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arzneiliolien Gegenmittel in Anwendniig gebracht werden dürfen. Der
Laie möge sich b is zu r A n k u n ft des A rz te s d a r a u f b e s
c h r ä n k e n , u n t e r A nw en d u n g a l l e r zu G e b o te s te h e n d e n
M itte l, d a s G ift au s dem K ö rp e r zu e n tf e r n e n , o d e r l)ei V e rw
u n d u n g e n d ie W e ite rv e r l) r e itu n g des G ifte s d u rc h U n te r b
in d u n g d e r B lu th a lin zu v e rh in d e rn , u n d b e i n a rk o tis c h e n
G ifte n die zu b e fü r c h te n d e B e tä u b u n g n ic h t a u fk om m e n zu
la s s e n . Das letztere läßt sich erreichen, wenn der Kranke, von zwei
Personen gestützt, in frischer Luft unaufhaltsam hin und her geführt
wird, wobei durch beständiges Sprechen und Fragen seine Aufmerksamkeit
rege zu halten ist. Kalte Wassergüsse oder Eisumschläge
auf den Kopf sind weiterhin als lindernde und ableitende Mittel angebracht.
Zur Entfernung des Giftes aus dem Magen nehmen die brechen-
erregenden Mittel seit alter Zeit eine hervorragende Stelle ein.
Manche Gifte reizen schon von Natur zum Erbrechen, in welchem
Falle das letztere nach Möglichkeit zu begünstigen ist. Durch Kitzeln
des Schlundes und Gaumens mit dem Finger oder einer Feder, durch
Gaben von das Brechen erleichternden Flüssigkeiten (lauwarmes Wasser,
schwacher Kaffee, Kamillenaufguß oder anderer Mittel, die gerade zur
Hand oder schnell zu beschaffen sind) ist dafür zu sorgen, daß der
Magen rasch von dem Gifte geleert wird; hierbei ist sehr wichtig, die
Anwendung der Brechmittel solange fortzusetzen, bis man annehmen
darf, daß kein Rest des Giftes mehr im Magen zurückgeblieben ist.
Bei Vergiftungen durch die sogenannten scharfen Gifte stellt sich
in den meisten I^ällen das Erbrechen von selbst ein oder es ist mit
den oben genannten Mitteln leicht bervorzurufen.
Narkotische Gifte bewirken bald eine Lähmung des Magens, und
kann dann das Erbrechen meist nur durch die stärksten Mittel erregt
werden. Die Wirkung des letzteren kann dadurch begünstigt werden,
daß man den Kranken, wie vorhin angegeben, in beständiger Bewegung
hält. Der Arzt wird in solchen Fällen ohne Verzug zum Auspumpen
des Magens schreiten.
Fliegenpilz. Amanita muscaria (Pers.)A
Tafel 1, Fig. 1 . Wandtafel 1, Fig. 3.
Fam,: Blätterpilze. Agarieaeeae.
A m a n i t a v on am a n ita i (g r.), w om it d ie G rie ch en alle E rd so hw äm m e be-
z e ich n eteu . A g a ricu s in u s c a riu s L.
A g a r i c u s von a g a r iko n (g r.), d em Z u n d e rs c hw am m , n a c h Dioakorides von
e in e r L a n d sc h a ft S a rm a tie n s „A g a ria “ g e n a n n t; m u s o a r i u s von musca, Fliege.
F lieg en p ilz, weil er, in Milch g ek o c h t, zu r V e rtilg u n g d e r F lie g en b e n u tz t wird,
Beschreibung. H u t und S tie l sind im Jugendzustande in einer
gemeinsamen Hülle eingebettet, welche später, wenn der Stiel sich
streckt, zerreißt; ihr unterer Teil bleibt am knolligen Grunde des
Stieles als Scheide sitzen, ihr oberer Teil bleibt dem Hute zunächst
fest angeheftet, zerreißt aber bei der Ausdehnung des letzteren in
Stücke, die als weiße Fetzen an demselben sitzen. Der Rand des Hutes
ist mit dem Stiel durch einen Schleier verbunden, der später zerreißt
und als häutiger Ring (Manschette) um den Stiel angeheftet bleibt. —
Der S tie l ist oberhalb des Ringes fein längsgestreift (es sind die
Stellen, an denen im Jugendzustande des Hutes die Blätter desselben
mit ihrer unteren Schneide auflagen), unterhalb des Ringes glatt, meist
weiß gefärbt, innen weiß, zuerst markig, später hohl. — Der H u t
ist zuerst halbkugelig, scharlachrot, er breitet sich allmählich flach
aus, und im Alter erhebt sich der Rand etwas, so daß der Hut
innen schwach vertieft ist. Seine F'ärbung geht dann ins Gelbrote
und zuletzt ins Ledergelbe über. Die Oberfläche ist glänzend; in
der Jugend ist er von den weißen Fetzen der Überreste der Hülle
wie mit weißen Warzen bekleidet, die jedoch später vom Regen fortgespült
werden. — Die B l ä t t e r (Lamellen) sind weiß, radial am
Stiele angeordnet, mit messerschneideförmigem, unterem Rande. —
F le is c h weiß, an der Luft unveränderlich, hat einen faden Geschmack
und Duft.
Der Pilz ändert ab in der Größe aller Teile (A m a n ita p u e lla
Pers.) und kommt auch mit gelblichem Stiele vor (A m a n ita fo rm o sa
Eabenh.). V e rw e c h s e lu n g e n dieses Giftpilzes mit ähnlichen kommen
in Deutschland im allgemeinen nicht vor, da er durch seine Färbung
zu leicht kenntlich ist. In Südeuropa dagegen findet sich der ihm
ähnliche, als Speisepilz geschätzte Kaiserschwamm (A. c a e s a r ia ), der
Ea ae r, Giftpflanzen. 1
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