das Gestein zu erreichen, an einzelnen Stellen Schächte trieb, gelang
es an zwei Punkten nicht, den festen Fels zu finden. In einem
dritten Schacht, der noch mehr nach NO. lag, wurde der Granit
dagegen in einer Tiefe von 13 m wiedergefunden. Man kann mit
Fug annehmen, dass der Fels an der Zwischenstelle nur eine lokale
Depression erleidet. Auf der rechten Thalseite, also auf der SW-
Seite des Aufschlusses, führt der Graben durch eine Masse von grobkörnigem
Granitsand, in dem gröbere Granitmassen ohne scharfe
Ecken und Kanten eingebettet liegen; in der Mitte und nach Osten
hin wurde eine ähnliche Granitsandschicht durchbrochen. Bevor
man den Fels erreicht, gelangt man jedoch zuerst auf eine andere
Schicht von Granitsand, in der die grösseren Blöcke so gut wie ganz
fehlen, oder nur vereinzelt Vorkommen. Zu bemerken ist noch, dass
die Stelle, wo sich der Granit am tiefsten unter der Oberfläche
befindet, nicht dort ist, wo heute der Bach fliesst £— im Gegentheil,
dort tritt der feste Fels zu Tage ¿(tasondern weiter nach links (nach
NO.) liegt. Man kann wohl voraussetzen, dass der Abflussbach dereinst
hier viel tiefer geflossen ist, und dass er durch die Sandablagerungen
auf der NO.-Seite immer mehr nach rechts gedrängt wurde.
Hervorzuheben is t, dass der in dem Aufschluss anstehende Granit
durchaus als eine Äbschlussmauer aufzufassen ist, da die Granitfläche
thalaufwärts nach den Wänden des Circus zu sich senkt und so ein
vollkommenes, wenn auch flaches Becken bildet. Welcher Natur die
vorhin geschilderten Geröllauflagerungen sind, wollen wir dahingestellt
sein lassen. S c h um a c h e r hält sie für diluviale Geschiebe, besonders
will er in dem grobkörnigen, ungeschichteten Granitgeröll der rechten
Thalseite einen unzweifelhaften Moränenwall erkennen.
Wir wollen der Möglichkeit dieser Deutung nicht entgegentreten,
abep hervorheben, dass ein direkter Beweis dafür nicht erbracht ist.
Die runden Flächen, das Fehlen der Ecken und Kanten ist in dieser
Beziehung nicht ausschlaggebend. Granit, durch Verwitterung in
seinen eigenen Sand eingebettet, verwittert oft in schaliger Form;
und dass durch Verwitterung in loco an den Hängen eines Thals
oft mächtige Blockhalden entstehen, die völlig ungeschichtet in selbst
geschaffenem Sandlager daliegen, ist für Gegenden constatirt, wo niemals
ein Gletscher gewesen ist.
Die regelmässige Streifung endlich, die ein anstehender Granitfels
an der rechten Thalseite zeigte, können wir ebensowenig als
zwingenden Beweis der Gletscherwirkung anerkennen. Der Fels steht
an jener Stelle, wo der Configuration des ganzen Beckens gemäss
Strudel- und Wirbelbewegungen absolut nicht ausgeschlossen sind.
Was derartige Wasserbewegungen an den Felsoberflächen erzeugen
können, lehren die heute noch im Wurmsathal thätigen Wassermühlen
in vollständig geschlossener oder halbgeöffneter Form.
Wir halten die Sc h um a c h e r’s che Erklärung nur für möglich, nicht
aber für erwiesen. Die Erwägung der wirklich vorhandenen That-
sachen führt uns zu dem Resultat, dass hier einst ein geschlossenes
Seebecken vorhanden gewesen ist, das ursprünglich durch einen Riegel
von anstehendem Gestein geschlossen gewesen war, später vielleicht
noch seinen Abschlussdamm durch Geröll- und Geschiebemassen
erhöht hat.
S c h um a c h e r spricht die Ansicht aus, dass der Riegel aus anstehendem
Granit schon vor der eigentlichen Eiszeit von dem fliessenden
Wasser durchnagt sei. Wir sind nicht dieser Meinung. Die
Felsbarrière hat wahrscheinlich noch nach, jedenfalls aber bei dem
Schwinden der Eisdecke in der Diluvialzeit bestanden ; erst zur Zeit
der Schmelze, als ganz enorme Wassermassen das Thal hinabgeführt
wurden, würde sie allmählich zerstört und das Seebecken zu gleicher
Zeit flacher und flacher, einmal durch Erniedrigung des Abschlussdamms,
dann aber auch durch Ablagerung der Geschiebe, die von
allen Seiten und Wänden des Circus in den Thalboden hinabgeführt
wurden, als die Firn- oder Eisdecke verschwunden war.
Durch eine Senke vom Hohneck getrennt, liegen weiter südlich
die breiten Rücken des Kastelbergs und des Rheinkopfs. Auch diese
beiden Berge sind rings von Seebecken umgeben. An der NO.-Seite
des Kastelbergs liegt, wie schon erwähnt, das Fischbödle mit seinen
mannigfachen Terrassen, auf der ändern Flanke, im Südwesten, finden
wir zwei Trockenseen, das „Seestädtle“ und den Altenweiher. Auf
der französischen Seite des Kamms endlich liegt das heute in Ver-
moorung begriffene Blanchemer, noch höher und etwas nördlich ein
kleiner, sumpfiger Seeboden in der Nähe der Melkerei Firstmiss.
Weiter südlich, an den Abhängen des Rheinkopfs und des Rothenbachs
nach Westen zu, liegen zwei in Vermoorung begriffene Seeböden,
höher gelegen der lac de Machais, etwas tiefer das Sechemer.
Die noch tiefer und ferner gelegenen französischen Seen wollen wir
nur erwähnen, sie finden sichinderkleinenUebersichtskarteTaf.1V
eingezeichnet, sind aber zum Theil anderer Art als die hier besprochenen.
Der Typus aller dieser Seen des Kammes ist derselbe. Es sind kleine
runde Becken, die sich an die Berglehnen des Hauptkamms oder der
Querkämme anlehnen, meistens vollkommene Circusseen. Für ihren
Abschluss werden wohl dieselben Verhältnisse gültig sein, die wir beim
Schiessrothried kennen gelernt haben. Eine Barrière von anstehendem
Fels, die meistens noch durch Geschiebe und Geröllmassen überlagert
wird, staut, oder hat dereinst die Wassermassen gestaut. Bei
den meisten der genannten Becken sind allerdings keine Aufschlüsse
vorhanden, beim Altenweiher1 jedoch gestatten die Aufdeckungen,
die durch die Aufdämmungsarbeiten der letzten Jahre veranlasst wurden,
wiederum einen vorzüglichen Einblick. Wir finden hier ganz ähnliche
Erscheinungen wie beim Schiessrothried. Der Quergraben, der am
unteren Ende des Altenweihers gezogen wurde, erreichte allenthalben
den anstehenden festen Granit. Derselbe fällt deutlich nach dem Kamm
zu, d. h. also thalaufwärts ein, er senkt sich schnell nach unten.
Durch diese Beobachtung ist auch hier die E x i s t e n z ei n es in
f e s t e n Fel s aus g e h ö h l t e n Be ck e n s e rwi e s e n , d. h. eines