
d e r B lü te , zu e in e r w e iß en I la a r k r o n e um g e b ild e t, dient a ls
F lu g a p p a r a t und F a lls c h irm zur E r le i c h te r u n g d e r A u s b r e itu
n g d e r Samen d u rc h d en Wind. — Gegen unberufene, den
Stengel hinauf kriechende Insekten schützen sich der Gift- und der
wilde Lattich in eigentümlicher Weise. Die Deckblätter der Blüten-
körbchen, die Blütenstiele und die oberen kleinen Laubblättchen führen
in den Zellen der Oberhaut einen weißen Milchsaft, der bei der geringsten
Verletzung der äußeren Zellwand mit Gewalt hervorquillt.
Kleine Insekten, z. B. Ameisen, die, beim Ersteigen der Stengel in die
Blütenregion gelangend, mit den Krallen ihrer lü ß e jene von Milchsaft
strotzenden Zellen ritzen, werden sofort von dem weißen, klebrigen
Safte bedeckt. Ein Entrinnen ist für die Tiere meist nicht möglich,
da der Saft au der Luft schnell zu einer zähen, später braun werdenden
Masse erhärtet. Leichen von Ameisen, Aphisarten und anderen kleinen
Insekten findet man oft massenhaft an den Blütenstäiiden festgekittet.
Standort und Verbreitung. An trockenen, sonnigen, felsigen
Orten, auf hellen Waldplätzen, durch West- uud Südeuropa; im Westen
Deutschlands häufig. Wurde früher an manchen ()rten (z. B. bei
Zell an der Mosel) zur Gewinnung des Saftes kultiviert.
Gift und dessen Wirkung. Die Lactucaarten sind leicht narkotisch
wirkende Pflanzen, in ihrer Wirkung dem Bilsenkraut in etwas
ähnlich. Sie besitzen einen äußerst bitter schmeckenden, eigentümlich
betäubend riechenden Milchsaft, der eingetrocknet g e lb b ra u n e in n e n
weiße Klumpen bildet, die als „Lactiicarium“ in der Medizin verwandt
werden. Aus diesem und direkt aus dem Milchsäfte wurde als
wirksamer Bestandteil das Latucerin (CssIL^Oa) als hlaßgelbe, bitter
schmeckende Nadeln dargestellt. Die dem Opium ähnliche Wirkung
des Milchsaftes war schon den Alten bekannt ( T h r i d a x a g r ia des
Dioskorides, auch von Plinius wird sie erwähnt). Außerdem finden sich
als Bitterstoffe unbekannter Zusammensetzung häufig das Lactupikrin
und (his 0,3 Proz.) das kristallisierhare Lactucin. — In d e r H e ilk u n d e
w u rd e f r ü h e r benutzt: d e r au s d e r k u lt iv i e r t e n P fla n z e d u rc h
A h s c h n e id e n d e r S te n g e l g ew o n n e n e u n d e in g e t r o c k n e t e
M ilc h s a f t (Lactucarium germanicum).