g en zu verzweigen und stellen schon in der
• F ris t eines Tages ein vielfach verästeltes Mycelium dar. Die Aeste 2 te r und
3 te r O rdnung werden allmählich schmäler und enger und geben in weiteren
Verzweigungen den za rten Fäden lT*sprung, die man an einem ausgewachsenen