1774.
Am 10. September wurden die Schweiz" und die angrenzenden
Theile von Frankreich und Deutschland wieder von einem heftigen
Erdbeben erschüttert, dessen Epicentrum jedenfalls nahe bei Altdorf
am Vierwaldstätter-See lag. In diesem Ort wurden schon am Morgen
drei Erdstösse empfunden um 3 h., 9 h. und 11 h , die jedoch keinen
Schaden anrichteten. Gegen 4 h. p. begann die Bewegung dagegen
von neuem mit solcher Heftigkeit, dass die grosse Kirche beträchtlichen
Schaden erlitt. Die Glocke derselben wurde in zwei Theile
zerspalten; die Kuppel einer anderen Kirche stürzte ein; auch das
Rathhaus erlitt bedeutende Beschädigungen. Die Kirche von Stirixen,
zwei Meilen von Altdorf, wurde vollständig zerstört. Von den Bergen
in der Umgebung des Yi erwaldstätter-See's stürzten zahlreiche Steine
herab. Der Berg, welcher Altdorf beherrscht, sagt Saussure, bewegte
sich und schien sich auf die Stadt stürzen zu wollen, so dass die
Bewohner von Schreck erfüllt dieselbe verliessen und im Freien
übernachteten. Am nächsten Tage folgten noch zwei Stösse. kurz
nach Mitternacht und um 3 h. a. Ueber die Verbreitung des Erdbebens
liegen nur sehr dürftige Nachrichten vor, doch sind wir aus
denselben doch immerhin im Stande, uns wenigstens ein annäherndes
Bild von der Ausdehnung des erschütterten Gebietes zu machen. Zu
Regensburg wurde gegen .0 h. p. ein leichter Stoss gefühlt, um dieselbe
Zeit in Ansbach ein etwas stärkerer. In Basel empfand man
einen Stoss bald nach 4 h. p. In Strassburg wurde 4 h. 30 p.
ein leichter Stoss in der Richtung W .fO . wahrgenommen. Sehr
lebhaft äusserte sich das Erdbeben in Beifort. Um 4 h. 30 p.
fanden dort in Zeit von 4 Minuten 3 Stösse statt. Der zweite erschütterte
alles Fachwerk der Häuser sehr stark und rief eine grosse
Bestürzung unter der Bevölkerung hervor, welche sich auf die Strasse
stürzte, doch richtete er keinen merklichen Schaden an. Zu der
gleichen Zeit wurden auch in Beaune und Besançon Erdstösse wahr-
genommen. (M. nach n'Annone ; P. nach G. F.; S aussure, „Voyage I
dans les Alpes.“ IV. p. 112; v. H.; B.)
1776.
Am 28. November 3 h. 15 m. a. wurden in Mannheim zwei
starke Stösse in der Richtung NO.—SW. verspürt, von denen der!
erste eine Minute und einige Sekunden, der zweite nur eine Minute1
andauerte. .Auf dem Observatorium behauptete man, die Stösse seien E
vertikal gewesen. Ein Bleiloth von 10 Fuss Länge wurde daselbst I
nicht bewegt; die Magnetnadel bewegte sich 5 Minuten lang. An *
demselben Tage fanden 8 h. 10 m. a. in Calais, Dünkirchen und
Dover Erderschütterungen statt. (P. nach G. F. ; v. H.)
Am 19. December erfolgte in Speyer ein Erdstoss. (C otte,
„Tableau chronologique des principaux phénomènes météorologiques,
observés en différens pays depuis 33 ans.“ Journ. de phys. LXV.
1807; v. H.; P.)
1778.
Am 2. April Erdstoss in Mannheim. (C o t t e ; v. H. ; P.)
1779.
Am 5. December Erderschütterung in Bergen zwischen Frankfurt
und Hanau (dieselben).
1780.
Am 26. Februar 6 h. p. merklicher Erdstoss mit unterirdischem
I Getöse in Dachsenhausen im Hessen-Darmstädtischen ; an demselben
Taffe verschiedene Erderschütterungen in der Rheinprovinz.
° Am 11. December Erderschütterung in Hagenau (dieselben).
1783.
Am 5. April mehrere Erdstösse in Mannheim- (v. H. ohne Quelle.)
1784.
Am 5. Juni zwischen 12 und 1 h. p. fand in Cäub ein Erd-
! stoss statt, welcher auch in der Pfalz wahrgenommen wurde, (v. H.
nach Hamb. Corr. ; P.) . 0 ,
Am 12. November wurden in der Umgebung von Speyer mehrere
heftige Erdstösse gespürt. Auf Schloss Kropsberg (?) spaltete sich
in Folge derselben eine 7 Fuss hohe Mauer. (P. nach M. F.)
Am 10. November 10 h. p. erfolgte in Bourlemont eine halbe
Meile von Neufchäteau im Département des Vosges ein heftiger Erd-
; stoss von einer Minute Dauer. Um 10 h. 10 m. p. wurden in Strassburg,
dem südlichen Eisass, Basel und Bern mehrere Erdstösse von
4—5 Sekunden Dauer wahrgenommen. Auch in Genf, dem Waadtland,
Savoyen und der Dauphiné wurde das Erdbeben ^empfunden.
Das Barometer sank sehr stark, auch in Gegenden,^ die von dem
Erdbeben nicht betroffen wurden, z. B. Paris. Im Département des
Vosges wiederholte sich das Erdbeben am 5. December 11 h.
15 m. p., besonders in den Orten Bourlemont, Neufchateau, Rouceux,
: Noncourt. Ein Haus stürzte ein. Auch an diesem Tage stand das
Barometer sehr tief, und herrschte heftiger Sturm. (Ephem. Pakt. ;
Gaz. de Leyde; Journ. de France; v. H.; P.)
In der Nacht vom 29. auf den 30. December wurden zwei heftige
Erdstösse in Fürstenau in der Grafschaft Erbach verspürt, (v. H.
nach Hamb. Corr. ^P. nach M. F.)
1785.
Am 2. April 4 h. 20 m. a. fand in Nordenstadt bei Darmstadt
(es ist wohl das Dorf Nordenstadt bei Hochheim gemeint) ein heftiger
Erdstoss statt, der auch in Mainz und Scheiestadt (? Schlettstadt,
das P. an anderer Stelle Scheiestadt nennt, kann doch unmöglich
gemeint sein) empfunden wurde, in der Nacht vom 2. zum 3. April
mehrere Erdstösse in Mainz. (Ephem. Palat. ; Hamb. Corr., M. F .,
v. H. ; P.)
In der Nacht vom 3. zum 4. November und am Nachmittag
des 4. fanden mehrere heftige Erdstösse in der Umgegend von Gross