
Blüte falten sich des Abends die Blumenkronblätter zusammen zum
Schutze des Blütenstaubes und der Narben. — Die auf die große,
w e ith in s ic h tb a r e , schalenförmige B lü te a u f f lie g e n d e n In s e k te n
fin d e n n u r B lü te n s ta u h , keinen Honig. Die zahlreichen Staubbeutel
öffnen sich schon vor dem Aufblühen der Blüte und bedecken
sich ringsum mit Blütenstaub; über ihnen stehen die Narbenlappen.
Die gegen die lilafarbigen Blumenkronblätter als gelber Kreis sich abhebenden
Staubgefäße zeigen auf die Mitte der Blüte als die geeignetste
Aiifflugstelle für die Insekten, und durch die Stellung der Narben ist
Fremdbestäubung gesichert. — B e s tä u h e r s in d B ien en , H um m e ln
u n d S c hw e b flie g e n , auch kleine Käfer, die sich oft mehrere Tage
in der Blüte aufhalten. — Die F r u c h t g le ic h t e in e r S t r e u s a n d b
ü c h s e ; es entstehen an ihr am oberen Bande infolge Schrumpfung
der äußeren Zellwand jedem Fruchtfach entsprechende kleine Löcher,
durch die der MTud beim Anstoßen der holzig und trocken gewordenen
Stengel die zahlreichen Samen herausschleudert.
Standort und Verbreitung. Ist in wirklich wildwachsendem Zustande
bisher noch nicht gefunden worden; in einzelnen Gegenden Südeuropas
ist sie den Kulturen entronnen und hat sich verwildert hier
uud da angesiedelt. Man nimmt au, daß Papaver somniferum ein Abkömmling
des in Europa häufig wild vorkommenden und vereinzelt
auch kultivierten Papaver setigerum ist, den auch die Bewohner der
Pfahlbauten gemäß aufgefundenen Kapseln schon anhauten. Da der
letztgenannte Mohn in Asien nicht vorkommt, so muß, die Abstammung
des Schlafmohns von ihm als richtig vorausgesetzt, der Anbau der
Mohnpflanze in Südeuropa und Nordafrika seinen Ursprung haben. Die
Kultur der Pflanze in Griechenland uud Vorderasien geht bis in vorgeschichtliche
Zeiten zurück. Homer und Theophrast kannten die
Pflanze und ihre schlafmacheuden Eigenschaften, zu Dioskorides’ Zeit
gab es schon die Abarten mit weißen Samen; zu Plinius’ Zeit war der
Mohn eine Kulturpflanze Ägyptens. Wann er nach Indien gekommen
ist, läßt sich nicht mehr feststellen; heute nimmt die Kultur der Pflanze
dort uud in China zur Gewinnung des Opiums an Ausdehnung stets
zu. Allgemein wird der Schlafmohn wegen des aus deu Samen gewonnenen
Mohnöles augebaut.
Gift und dessen Wirkung. Giftig sind alle milohsaftführenden
Teile der Pflanze, Stengel, Blätter und unreife Samenkapseln, und zwar
ist das Gift in dem Milchsaft enthalten, der eingetrocknet das Opium
darstellt. Infolge der ausgedehnten Anwendung, die das Opium seit
langer Zeit iu der Heilkunde gefunden, ist der Milchsaft chemisch
genau untersucht, und es sind in demselben z a h lr e ic h e A lk a lo id e
nachgewiesen, die ihrer chemischen Zusammensetzung und physiologischen
Wirkung nach sehr genau bekannt sind. Schlafmohn. Papauer somniferum L.
1 Blühender Sproß. 2 Staubblatt. 3 Fruchtknoten im Querschnitt. 4 Fruchtknoten
im Längsschnitt. 5 Same. 2 bis 5 vergr.
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