Wärme das Vierfache derjenigen eines Durchschnittsbodens beträgt.
Die Bodenoberfläche zeigt besonders starke Temperaturschwankungen
nach Gewitterregen. Die Bodentemperatur steigt erheblich. B reiten-
lo h n er1 erklärt diese Erscheinung als Folge blosser Wasserabsorption
im Boden.
Am 11. Mai, 7. und 17. December 1891 war im Hagenauer
Forst starker Regenfall am Vormittag. Die Nachmittagstemperatur
zeigt eine auffallend starke Erhöhung. S tellwaag 2 hat experimentell
gezeigt, dass die Temperatur von humosem Kalkboden in vollständig
trockenem Zustande durch Zuführung von Wasser sich um 8,3° C.,
Lehmboden um 5,6° C. erhöhen kann.
4. Die Frage, in welcher Weise die Bodenwärme abhängig ist
von der Absorption der Gase oder von chemischen Reactionen,
ist bislang noch nicht gelöst. P illitz 3 hat wohl Absorptionsversuche
mit Ammoniak gemacht4, ebenso die Absorption des Kalis und' der
Phosphorsäure in dem Boden untersucht. Anf die hierbei unbedingt
auftretende Wärmetönung hat er bei seinen Versuchen nicht geachtet.
Weitere Arbeiten sind mir nicht bekannt geworden. Doch
möchte ich nicht verfehlen, an dieser Stelle auf die Wichtigkeit
solcher Versuche aufmerksam zu machen, zumal die Ansicht, dass
die Absorption auf einer Flächenattraction mit starker Wärmeentwickelung
beruht, sich nicht von der Hand weisen lässt.
5. Die Farbe des Bodens5 ist auf dessen Erwärmung nicht ohne
Einfluss,
doch darf aus der Farbe allein ohne Berücksichtigung der sonstigen
Eigenschaften des Bodens auf dessen Wärme Verhältnisse kein Schluss
gezogen werden. So bedarf der dunkle, humusreiche Boden zu seiner
Erwärmung einer grösseren Wärmemenge als der Sandboden. Er
wird sich deswegen trotz stärkerer Absorption der Licht- und Wärmestrahlen
unter Umständen nicht so hoch erwärmen als der Sandboden.
Im Allgemeinen wird sich der dunkle Boden — humöser
Lösslehm, Sandmoor |f- trotz der grösseren specifischen Wärme mehr
erwärmen als der hellere Diluviallehm, Diluvialmergel. So ist der
humusreiche dunkle Waldboden durchweg kühler wie der Feldboden.
6. Die Neigung des Terrains gegen den Horizont beeinflusst die
Temperatur des Bodens.
Nach W ollny6 ist der südliche Hang wärmer wie der östliche,
1 B r e i t e n l o h n e r , Bodentemperatur und Kegenfall. Agriculturphysik. 1884.
Bd. VII. p. 408—415.
2 S t e l lw a a ö , Untersuchungen über d ie Temperaturerhöhung verschiedener
Bodenconstituenten und Bodenarten bei Oondensation von flüssigem und dampfförmigem
Wasser, sowie von Gasen. Agriculturphysik. 1882. Bd. V. p. 210.
3 F r e s e n i u s , Zeitschrift für analyt. Chemie. 14. Jahrg. 1875. 3.—4. Heft.
4 W. K n o p , F r e s e n i u s 1. c. 1875.
5 W o l l n y , Untersuchungen über den Einfluss der Farbe des Bodens auf
dessen Erwärmung. Agriculturphysik. 1. Bd. 1878. p. 43—69.
6 W o l l n y , Untersuchungen über die Temperaturverhältnisse des Bodens
bei verschiedener Neigung des Terrains gegen die Himmelsrichtung und gegen
den Horizont. Agriculturphysik. IX. 1886. p. 1—70. X. 1887. p. 1—54. X. 1888.
p. 345—366.
Störungen im regelmässigen Gang der Wärmebewegung. 245
westliche, nördliche; er ist ferner um so wärmer, je grösser die
Neigung des Geländes gegen den Horizont ist. Melkerei liegt an
einem südöstlichen Hang mit 17° Neigung, Neumath an einem westlichen
mit 2° und Hagenau vollkommen in der Ebene. Wir haben
gefunden, dass Melkerei in den Sommermonaten relativ die höchsten
Temperaturen zeigt. Die z. Th. sehr hohen Werthe von Neumath
sind jedoch auf die Plateaulage zurückzuführen, dann auf den Umstand,
dass in Neumath die freie Seite des Thermometers nach Süden
gerichtet war (cf. p. 187).
7. W ollny 1 hat experimentell nachgewiesen, dass die Bodentemperatur
durch oberflächliche Abtrocknung eine Erhöhung
erfährt.
Da Versuche in dieser Richtung bei unseren Stationen nicht
vorliegen, kann ich dieser Frage nicht näher treten.
B. Der Einfluss der Niederschläge und der Bewölkung.
1. D e r E i n f l u s s d e r B e w ö l k u n g .
Die Bewölkung wurde Vormittags 8 Uhr und Nachmittags 2 Uhr
beobachtet und in Zehntel des ganzen Himmelsgewölbes ausgedrückt.
Tabe l l e 15.
Bewölkung. 1882—91.
Hagenau Neumath Melkerei
8 Uhr 2 Uhr Mittel 8 Uhr 2 Uhr Mittel 8 Uhr 2 Uhr Mittel
8,6 7,6 8,1 8,3 7,6 8,0 5,6 5,4 5,5
7,2 6,6 6,9 7,2 6,4 ' 6,8 5,3 5,3 5,3
7,2 6,9 7,1 7,2 6,8 7,0 6,4 6,0 6,2
6.8 7,2 7,0 6,8 6,8 6,8 5,7 5,9 5,8
6,5 6,8 6,7 6,6 6,7 6,7 5,7 6,0 5,9
6,5 6,8 6,7 6,5 6,4 6,5 5,4 6.1 5,8
6,5 7,0 6,8 6,7 6,6 6,7 5,7 6(0 5,9
6.2 6,4 6,3 6,4 6,3 6,4 5,1 5,2 5,2
6(2 6,2 6,2 6,5 6,5 6,5 5,3 5,3 5,3
8,0 7,4 7,7 7,7 7,3 7,5 6,4 6,2 6,3
8,6 8,4 8,5 8,6 8,2 8,4 6,9 7,2 7,1
8,7 8,1 8,4 8,6 8,1 8,4 6,6 6,3 6,5
7,2 7,1 7,2 7,2 7,0 7,1 5,8 5,9 5,9
1. Die Bewölkung nimmt sowohl im Jahresmittel als auch in den
einzelnen Monaten mit der Seehöhe ab. In den Wintermonaten
sind die höher gelegenen Orte relativ am wenigsten bewölkt.
2. Das Maximum der Bewölkung fällt in November, Dezember;
das Minimum in den August, September.
1 W o l l n y , Ueber den Einfluss der oberflächlichen Abtrocknung des Bodens
auf dessen Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnisse. Agriculturphysik. III.
1880. p. 325—348.