Wolken und Nebeln in der Luft vorhandenen Wasser zukomme,
„dass auch der gasförmige und unsichtbare, in unserer Atmosphäre
nie fehlende Wasserdampf in verhältnissmässig hohem Grade im
Stande sei, der Wärmeausstrahlung und damit der Abkühlung der
Erde entgegenzuwirken.“
2. Der Einfluss der Niedersehläge.
Aus den Publicationen der forstlich-meteorologischen Stationen
von Elsass-Lothringen habe ich die Niederschlagssummen und Verdunstungsgrössen
für unsere drei Beobachtungsstationen in extenso
entnommen und aus diesen Zahlen die zehnjährigen Mittel berechnet
(cf. p. 202 u. 207). Von diesen Werthen wurde in vorstehenden
Untersuchungen zum Theil schon Gebrauch gemacht.
Ich beschränke mich in Folgendem darauf, nachzutragen, was
für unsere Arbeit noch von Interesse sein dürfte.
1. Die Niederschläge auf freiem Felde sind in allen Monaten reichlicher
wie im Walde1.
2. Die Menge der'Niederschläge nimmt mit der Erhebung zu2.
3. Das Maximum der Niederschläge liegt im Juli, das Minimum
im Februar3.
Einzeluntersuchungen über den Einfluss der Niederschläge auf
die Temperatur des Bodens kann ich nicht anstellen, da das mir
zur Verfügung stehende Beobachtungsmaterial dazu unzulänglich ist.
Ich verweise zur Begründung auf L ey st4 , welcher auf Grund zahlreicher
Messungen zu dem Schlüsse kam: „Zur Darstellung des
mittleren und jährlichen Ganges der Temperatur im Erdboden ist
es wohl ausreichend, in den obersten Tiefen stündlich und in den
nächstfolgenden Tiefen zweistündlich die Beobachtungen auszuführen;
doch bei Untersuchungen in speciellen Fällen hat es sich herausgestellt,
dass diese Termine nicht ausreichend sind.“
Grössere Veränderungen in der Boden wärme nach heftigen
Regengüssen, nach kalten Nächten, Rauhfrost und Reif sind wohl
in unserem Beobachtungsmaterial zum Ausdruck gelangt, lassen sich
1 cf. F a u t r a t und S a r t i a u x (B i e d e rm a n n , 1. c. Bd. 7. p. 2 ; Bd. 8. p. 73 ;
218; Bd. 10. p. 321). J o h n e n und B r e i t e n l o h n e r (Centralblatt für das gesammte
Forstwesen. 1877. p. 325) machen übrigens darauf aufmerksam, dass Niederschlag
und Verdunstung von der Durchforstung und Lichtung des Waldes abhängen.
Die in Wirklichkeit dem Waldboden zugeführten Niederschlagsmengen sind jedenfalls
grösser als die aufgezeichneten, da ja die an den Aesten und Stämmen der
Bäume herabfliessenden Wassermengen nicht gemessen werden.
2 cf. C e n t r a l b l a t t , 1. c. 1878. p. 258. Ueber die Abhängigkeit der
Niederschläge von der Seehöhe, Himmelsrichtung und Oberfläche einer Gegend.
8 Nach F a d t r a t : Influence comparée des bois feuillus et des bois résineux
sur la pluie et sur l’état hygrométrique de l’air. Comptes rendus 1877. 85. Bd.
p. 340 — hängt die Menge der Niederschläge im Walde von dem Baumbestand
ab. Fichtenbestände sollen einen grösseren Einfluss auf den Wassergehalt der
Luft haben.
4 L e y s t , Bodentemperatur in Pawlowsk. 1. c. p. 309.
aber nicht verfolgen*. Aus dem Vergleich der mittleren monatlichen
Niederschlagssummen und den mittleren monatlichen Bodentemperaturen
ergiebt sich:
4. Die Extreme der Bodentemperaturen fallen zusammen mit den
Extremen der Niederschlagssummen.
5. Die niedrigeren Temperaturen im Waldboden entsprechen den
geringeren Niederschlagsmengen im Walde.
6. Auf die Temperaturen der unteren Bodenschichten der Krume
hat das Sickerwasser einen bedeutenden Einfluss.
Je nach dem Material des Bodens2 wird das Niederschlagswasser
langsamer oder schneller durchsickern und dadurch weniger
oder mehr die eine oder die andere Schicht in ihrer Wärmeleitungsfähigkeit
beeinflussen. Dieser Ausgleich hängt von dem Conden-
sations- und Absorptionsvermögen3 des Bodens ab. So ist nach
F a k s k y 4 das Condensationsvermögen für Wasserdämpfe um so grösser,
je thonhaltiger die Erde ist. Die Oberfläche condensirt am meisten,
nach der Tiefe nimmt die Condensationsfähigkeit immer mehr ab 5.
Hagenau mit seinem reichen Thonboden, ebenso Neumath, bestätigen
dies. Nach heftigen Regengüssen stossen wir schon in geringer
Tiefe auf Gru n dwa s s e r . Die relativ hohen Bodentemperaturen
in grösseren Tiefen bei Neumath müssen zum grossen Theil von
dem gut durchfeuchteten Boden herrühren. Ich verweise hier auf
Untersuchungen von M. und E. B ecquerel. Dieselben haben gefunden,
dass in einer Tiefe zwischen 16 und 26 m, wo unter normalen
Umständen die Jahresamplitude der Temperatur wenige Grad beträgt,
in Folge von Grundwasser Temperaturen veranlasst wurden,
welche nahezu den Schwankungen der Lufttemperaturen folgten3.
Hagenau mit seinem stark aufgelockerten Boden zeigt trotz, der
Grundwasserschwankungen einen regelmässigeren Gang. Dies rührt
davon her, dass das Grundwasser anhaltender zurückgehalten wird.
Wo überhaupt, wie bei Hagenau, Diluvialboden die Erde auf grössere
1 Nach starkem Regen konnte z. B. ein Ansehwellen der Oberflächentemperatur
in einzelnen Fällen nachgewiesen werden. Einzeluntersuchungen darüber
h a t S t e l l w a a q (1. c. W o l l n y 1882) angestellt und gefunden, dass die Erwärmung
um so heftiger wa r , je höher die Temperatur der Luft und je feiner und
trockener die Bodentheilchen waren.
2 W o l l n y , Ueber Temperatur und Verdunstung des Wassers in verschiedenen
Bodenarten und den Einfluss des Wassers auf die Bodentemperatur. 1876.
8 H e i n r i c h , Die Absorptionsfähigkeit des Bodens für Wasserdampf. B i e d e r m
a n n , 1. c. XII. 1877. p. 16. Referat aus: Landwirthsch. Annalen des Mecklenburgischen
patriot. Vereins. 15. Jahrg. 1876.
4 F a r s k y , Prager landwirthschaftliches Wochenblatt. 1877. No. 5. p. 35;
39. No. 6. p. 47. No. 7. p. 57. No. 8. p. 69. cf. B i e d e rm . XII. 1877.
6 W. K n o p , Landwirtschaftliche Versuchsstationen. 4. Bd. p. 301, beweist,
dass dem Boden durch Condensation weit mehr Wasser zugeführt wird als
durch Regen.
6 M. B e c q u e r e l und E. B e c q u e r e l , Comptes rendus 1877. 84. Bd. p. 515.
Observations de température faites au Muséum d’Histoire naturelle pendant l’année
1876 etc. Comptes rendus 1878. 86. Bd. p. 1222. Sur la température de l’air
à la surface du sol et de la terre à 36 mètres de profondeurs etc.