
Mistel. Viscum album (L.).
Tafel 78.
Fam.: Mistelgewächse. Loranthaceae.
V i s c u m v o n Viscus, V o g elleim ; M iste l v om a lth o c h d e u ts c h e n „M is til“.
Beschreibung. E in k le in e r , als Schmarotzer auf Laub- und
Nadelhölzern wachsender, gabelästiger S tr a u c h , mit kurzem, dickem.
Stamm (Fig. 1). Jedes Glied der Gabel endet in einer meist hlüten-
tragenden Spitze. Unter dieser entspringen in den Achseln zweier
Blätter zwei neue Äste. Zweige an den Stengelgliedern leicht abbrechend,
mit dicker, grüner Rinde. — B l ä t t e r breit-zungenförmig,
lederig, fast zwei Jahre bleibend, zu zwei gegenständig an der Spitze
der Sprosse, von zwei bis drei derben Längsnarben ^durchzogen. —
B lü te n (F’ig. 1), auf kurzen Sprossen am Ende der Zweige, in den
Achseln kleiner Hochblätter entstehend. — Blüten dioecisch. — S ta u b b
lü te n (Fig. 2). — K e lc h fehlt. — B l ü t e n h ü l l e fleischig, gelb,
unten verwachsen, ohen vier-, zuweilen dreiteilig, mit aufrechten, dreieckigen
oder elliptischen Zipfeln. — S t a u b b l ä t t e r 4, ohne Staubfäden,
Staubbeutel den Zipfeln der Blütenhülle angewachsen. —
F r u c h t b l ü t e n (Fig. 3 u. 4) ohne Kelch; Blütenhülle gelb, fleischig,
unten verwachsen, oben mit vier freien Zipfeln. — F r u c h t k n o t e n
eiförmig, unterständig, einfächerig,, mit einer Samenanlage; Griffel
fehlt; Narbe sitzend. — F r u c h t (Fig. 1 u. 5) eine einsamige, zuerst
grüne, nachher weiße, saftige Beere. — S am e n (Fig. 6) dreieckig, weiß,
am Grunde genabelt, in der Beere mitten in einer weißlichen, klebrigen
Substanz liegend.
Blütezeit: März, April.
Biologisches. Die Mistel ist e in e g rü n e , selbst assimilierende
S c hm a ro tz e rp f la n z e , d ie ih r em W ir te n u r W a s s e r und in
d iesem g e lö s te u n o rg a n is c h e N ä h rs a lz e e n tn im m t. Bei d e r
K eimu n g der durch A^ögel an die Äste angehefteten Samen biegt sich
das grün gefärbte hypocotyle Glied des Keimlings der Unterlage zu, und
verbreitert sich zu einer Haftscheibe, aus deren Mitte sich die erste
„ S e n k e rw u r z e l“ entwickelt. Diese dringt durch die Rinde senkrecht
bis zur Astachse vor. Im folgenden, dem zweiten Jah re , entspringen
senkrecht zu ihr mehrere grüne Wurzelstränge, die parallel mit der
Astachse unter der Rinde verlaufen. Von diesen „R in d e nw u r z e ln “
zweigen sich nun alljährlich im rechten Winkel, also wieder senkrecht
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