
luit- (Acoiiitiiiii-) Arten oiitlialtcii kurz vor der Blütezeit, die Zwiebel
der Herbstzeitlose (Oolcliiciuii iuitiuniiale) im Herbste (September bis
Oktober) das meiste Oift.
Niclit in allen ballen, in denen nach dem (Jeiuiß eines Pllanzen-
toiies Unwohlsein oder selbst eine stärkere Sebädiguug der Oesundheit
sich zeigt, liegt die Wirkung eines (iiltos vor. Wenn z. H. jemand
nach dem (ienusse unreiter Früchte krank wird, oder wenn Kindei', die
halbreife Beeren der Heckenkirsche in groJier Monge verzehrt hatten,
starben, so wird es niemandem oiniallen, die botreffenden Pflanzen
ohne weiteres als giftig zu bezeichnen. Auch die eigoiuirtigen Erkrankungen,
die bei manchen Menschen regelmäßig nach dem Oenusso
gewisser brüclite (z. B. der Frdbeere) oder anderer Pllanzentoile sich
einstellen, dürfen nicht als Vergiftnngsersclieinnngen angesobon werden.
Kbensnwenig berechtigt die liautroizende Wirkung, welche die Sekrete
einiger drüsig behaarter Prinielarten (Ih'imnla obconica, P. sinensis,
P. Sicboldi, P. cortusoides) anl manche Personen ausüben, dazu, diese
Pllanzon als Ciftgewäelise zu bezeichnen; denn jono Erkrankungen
sind doch allzusehr auf eine individnello Fmpiindliclikeit gegen jene
Sekrete zuruckznlühreii und pllegen trotz der weiten Verbreitung der
genannton hnbscliou Zierpflanzen doch verhältnismäßig selten aufzutreten.
Zu r C h a r a k te r is ie ru n g e in e r P fla n z e a ls O if tp f la n z e i s t
es von w e s e n tlic h e r B e d e u tu n g , daß sie e in en S to ff e n th ä l t,
d e r schon in v e rh ä ltn ism ä ß ig k le in e r Menge im m en s c liH ch en
o d e r tie r i s c h e n K ö rp e r e in e g e sn iK lh e its s c h ä d lic h o W irk u n g
a u s u h t und zwar l e t z te r e s d a d u rc li, da.ß e r in ch om isc h e Be-
z ie ln in g e n zu w e s e n tlic h e n B e s ta n d te ile n d e r leh o iid en S u b s
ta n z t r i t t , d n rc h s e in e c h em isc h -in o le k uH u 'c n W irk u n g e n den
m o lü k iila re n A u fb au d e r le b e n d e n S u b s ta n z t i e r i s c h e r Z e ilen
v e r n i c h te t und S tö ru n g e n des S to ffw e c h s e ls o d e r s o n s tig e r
Hebens Vorgänge v e ru r s a c h t.
Die wirksamen Bestaiidteilü zahlreicher Giftpllanzen sind von der
Chemie ermittelt und rein dargestellt worden; dadurch wurde es möglich,
ihre physiologischen Wirkungen in wissenachartlich einwandfreier
Weise festznlogem Es fand sich hierbei, daß die G iftw irk n n g e in e r
S u b s ta n z n ic h t von ih r e r Q u a lit ä t a lle in a h h ä n g t, so n d e rn
au ch von d e r Q u a n tit ä t der Menge des dem Körpers einverleihten
(iiltes. Sollist hei den stärksten Cirten ist nämlich hei entsprechon-
der Verdünnung eine gesundhoitsschädliche Wirkung ausgeschlossen.
Manche Pllanzengifte, z. B. diejenigen der Tollkirsche (Atropin), des
Fimmrlintes (Digitalin), dos ScldafinoUns (Morphium) n. a. worden ,n
dür'"Arzneikiinde als unentbehrliche Heilmittel geschätzt. Aiisgespro-
chene Vergiftungaerscheinungen pllegen erst dann ei n zu trete n , wenn
das Gift in liinreichender Monge zur Wirkung kommt. Dieae, (he
d'osis to x ic a , ist für alle Gifte, die auch medizinisch Verwendung
linden, sowie für manche der anderen genau hostimmt, ebenso kennen
wir die tödlich wirkende Menge der meisten Gifte, die d o sis le ta lis .
Nicht unerwähnt darf jedoch hleihen, daß manchmal eine iudivi-
dnellü Veranlagung die Wirkung eines Giftes steigern oder ab-
schwäehen kann; ebenso können Alter und Gosehlecht, gute oder
schlechte Körperheschaffenheit, Ernährungszustand ii. dgl. dieselbe he-
einllusson.
Versuchen wir d ie P f la n z e n m it B iic k s ic h t au f die in ih n e n
v o rk o in in en d o n G ifte zu o rd n e n , so kann dieses erfolgen, entweder
nach der Natur der Gifte oder nach ihren physiologise.hen Wirknngon
auf bestiinintü Organe (Nerven-, Herz-, Blut-, Protojilasmagilte u. dgl.)
oder auch nach den äußerlich am meisten wahrnehinbareii Erscheinungen
(scharfe, narkotische und scharf-narkotische Gifte). Die letztgenannte
Eintoihing wird, weil für die ärztliche Behandlung einer
Vergiftung jiraktisch, seit langem in der Heilkunde mit Vorliebe
befolgt.
Als s c h a r f e , ätzende P f la n z ü n g if tc bezeichnet man solche, die
mit den innoron Organen des luensclilichen Körpers (der Speiseröhre,
dem Magen und dem Danikanal) in Berüliriing gebracht, einen starken
örtlichen Beiz und eine Entzündung hervorhringon. Hierhin gehören
die Gifte der Anemonen (Anemone Pnlsatilla), der Uahnenfuß-(Baimn-
culus-) und Wolfsmilch- (Eupliorhia-) Arten, der Seidelbaste (Dajibiie),
des Gottosgnadenkraiites (Gratiola ofllcinalis), der Zaunruhe (Bryoiiia),
der Soidenjillanze (Ascloiiias), des Aliienveilchens (Oyclainon), des Sade-
haumcs (.liiniperus Sabina) u.a .
Die u a rk o tiso h e ii oder hetäiibciulen G ifte wirken entweder
allein oder doch vorwiegend auf das Gehirn (G e liirn n a rk o tik a ) oder
vorwiegend auf das Bückeninark (B ü c k e nm a rk n a rk o ti ka). Zn ersteren
gehören die Gifte der Kornrade (Agrostemma Githago), des Schlnf-
niohns (Pajia-ver soinnifornin), der 'rollkirsche (Atropa helhulonna), des
Bilsenkrautes (Ilyoscyanius niger), des Hanfes (Gannahis sativa,), der
Goldregen-(Gytisus-) Arten, dos Gift-Hattichs (Hactuea virosa); zu letzteren
zählt man unter anderen die Gifte des Mutterlcirns (Glaviceps
juirpurea), des Taumollolohs (Holium tcmiilentum), der Germer- (Vera-
tnim-) Arten.