Aus der Tabelle zu 1. folgt ferner:
3. Mit zunehmender Erhebung erhöht sich die Bodentemperatur
im Vergleich zur mittleren Lufttemperatur. Die Oberfläche
des Gebirgsbodens und der Hochebene wird also relativ stärker
erwärmt wie der Boden der Tiefebene. Die relativ stärkste
Erwärmung erfährt die Hochebene und zwar im Sommer h
Kerner v . Marilaun 2 hat durch zahlreiche Messungen in den
Tiroler Centralalpen ermittelt, dass die Differenz zwischen der Oberflächentemperatur
und der Lufttemperatur bei einer Höhe von
1000 m . . . . 1,5°
1300 „ . . . 1,7°
1600 J f jg . . | 2,4°
beträgt. Die Differenz 1,3° von Melkerei (930 m) sehliesst sich gut
an die KERNER’schen Angaben an.
Eine Erklärung für die Vergrösserung der Bodenwärme gegenüber
der Luftwärme mit zunehmender Höhe ist leicht zu geben.
Da in höheren Begionen die Luft dünner ist, absorbirt sie eine geringere
Menge der Sonnenstrahlung als die unteren dichteren Schichten.
Die Intensität der Strahlung wird deshalb in grösseren Höhen kräftiger
sein. Mit zunehmender Höhe nimmt die Menge des Wasserdampfes
in der Luft und die Bewölkung ab (Tabelle 6), die atmosphärischen
Niederschläge nehmen dagegen zu (p. 202). In Folge
dessen werden die Wärmestrahlen weniger durch den Wasserdampf
der Luft absorbirt und im Boden besser zurückgehalten3.
Eine Vergrösserung der Differenz der Oberflächen- und Lufttemperatur
mit steigender Seehöhe fand auch S tapfe beim Bau des
Gotthard tunn eis.
Tab e l l e 6.
Mittel 1882—91.
Relative Feuchtigkeit Bewölkung in Zehntel
Monat der Luft in % des Himmels
Hagenau Neumath Melkerei Hagenau Neumath Melkerei
J a n u a r. . . 91 90 82 8,1 8,0 5,5
Februar . . 85 83 78 6,9 6,8 5,3
März . . . 80 76 77 7,1 7,0 6,2
April . . . 66 64 67 7,0 6,8 5,8
Mai . . . . 69 65 68 6,7 6,7 5,9
Juni . . . 69 67 71 • 6,7 6,5 5,8
Jul i . . . . 71 68 73 6,8 6,7 5,9
August. . . 71 69 71 6,3 6,4 5,2
September 78 74 75 6,2 6,5 5,o
October . . 84 81 80 7,7 7,5 6,3
November. . 88 87 85 8,5 8,4 7,1
December . . 91 91 86 8,4 8,4 6,5
Jahresmittel . 79 76 76 7,2' 7,1 5,9
1 E b e rm a y e r , Ueber den Einfluss der Meereshöhe auf die Bodentemperatur.
Meteorol. Zeitschrift, Wien 1892. p. 313. Ferner: W o l l n y ,■ Agriculturphysik.
XIV. p. 195—253.
2 K e r n e r v . M a r i l a u n , Pflanzenleben. I. p. 490. Leipzig 1888.
3 H a n n , 1. c. p . 1 4 .
4. Die Maximal- bezw. Minimalwerthe der Luft- und Oberfläcben-
temperatur liegen im Juli, bezw. Januar. Das stärkste Anschwellen
beider Temperaturen erfolgt vom April nach Mai,
die grösste Abnahme Von September nach October. Das Anschwellen
der Oberflächentemperatur in genanntem Monatsintervall
ist stärker wie die Abnahme an dem zweiten Termine;
dagegen ist für die Luft die Maximalabnahme grösser wie die
Maximalzunahme.
Differenzen d er T em p eratu r m itte l von Monat zu Monat.
L u f t B o d e n o b e r f l ä c h e
Hagenau Neumath Melkerei Hagenau Neumath Melkerei
Ï zu II 1,8 1,6 0,6 0,9 0,6 0,0
II s„ HI 3,3 2,5 1,7 3,0 2,5 1 ,1
III . „ IV 4,5 4,5 ^ 4,2 6,0 5,5 - 4,6 71 i v H V 5,0 4,8 5,2 6,1 6,0 7,0
71 V VI 3,4 . 3,1 . 3,0 4,4 4,3 3,9
71’ ■ v i H VII 0’9 1,3 1,5 0,9 0,9. 1,2
V II',:, VIII - 0 , 9 — 0,6 - . 2,0 — 0,6
VHI „ IX V^-2,9 — 2,5 - 2,6 — 3,9 - 3 , 0 — 3,3
IX „ X — .5,7 — 5,6 — 5,6 — 6,0 ' --5 ,9 1 H 6,1
■ x 1 XI — 4,7 — 4,6 B l - 4 , 6 - 4 , 6 - 4 , 2
XI 1 XII — 4,2 - 4 , 1 - 3 , 4 .— 3,4 — 3,5 - 2,8
71 XII j, I — 0,8 - 0 , 4 — 0,1 : — 1,4 ¡§¡¡-0,9 ■ 0,8
5. Mit steigender Seehöhe werden die Zunahmen der Luft- und
Oberfläehentemperaturen zwischen April und Mai, sowie Juni
und Juli grösser, die Zu- und Abnahmen zwischen den anderen
Monaten dagegen kleiner.
Die Temperaturcurve der Luft und der Oberfläche verflacht
sich mithin mit steigender Seehöhe; zwischen April und Mai, Juni
und Juli wird sie dagegen steiler.
Ein weiterer Beweis für die relativ stärkere Erwärmung der
Gebirgsböden im Sommer wäre hiermit erbracht.
B. Einfl us s der Schne ede cke . Wir hatten (p. 199) gefunden,
dass die monatlichen Mitteltemperaturen der Bodenoberfläche
mit der Erhebung über den Meeresspiegel sinken. Der Boden von
Neumath weist jedoch im Januar und Februar Temperaturwerthe auf,
welche die von Hagenau übersteigen. Die Gründe für diese Erscheinung
möchte ich in der Lage und in den Niederschlagsverhältnissen
von Neumath erblicken. Wohl erfährt nach 3. (p. 200) die
Hochebene eine relativ stärkere Erwärmung wie die Tiefebene, doch
ist der Unterschied in der Wärmezufuhr nicht so bedeutend, dass
er allein die hohe Januar- und Februartemperatur von Neumath
erklären kann.
Es wurden zur Untersuchung dieser auffallenden Verhältnisse
aus dem vorliegenden Beobachtungsmaterial die atmosphärischen
Niederschläge — B,egenmengen und Schneehöhen — der Epoche
1882—91 berechnet.