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Die Beobachtung der Temperaturverhältnisse1 des Weissen Sees
bei Urbeis hatte zu dem Schluss geführt, dass die Bildung der sogenannten
Sprungschicht der Temperatur wesentlich durch die Abkühlung
der Oberfläche des Sees in Folge der Ausstrahlung und der
durch dieselbe hervorgerufenen Verticalcirculation bedingt sei. Es
war der Satz ausgesprochen worden, dass die Sprungschicht um so
tiefer zu liegen komme, je stärker die Abkühlung der Seeoberfläche
gewesen sei, da die Verticalcirculation um so tiefer gehen müsse,
je niedriger die Temperatur und dem entsprechend je grösser das
Gewicht der herabsinkenden Wasser war.
Nach dieser Auffassung kann die Bildung der Sprungschicht
nur zu jenen Zeiten erfolgen, wo wirklich die Oberflächentemperatur
geringer ist, als die der unmittelbar darunter liegenden Tiefen, d. h.
vorzugsweise in den Nachtstunden.
In den Tagesstunden, genauer ausgedrückt in jenen Zeiten,
wo die Seeoberfläche höher temperirt ist, als die tiefer liegenden
Schichten, kann nach dieser Erklärung von einer Verticalcirculation
nicht die Rede sein, da in diesem Palle eine Schichtung mit
stabilem Gleichgewicht vorhanden ist.
Die Untersuchung der Sprungschicht zu verschiedenen Tages-
ünd Nachtstunden und an unmittelbar auf einander folgenden Tagen
schien deshalb geboten zu sein, einmal, um durch die Beobachtungen
zu constatiren, dass thatsächlich in den Tagesstunden keine Veränderung
jener Temperaturschicht eintrete, dann aber, um eine innerhalb
zweier auf einander folgenden Tage etwa stattgehabte Veränderung
mit den Nacht- resp. Minimaltemperaturen der Seeoberfläche
in Verbindung zu bringen.
Die Beobachtungen fanden am 22., 23. und 24. August statt.
Am 22., dem Ankunftstage, fand nur eine Messungsreihe statt, hauptsächlich,
um die allgemeinen Temperaturverhältnisse des Sees, der
monatelang ohne Beobachtung geblieben war, festzulegen. Am 23.
wurde 5 Mal, 1 Mal Vormittags, 3 Mal Nachmittags und 1 Mal
spät Abends beobachtet. Diese Beobachtungen hatten den Zweck,
jedesmal die Tiefe der Sprungschicht genau festzulegen. Am 24.
wurden zwei Beöbachtungsreihen gemessen, um eine eventuelle Ver