IV. Die zehnjährigen Mittel und der normale jährliche
und monatliche Gang der Erdbodentemperaturen.
1. Verlauf der Jahresmittel mit der Tiefe.
a) F e ld b o d e n .
1. Im Jahresmittel ist von allen Schichten die Bodenoberfläche
am wärmsten.
2. Mit zunehmender Tiefe nehmen die Mittelwerthe der Bodentemperatur
ab, und zwar um so mehr, je höher über dem
Meeresspiegel der Boden gelegen ist.
Die Differenzen der Temperatur der Bodenoberfläche und der
untersten Schicht (1,20 m) betragen bei:
Hagenau 0,4° C.
Neumath.................... 1,2° „
Melkerei.................... 1,0° „
Von der Oberfläche bis 0,15 m fällt die Temperatur um mehr
als 1° C., von 0,15 m bis 0,30 m nur noch um einen äusserst geringen
Betrag. Mit der Schicht 0,60 m beginnt ein langsames
Wiederanschwellen der Temperatur.
Der hier gefundene Temperaturgang ist nicht wesentlich verschieden
von demjenigen, welchen Z schokke 1 für die schweizerischen
Stationen: Bern, Interlaken und Pruntrut abgeleitet hat. Z schokke
berechnete ein Sinken der Temperatur bis zur Tiefe 0,60 m^ bezw.
0,90 m. Eine g e r i n ge Ab n ahme der Temp e r a t u r mi t der
Ti e f e haben S in g e r 2 , L amont3 u. a.4 ebenfalls gefunden. Diese
Ergebnisse stehen nicht im Widerspruch mit der Ansicht von W ild
nach welchem die Bodentemperatur, entsprechend dem Anwachsen
der Temperatur nach dem Erdinneren, mit zunehmender Tiefe ebenfalls
eine Erhöhung aufweist.
b) Wa l d b o d e n .
1. Das Jahresmittel der Temperatur der einzelnen Schichten ist
für einen und denselben Waldbodcn nahezu dasselbe. Nur
im Hochboden ist die Oberfläche etwas wärmer als die Unterschichten,
welche mitzunehmender Tiefe eine geringe Temperaturabnahme
aufweisen.
1 A. Z s c h o k k e , Ergebnisse der Beobachtungen an den im Kanton Bern
zu forstlichen Zwecken errichteten meteorologischen Stationen. Mittheilungen
der schweizerischen Centralanstalt für das forstliche Versuchswesen, von A. B ü h l e r .
1891. 1. Bd. p. 155—190.
2 S i n g e r , 1. c. p. 9. . , B t t t
3 L a m o n t , Annalen der K . Sternwarte bei München. Supplem. Bd. V I .
P' ,.L 4 Reduction of 27 years’ observations of the earth thermometers. Greenwich
1878. p. 104.
6 W i l d , 1. c. p. 79.
2 Jahresmittel der Temperatur der Luft und des Bodens in 1,20 m
Tiefe. Einfluss der Erhebung über den Meeresspiegel und der geographischen
Breite.
a) F e l d b o d e n .
1. Die mittlere Temperatur des Bodens in 1,20 m Tiefe übertrifft
die mittlere Temperatur der Luft.
2. Mit zunehmender Erhebung über den Meeresspiegel wird die
Differenz zwischen der Temperatur der Luft und des Bodens
in 1,20 m Tiefe kleiner.
Nach W il d 1 hat die Tiefe von 1 m einen durchschnittlichen
Temperaturüberschuss gegen die Luft von i 0,9° C. Unsere Werthe
stehen daher in Einklang mit W ild. Dagegen hat für München
S in g e r 2 aus 25jährigen Mitteln bei einer Bodentiefe von 1,29 m
einen Temperaturüberschuss von 2,3° gegen die Luft gefunden.
Diesen hohen Betrag glaubte S inger durch die erhebliche Meereshöhe
des Beobachtungsortes erklären zu dürfen.
Es widerspricht diese Erklärung unseren Ergebnissen. Denn,
falls in der Höhenlage von München allein der Grund der auffällig
grossen Temperaturdifferenz zu suchen sei, müsste um so mehr bei
der höher gelegenen Station Melkerei die Differenz grösser sein,
während sie ja gerade dort kleiner ist wie in der Thalstation. Ferner
dürfte das Heranziehen der Bemerkung H ann’s 3, dass mit der grossen
Intensität der Sonnenstrahlung an heiteren Tagen eine relativ hohe
Bodenwärme im Gebirgsboden Zusammenhänge, auf eine Tiefe von
1,20 m nicht anzuwenden sein, da wohl eine relativ höhere Erwärmung
der Bodenoberfläche eintritt, diese Erwärmung auf die
tieferen Schichten einen solchen Einfluss aber nicht ausübt (cf. p. 250).
Um meine Behauptung zu begründen, dann um den Ein f lu s s
der Se eh ö h e auf den Unterschied zwischen der Temperatur der
Luft und des Bodens in 1,20 m Tiefe kennen zu lernen, entnahm
ich aus den „Beobachtungsergebnissen der forstlich-meteorologischen
Stationen in Preussen“ von 1882—91 die Jahresmittel der Temperatur
der Luft und des Bodens in 1,20 m Tiefe. Ich berechnete
aus denselben die zehnjährigen Mittelwerthe, sowie die in Betracht
kommenden Differenzen.
Man findet den Satz: „Die mittlere Temperatur des Bodens
in der Tiefe 1,20 m ist höher als die mittlere Lufttemperatur“ nicht
nur in den Mittelwerthen, sondern auch in den einzelnen Jahrgängen
bestätigt, erkennt aber auch,
3. dass die absolute Grösse des Unterschieds zwischen der Lufttemperatur
und der Bodenwärme in 1,20 m Tiefe von der
Höhe des Ortes allein nicht abhängt.
Die Maximaldifferenz finden wir allerdings bei sehr hoch gelegenen
Stationen, Carlsberg und Sonnenberg: doch beträgt dieselbe
1 W i l d , 1. c. p. 80.
4 S i n g e r , 1. c. p. 9.
3 H a n n , Handbuch der Klimatologie. Stuttgart 1883. p. 146.
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