turen in den beiden Sommern 1889 und 1890. Während nämlich
in dem ersteren die Temperatur am Grund niemals über 4°,6 stieg,
betrug dieselbe im zweiten Sommer schon Mitte Mai 5° und erreichte
Mitte September das Maximum von 5°,8. Die Erscheinung ist um
so auffälliger, als der Sommer 1890 im Durchschnitt weit kühler
war, als derjenige von 1889. Zur Erklärung der Erscheinung ist eine
genaue Betrachtung, in welcher Weise die sommerliche Erwärmung
des Sees vor sich geht und welche Faktoren für dieselbe massgebend
sind, nothwendig. Ehe wir aber dazu übergehen, wollen wir zunächst
einige andere auffällige Erscheinungen besprechen, welche besonders
geeignet erscheinen, über die Art der Erwärmung Aufklärung zu
verschaffen. Dass die Temperatur nach der Tiefe nicht gleichmässig
abnimmt, ist eine schon längst bekannte Thatsache; aus den Untersuchungen
von Simony, F o r e l , G e is tb e c k u . A. wissen wir, dass sie
während der Sommermonate in den obersten Schichten langsam,
dann von einer bestimmten Tiefe an sehr rasch fällt bis nahe auf
ihren Minimalwerth, dass ferner die untersten Schichten eine sehr
gleichmässige Temperatur besitzen. Indessen hat man sich bisher
fast durchweg darauf beschränkt, diesen Temperaturverlauf im allgemeinen
und vor allem die Differenzen zwischen Oberflächen- und
Grundtemperatur festzustellen. Dagegen ist die Zone, in welcher
die raschen Uebergänge stattfinden, bis jetzt noch fast gar nicht
untersucht worden. Der einzige, der auch auf sie schon seit länger
seine Aufmerksamkeit gerichtet hat, ist der Altmeister der Seenerforschung,
Geh. Hofrath Simony. Wir haben es daher von vornherein
als eine unserer Hauptaufgaben angesehen, diese Uebergangszone näher
zu studiren. Gleichzeitig mit uns hat nun auch E. R i c h t e r bei
seinen Forschungen im Wörther See diese Zone eingehend untersucht.
Das Ergebniss, zu dem er dabei gelangt, stimmt vollständig mit dem
von uns am Weissen See gefundenen überein, dass nämlich auch in
jener Uebergangszone die Temperaturabnahme keineswegs gleichmässig
verläuft, dass sich vielmehr der eigentliche Uebergang von
den hohen zu den niederen Temperaturen auf eine schmale Schicht
von nur wenig Meter Breite zusammendrängt, die R i c h t e r sehr treffend
als Sprungschicht bezeichnet.
Wir wollen nun die Erscheinung, wie sie am Weissen See sich
zeigte, im einzelnen verfolgen. Am 6. September 1889 hatte der
See eine Oberflächentemperatur von 13°,8. Dieselbe nahm bis zu
einer Tiefe von 17 m ziemlich gleichmässig bis auf 10° ab. Dann
folgte die Sprungschicht, welche die Tiefen von 17—22 m einnahm.
Auf diese 5 m Tiefendifferenz nahm die Temperatur um eben so viel
Grade ab, jedoch nicht gleichmässig, am raschesten vielmehr in den
beiden ersten Metern. Bei 18 m Tiefe betrug die Temperatur nämlich
nur noch 8°,45, bei 19 m 7°, sodass hier auf einen Meter Tiefenunterschied
eine Abnahme um 1,5 Grad kommt. Unterhalb der
Sprungschicht war die Temperatur fast constant; sie nahm auf fast
45 m nur noch um einen halben Grad ab. Am 6. Oktober war die
Sprungschicht schon viel weniger ausgeprägt und zugleich tiefer herabgesunken.
Sie lag an diesem Tage zwischen 30 und 40 ni Tiefe;
innerhalb dieser 10 Meter sank die Temperatur um 2°,5, von 7° auf
4°,5, auch hier wieder am raschesten in den ersten 2,5 m, auf welche
eine Temperaturabnahme von 1°,4 kam. Unterhalb der Sprungschicht
zeigte sich die Temperatur constant. Am 3. November war die
Sprungschicht fast vollständig verschwunden. Der See war bis zu
einer Tiefe von 50 m gleichmässig auf 6° erwärmt, dann folgte allerdings
zwischen 50 und 53,5 m eine Abnahme derselben auf 4°,9, der
Grund hatte die Temperatur 4°,6.
Am 17. Mai des folgenden Jahres war die Sprungschicht noch
nicht wieder ausgebildet, wenn wir nicht die oberste Zone bis zu
10 m Tiefe als solche bezeichnen wollen. In dieser Zone sank die
Temperatur nämlich ziemlich rasch von 8°,4 auf 6°, während von
da an bis zum Grund eine Abnahme um 1 Grad stattfand.
Sehr eigenthümliche Verhältnisse fanden wir am 22. Juni. Die
Sprungschicht war vollständig ausgebildet; sie lag in der Tiefe von
15 bis 17,5 m, auf welche Tiefendifferenz die Temperatur von 9° auf
6°,2 sank, sodass auf 1 m eine Abnahme um mehr als einen Grad
kam. Die rascheste Abnahme kam auch hier wieder auf das oberste
Meter der Sprungschicht, für welches sie fast 2° betrug. Aber auch
in der oberen Zone war die Temperaturabnahme durchaus keine
gleichmässige, sie erfolgte vielmehr auch hier in merklichen Sprüngen.
Von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 5 m hatte das Wasser
eine fast gleiche Temperatur von 11°,2. Auf die nächsten 2Va m
fiel dieselbe dann um einen vollen Grad, blieb von 7,5 bis 11 m
Tiefe wieder nahezu constant, um zwischen 11 und 12,5 m von neuem
um fast einen Grad zu fallen.
Am 27. Juli war die Temperaturveränderung in der oberen
Zone bereits wieder viel regelmässiger, doch war im Gegensätze zu
dem Verhalten am 22. Juni die Abnahme für die ersten 5 m rascher
als für die folgenden 10 m vor sich gegangen. Die Sprungschicht
nahm die Tiefen von 15 bis 22,5 m ein, auf welche'eine Temperaturabnahme
von 4° kam. Dieselbe war also viel weniger plötzlich, als
im vorhergehenden Monat und auch auf die ganze Sprungschicht
ziemlich gleichmässig vertheilt. Am 14. September waren die obersten
10 m gleichmässig auf 12° erwärmt, von 10 bis 17,5 m nahm die
Temperatur um 1° ab, dann folgte von 17,5 bis 22,5 m der Sprung
auf 7°,2. Die Sprungschicht war diesmal also wieder etwas schärfer
ausgebildet, wie am 27. Juli, aber doch nicht annähernd so, wie im
September des vorhergehenden Jahres. Die raschere Abnahme fiel
auch diesmal auf die obere Hälfte der Sprungschicht.
Eine weitere höchst auffällige Erscheinung ist, dass die Erwärmung
der grösseren Tiefen in den eigentlichen Sommermonaten nur
sehr langsam vorwärts schreitet, der Hauptsache nach sich vielmehr
erst in den Monaten September und Oktober vollzieht, in einer Zeit
also, in welcher die oberen Schichten bereits wieder eine sehr merkliche
Abkühlung erfahren. Am 6. September 1889, wo die Oberflächentemperatur
14° betrug, fanden wir in einer Tiefe von 22,5 m