
nördlich vereinzelt auch in Böhmen, in der Lausitz und in Baden vorkommt.
Blätter, Stiel und Fleisch des letzteren sind aber gelb.
Biologisches. Der Fliegenpilz nimmt teil an der Pilzwurzelbildung
(Mykorhiza) der Waldbäume (siehe Juniperus Sabina).
Standort und Terhreitung. In lichten Nadel- und Laubholzwäldern,
am Rande von Waldwiesen von August bis Oktober in Deutschland
allgemein verbreitet.
Gift und dessen Wirkung. Der Fliegenpilz ist der augenfälligste
Pilz unserer Wälder, der nur im Jugendzustande mit eßbaren Pilzen
verwechselt werden und zu Vergiftungen Veranlassung geben kann. E rbrechen,
Leihschmerzen, Schwindel, Ohnmacht, schwacher Puls sind die
Erscheinungen, welche sich nach dem Genuß von Fliegenpilzen einstellen,
meist führt die Vergiftung jedoch nicht zum Tode. — Eine
Abkochung der Pilze in Milch wird zur Tötung der Fliegen benutzt. —
Der Träger des Giftes ist das A lk a lo id : Muscarin (CsHisNOg), rein
dargestellt geruch- und geschmacklose, farblose, an der Luft leicht
zerfließliche Kristalle. — Das Muscarin steht in naher Beziehung zu
dem „C h o lin “, aus dem es durch Oxydation entstehen kann. Mit
Cholin ist das nicht giftige „A m a n itin “ des Fliegenpilzes identisch,
welch letzteres aber leicht in das giftige sog. „ P s e u d om u s c a r in “
übergehen kann. — Beim Erhitzen des Muscarins bildet sich Trimethylamin.
— Das Muscarin ist ein sehr intensiv wirkendes Gift, welches
die Herztätigkeit lähmt, die Pupille verengt und hierin sowie in seiner
sonstigen Einwirkung auf den tierischen Körper eine dem Atropin
(siehe Atropa belladonna) entgegengesetzte Wirkung ausübt, so daß
eine Vergiftung durch Muscarin durch eine Atropingabe schnell gehoben
werden kann. — Außer dem Muscarin soll der Fliegenpilz noch
ein besonderes, leicht zersetzliches, nicht näher bekanntes „Pilzgift“
enthalten. — Der Fliegenpilz ist frisch und gekocht giftig, jedoch
scheint der Giftgehalt nicht an allen Standorten der gleiche zu sein;
in manchen Gegenden wird er abgekocht, nach Abgießen des Kochwassers,
in anderen Gegenden, z. B-. im Erzgebirge, wird er ohne entgiftende
Vorbereitung gegessen. In Japan ist er z. B. weit weniger
giftig als in Europa. In Lappland, in Kamtschatka und Ostsibirien
wird er noch verzehrt und zur Herstellung eines berauschenden Getränkes
benutzt, das in eigentümlicher Weise eine Erhöhung der
Körper- und Geisteskräfte, die mit Wahnvorstellungen aller Art verbunden
ist, bewirkt. In diesen Fällen ist die Wirkung des Giftes auf
die einzelnen Individuen sehr verschieden; während die einen in traurige
Stimmung versetzt werden, geraten die anderen in hochgradige Erregung
und Wut j in der sie zu außergewöhnlichen Kraftleistungep.
befähigt sind. Die „Bersefkerwut“ der Nordmänner soll gleichfalls
eine Folge des Genusses von Fliegenpilzen sein.
1 Fliegenpilz. Amanita muscaria Pers. 2 Knollenblätterpilz. Amanita
S bulbosa Pers. 3 Mutterkorn. Glaviceps purpurea Tul. 4 Kartoffeibovist.
I Scleroderma vulgare Fr. 5 Speiteufel. Russula emetica Fr.
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