de Montbeliard macht über das Erdbeben folgende Angaben: „Am |
5. December fand 3 h. p. in Schwaben und dessen Umgebung ein
Erdbeben statt, das stark genug war, um Glocken ertönen zu machen.
Der Erschütterung folgte ein plötzliches Erheben und Aufschäumen
in einem öffentlichen Brunnen. Die Bewegungen hatten die Richtung
SO.—NW. Um 7 h. p. folgte ein zweiter aber leichterer Stoss.
Das Schloss Rechberg (im württembergischen Jagstkreis) wurde stark
erschüttert; der Berg, auf welchem dasselbe steht, öffnete sich an
mehreren Stellen; noch drei oder vier Jahre nachher sah man dort
grosse Spalten, und die Erde war so locker und schwammig, dass
man mit Leichtigkeit Pfähle ganz in sie versenken konnte. Das
Erdbeben breitete sich über Thüringen, Oesterreich und einen grossen
Theil von Deutschland aus.“ Ihm folgt im 'wesentlichen P errey, der
demgemäss auch in das Württembergische den Ausgangspunkt des
Erdbebens verlegt. Das ist entschieden falsch; das Gebiet stärkster
Erschütterung lag nach S uess (Die Erdbeben Nieder-OestVrreichs.
Denkschr. der k. Akademie der Wissensch. Bd. XXXIII. 1874) in
der Nähe von Villach in Kärnten, wo das Erdbeben furchtbare Verwüstungen
anrichtete. Von hier pflanzte es sich der Mürz-Linie folgend
nach Nieder-Oesterreich fort, wo es in Wien noch sehr erhebliche
Beschädigungen an Gebäuden, namentlich am Stephansdom
verursachte. Ob aber dieses Kärntner Erdbeben sich wirklich bis in
das Rheingebiet fortgepflanzt hat, wie S chumacher annimmt, wenn er
(Die Bildung und der Aufbau des oberrheinischenTiefiandes. 1890. S. 18)
sagt: „Auch das schreckliche Erdbeben, welches am 4. December 1690
Wien heimsuchte, wurde in Strassburg verspürt,“ erscheint mir äus-
serst zweifelhaft, da das Erdbeben weder in der Schweiz, noch in
den Oesterreich zunächst gelegenen Theilen Bayerns wahrgenommen
zu sein scheint. Vielmehr möchte ich mich den Ansichten von S uess
und Volger anschliessen, dass hier die Erschütterungen zweier Gegenden,
Kärntens und Schwabens, nahe der Zeit nach zusammenfielen,
vielleicht auch das letztere Erdbeben durch das erstere angeregt |
wurde, eine Erscheinung, die auch sonst öfters beobachtet ist. Den
Zusammenhang des Kärntner mit dem sächsisch-thüringischen Erdbeben
lasse ich hier als ausserhalb meiner Aufgabe liegend unerörtert
und verweise lediglich auf die angeführte Arbeit von S uess.
Was die Zeit des Erdbebens betrifft, so. fehlen leider aus Oesterreich
darüber Angaben. Im Jagstkreis trat wie schon oben angegeben
der erste Stoss um 3 h. p., der zweite um 7 h. p. ein. In
Frankfurt wurde das Erdbeben zwischen 3 und 4 h. p. wahrgenommen.
(L rs.)
1691.
Am 26. Januar wurde in Basel um 6 h. a. ein Erdstoss verspürt.
(M. nach P hil iber t; B ertr. ; v. H.; P.): v. H off führt noch
eine zweite Erschütterung vom 4. Januar an, jedoch ohne eine Quelle
anzuführen. Da dieses Erdbeben sowohl bei B ertrand wie bei Merian
fehlt, so ist die Angabe v. H off’s wohl als irrthümlich anzusehen.
Sehr zweifelhaft steht es auch mit dem Erdbeben vom 19. Februar
<neuen Datums), das nach v. H o f f und P e r r e y sich über fast das
tarne Alpengebiet und bedeutende Theile Süddeutschlands und de.
östlichen Frankreich verbreitet, besonders stark aber in Venedig.
Basel und Metz aufgetreten sein soll. Die Hauptquelle beider is
Gueneau d e M o n tb e lia rd | der bekanntlich nicht immer sehr zuverlässig
ist. Sonst erwähnt dieses Erdbeben nur noch die L e r s n e r sehe
¡Chronik. Nach derselben wurde es am 10. Februar (alten Datums,
[was mit 20. neuen Datums stimmt) um 7 h. a.’in Mainz, Frank-<
Ifurt a. M., Hanau empfunden. Dagegen fehlen bei B e r t r a n d , S c h e u c h -
z e r und den Basler Chronisten alle Mittheilungen darüber. Wir dürfen
daher wohl annehmen, dass die Schweiz m der That von dem
[Erdbeben nicht betroffen worden ist. Wahrscheinlich handelt es sich
auch hier wieder, wie bei dem Erdbeben vom 5. December des vorhergehenden
Jahres, um zwei verschiedene Ereignisse, ein Erdbeben
in den Ostalpen und ein zweites m dem ja öfters von Erderschut-
iterungen betroffenen Gebiete von Mainz—Frankfurt Das letztere hat
[sich dann vielleicht nach Lothringen herüber fortgepflanzt, wo
ausser Metz auch noch Saarlouis als von demselben betroffen an-
|gegeben wird.
1692.
Am 18. September zwischen 2 und B h. p. wurde ein grösser
[ Theil von Mitteleuropa von einem ziemlich heftigen Erdbeben er-
Ischüttert das sich am 20. zwischen 8 und 9 h a. wiederholte.
Am stärksten erschüttert wurde Brabant, namentlich Antwerpen und
1 Brüssel. Von hier aus verbreitete sich das Erdbeben über Flandern,
Holland, die Normandie, das südliche England, wo es namentlich
in Dover Zerstörungen anrichtete, das östliche Frankreich und einem
Theil von Süddeutschland und der Schweiz. In Mainz und Frankfurt
wurde es noch sehr lebhaft verspürt. Als die äussersten Punkte
seiner Verbreitung dürfen wohl Paris im Westen, Waadt und Wallis
im Süden gelten. Aus dem Eisass, der Pfalz und Baden fehlen
Nachrichten, doch ist wohl nicht zu bezweifeln, dass es auch hier
wahrgenommen ist. (G. d. M.; B ertr.; L er sner; Phil- Ti.ans., . .
P.) K eferstein gibt noch ein Erdbeben vom 28. Oktober in rrank
furt an, jedoch ohne Quelle; da L ersner nichts davon berichtet, ist
die AnÖgabe wohl zu bezweifeln.
1693.
Am 26. December (16. alten Datums) 1 h. p. fand zu Frankfurt
a. M. eine Erderschütterung statt, (v. H. nach L e r sn er ; P.)
1699.
v. H off erwähnt Erdstösse, welche im Januar in der Schweiz,
am Rhein und Main und gleichzeitig in Hamburg wahrgenommen
sein sollen, gibt jedoch keine Quelle an. Da dieselben bei B ertrand,
S cheuclizer und Merian fehlen, ist die Mittheilung wohl zu
bezweifeln.