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etwas zusammengedrücktes, nicht aufspringendes Nüßchen, das von deu
scheidenförmigen Hüllblättchen umschlossen bleibt (Fig. 7). — S am e
hängend, von einem feinen, grünen Häutchen bedeckt (Fig. 8). Embryo
weiß, gekrümmt (F’ig. 9). Cotyledonen ölig, fleischig.
Blütezeit: Juli, August.
Biologisches. Z w e i h ä u s i g e , e r s tw e ib l i c h e (proterogyne)
P fla n z e . Erst vier bis fünf Tage, nachdem die weiblichen Pflanzen befruchtungsfähig
geworden, öffnen sich an den männlichen die Staubbeutel,
die an zarten Fäden pendeln, und der Wind trägt den Blütenstaub
auf die Narben (wiudblütige Pflanzen).
Standort und Verbreitung. Der Hanf wird wild gefunden in
den weiten Gebieten Mittel- und Nordasiens, iu Mittel- und Südrußland,
m Sibirien, in Persien, in Kaschmir, im Himalaja bis zu 3000 m und in
China. Seit den ältesten Zeiten in den genannten Gegenden kultiviert.
Nach H e ro d o t bauten die Skythen die Pflanze an; im 3. Jalirb.v. Chr.
soll schon die Hanffaser zur Ausrüstung der Schiffe in Sizilien aus
Gallien hergebracht worden sein. Danach hätten die nordeuropäischen
Völker die Pflanze schon sehr früh gekannt, und nimmt man an, daß
die Germanen dieselbe und den Namen dafür aus der Aralgegend mit-
brachten. In den Überresten der Schweizer Pfahlbauten fehlt der
Flachs. Die Ausbreitung über weite, klimatisch so verschiedene Gebiete
und mehrtausendjährige Kultur haben die Pflanze im Aussehen
zwar wenig, in ihren Eigenschaften und ihren physiologischen Wirkungen
dagegen sehr verändert. Unter den klimatischen Verhältnissen
des Nordens ist sie zur Faserpflanze, durch die Sonne des Südens zur
Arzneipflanze und zum Reizmittel geworden.
Gift und dessen Wirkung. Das Kraut der Pflanze besitzt ausgesprochen
narkotische Wirkung. Die G if tw irk u n g wird einem
A lk a lo id : dem Cannabin, Cannabinin oder Tetancannabin zugeschrieben.
Eigenschaften und chemische Zusammensetzung dieses Stoffes
sind nicht näher bekannt, wie auch sein Vorhandensein in der Hanfpflanze
von einigen Chemikern in Zweifel gezogen wird. Die letzteren
nehmen an, daß es sich nicht um ein spezifisches Alkaloid, sondern
um „C h o lin “, eine auch sonst im Pflanzenreich vorkommende giftige
Base handelt. Von anderen wird die physiologische Wirkung dem in
den äBierischen ölen der Pflanze enthaltenen Cannaben (C15H24) einem
Sesquiterpen zugeschrieben. Der in Indien kultivierte, auch Cannabis
mdica genannte Hanf enthält die erwähnten Stoffe in weit reichlicherer
Menge als die in nördlichen Gegenden zur Fasergewinnung angebaute
Pflanze. — Die Ausdünstungen der Pflanze erregen Kopfschmerzen und
Schwindel. In geringer Menge eingenommen oder geraucht, verursachen
die Blätter und Stengel eine Art Rausch, dem Opiumräusche sehr
ähnlich. Der von den Bewohnern Hiudostans, Arabiens, Persiens, Hanf. Cannabis sativa L.
1 Sproß der männliclien Pflanze. 2 Sproß der weiblichen Pflanze. 3 Staubblüte.
4 Staubblatt. .5 Fruchtblüte. 6 Fruchtknoten. 7 Frucht. 8 Same, nat. Größe
u. vergr. 9 Same im Längsschnitt. 3 bis 7 u. 9 vergr.
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