
V irg in isc h e r Tab ak .
sich aber im Verlaufe des Blüheiis mit der Streckung der Blumeu-
krone, erreichen die Narbe und bringen Eigenbestäubung zuwege, falls
Fremdbestäubung nicht erfolgte.
Standort und Verbreitung. Das Vaterland ist wahrscheinlicli
Südamerika. Die Pflanze war zur Zeit der Entdeckung jenes Erdteiles
schon ein dort aUgemein angebautes Gewächs, dessen Blätter in besonderen
Pfeifen geraucht wurden. Romano Pane, ein Reisegefährte
des Kolumbus, sandte 1518 zuerst Samen der Pflanze an Karl V.; heute
ist sie in vielen Teilen der Erde eine wichtige Kulturpflanze. Als
Zierpflanze findet sie sich häufig in Gärten.
Gift und dessen Wirkung. Alle Tabakarten sind starke Giftpflanzen;
weniger die frischen Pflanzeuteile, als die zum Rauchen,
Kauen, Schimpfen verwendeten getrockneten Blätter geben Veranlassung
zu Vergiftungen. Mit Ausnahme der Samen, die kein Alkaloid enthalten,
findet sich in allen Teilen der Tabakpflanze das sehr giftige
A lk a lo id ; Nicotin (CioHj^Nj), in reinem Zustande eine farblose
Flüssigkeit, die an der Luft schnell gelb und braun wird, von brennend
scharfem Geschmack und tabakartigem Geruch. Diese Base
tindet sich in den Blättern von 0,6 bis 0,8 Proz. und zwar au Apfelsäure
oder Zitronensäure gebunden; außer ihr sind in geringer Menge
als B e g le i ta lk a lo id e in den Tabaksblättern gefunden worden: das
gleichfalls giftige, flüssige Nicotein (CjgHijNj), das flüssige Nicotimin
(CjoHjjNg), isomer mit Nicotiniu, und das feste, kristallinische Nico-
tellin (CioHgNj). Der Alkaloidgehalt des Tabaks ist sehr verschieden,
je nach den Bodenverhältnissen und der Kultur der Pflanze. — Die
M irkung des Nicotins ist eine äußerst rasche und kommt derjenigen
der Blausäure und des Coniins an Sclinelligkeit gleich. Das Gift wirkt
in allen Fällen, gleichviel, auf welche Weise es in den Körper gebracht
wird. — ln d e r H e ilk u n d e werden heimtzt: Die an d e r
L u ft g e tro c k n e te n B lä t te r (Folia Nicotianae).
Tnfi'l 90.
AHrginischer Tabak. Nicotiana tabacum L
1 Blühender Sproß. 2 Blüte im Längsschnitt. 3 Fruchtknoten im Querschnitt.
4 Fi’uchtkapsel. 5 Same. 6 Same im Längsschnitt. 3, 5, G vergr.
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