das Jahr 1884 als das niederschlagsärmste; der 1887 von Hüningen,
Odern nnd Melkerei notirte geringste Jahresniederschlag tritt nur
wenig gegen den von 1884 zurück.
Wie aus den Tabellen (7a, b) erhellt, haben die im Windschatten
der Vogesen gelegenen Stationen der Ebene (auch Strassburg
während seiner langen Beobachtungsreihe, vergl. R aulin, D ietz
und Originale 1881—-90) nie die Niederschlagshöhe von 1000 mm
erreicht; die Stationen des Sundgaues haben dieselbe theilweise überschritten,
während auf den höchsten Gebirgsstationen das Minimum
der bisher beohachteten Jahresniederschläge nicht unter jenen Betrag
herabgegangen ist.
In der langen Beobachtungszeit der Station Wesserling haben
nur 6 Jahre (1857, 58, 62, 64, 74, 92) jenen Werth unterschritten.
Die hier beobachtete Minimalziffer von 811 mm fällt auf das Jahr 1857.
Die Tabelle 8 giebt die Extreme der monatlichen Niedergchlags-
summen und deren Abweichungen vom 10jährigen Mittel 1881—90
wieder.
Die grösste monatliche Niederschlagshöhe hat in diesem geschlossenen
Zeitraum Sewen mit 482 mm (Nov. 1882) notirt, welche
beträchtliche Menge nur von Wildenstein, in dem regenlochartigen
Thalabschluss der Thur gelegen, in den Jahren 1880 mit 553 mm
(Dec.), 1882 mit 525 mm (Nov.) und 1886 mit 529 mm (Dec.), übertroffen
wird.
Nach Sewen folgen Oberbruck, Odern, Melkerei, welche sämmt-
lich über 400 mm in dem gleichen Monate jenes Jahres gemessen
haben.
Die Niederschlagshöhe über 200 mm ist wenigstens ein Mal
in mindestens einem Monate von fast allen Stationen (ausgenommen
St. Gilles, Colmar, Altbreisach, Hüningen, Mülhausen I. G. (Stadt)
und Oelenberg) erreicht worden, bei der Melkerei und Oberbruck
in 10, bei Sewen und Odern in 9, bei Sengern in 7, bei Wesserling
in 6 verschiedenen Monaten.
Bei den Stationen, welche hier eine Ausnahme bilden, kommt
in dem eine längere Zeit umfassenden Beobachtungsmaterial nur
bei Oelenberg (October 1880) die Höhe von mehr als 200 mm vor,
bei den übrigen tritt sie hinter diese Grösse mehr oder weniger
zurück.
Die geringste Niederschlagsmenge eines Monates in unserer
Normalperiode haben mit 0,0 mm verzeichnet im Februar 1890
Mülhausen Stadt und Colmar und im Februar 1887 St. Gilles.
Als gleiche, vollständig trockene Monate erwiesen sich für Altbreisach
der Januar 1874 und für Mülhausen Stadt, Dammerkirch,
Oelenberg, Wesserling, Sennheim, Sengern und Gebweiler der Februar
1891, welch’ letztere anormale Trockenperiode sich beim Rhein in
der gewaltigen Blosslegung zahlreicher und grösser Kiesbänke docu-
mentirte.
Während seiner längeren Beobachtungsreihe hat Wesserling
ausserdem bloss 0,0 mm noch zu folgenden Zeiten verzeichnet:
Februar 1863, December 1864, September und December 1865,
November 1867.
Nur auf der Melkerei ist das Minimum des monatlichen Niederschlags
nicht unter 10 mm gesunken, während dasjenige aller übrigen
Stationen sich dem angeführten, beobachteten minimalen Werthe von
0,0 mm mehr oder weniger nähert.
Wie aus dem Vergleich der positiven Abweichungen vom lOjäh-
rigen Monatsmittel mit den negativen hervorgeht (s. Tabelle 8), sind
die ersteren fast durchweg bei allen Stationen grösser als die letzteren.
Diese Thatsache bestätigt den von Meyek 1 ausgesprochenen und auf
Grund des von ihm verarbeiteten Materials bewiesenen Satz: „es
ist zu erwarten, dass das absolute Maximum vom Mittelwerthe um
mehr absteht als das absolute Minimum, dass also die Grösse der
Schwankung vornehmlich durch intensive und andauernde Regen bedingt
wird, weniger durch anhaltende Dürre.“
Die Summe der positiven und negativen Anomalie von der
mittleren nicht reducirten Niederschlagshöhe ergiebt die absolute
Schwankung, welche, wie aus der Tabelle 9 erhellt, auf den Gebirgsstationen
einen ausserordentlich hohen Betrag erreicht.
Gemeinsam ist den Gebirgs- und ihnen benachbarten Ueber-
gangsstationen das Aprilminimum und das Novembermaximum, welches
bei der Melkerei mit geringer Differenz sich auf den December
verlegt.
Bei Masmünster und Tagolsheim fällt das Maximum der Schwankung
auf den März, welcher Monat hinsichtlich dessen bei den übrigen
genannten Stationen nächst dem December mehr oder weniger angedeutet
ist.
Bei der oberrheinischen Tiefebene und am westlichen Rande
derselben tritt das Maximum der Schwankung in den Sommermonaten
ein; den geringsten Werth weist die letztere in den Monaten Januar
und Februar bezw. April auf.
Zum Schluss der Betrachtung der Niederschlagsextreme wollen
wir die in den Tabellen 10 a, b, c zusammengestellten, für die Praxis,
so bedeutungsvollen, absoluten grössten Tagesniederschläge ins Auge
fassen.
Die im Decennium 1881—90 beobachtete grösste tägliche
Niederschlagsmenge ist am 2. März 1886 in Sewen mit 116,2 mm,
in Oberbruck am gleichen Tage mit 113,8 mm gemessen worden.
Der Maximalwerth von über 100 mm Niederschlag an einem
Tage wurde in der Normalperiode und in den übrigen verarbeiteten
Zeiträumen bis 1892 nur. yon der Melkerei mit 100,9 mm (27. December
1882) und von Alifeld mit 108,0 mm (9. October 1889) notirt,
an welch’ letzterem Datum Sewen 82,9 mm gemessen hat.
Die Extreme der übrigen Stationen bleiben hinter diesem hohen
1 H. M e y e k , Die Niederschlagsverhältnisse von Deutschland, insbesondere
von Norddeutschland, in den Jahren 1876—85. (Archiv der deutschen Seewarte
XI. 1888. Hamburg 1889. S. 3 u. 9.)