1885.
Am 1. Februar gegen 5 h. a. wurde in Friedriehsthal bei
Krozingen ein schwaches Erdbeben in der Richtung SO. NW. wahrgenommen,
auf welches sehr heftige Windstösse folgten. Am 6. Februar
wurden in Altsimonswald und Gütenbach Erderschütterungen wahrgenommen;
an letzterem Ort um 12 h. 40 m. p. In Altsimonswald
war die Erscheinung von unterirdischem Rollen und Getöse begleitet.
(Bad. Landesztg.) _ ..
In Basel waren in diesem Jahre drei Erderschütterungen zu
verzeichnen. Die erste äusserte sich am 13. April 11 h. 25 m. a.
als langsames Schwanken und wurde auf beiden Seiten des Rheins
gespürt; die zweite am 21. April (Fortpflanzung des Erdbebens in
der Feldberggruppe); die dritte, am 20. Juni 5 h. 18 m. a., scheint
die stärkste gewesen zu sein. Sie wurde von vier Beobachtern
längs der beiden Rheinufer bemerkt. (Riggenbach.)
1886.
Am 18. August glaubten in Strassburg Bewohner der Küssgasse
um 10 h. 30 m. a. einen Erdstoss wahrgenommen zu haben.
(Strassb. Post.)
Das Erdbeben in den Kantonen Glarus, Zürich und Aargau
am 16. November wurde auch in Bettmaringen (Amt Bonndorf) um
2 h. 30 m. a., in der Richtung von NO. kommend, beobachtet. Am
12. December Nachmittags wurden in Niederweiler bei Müllheim
mehrere Erdstösse gespürt. (Bad. Landesztg.)
1887.
Das grosse Erdbeben an der Riviera vom 23. Februar wurde
in Basel noch sehr lebhaft empfunden. In vielen Häusern nahm
man ein Krachen der Möbel und getäfelten Wände wahr; im obersten
Stockwerk eines hohen Gebäudes gerieth ein Kronleuchter in solche
Bewegung, dass die Glasketten zusammenprallten; in der Augustinergasse
schlugen die Gewichte einer Uhr gegen die Wand. In allen
Stadttheilen wurden Uhren angehalten, namentlich solche Regulatoren,
deren Pendel in einer zwischen N. und W. liegenden Ebene schwingen,
die in einer zwischen S. und W. schwingenden erlitten dagegen
keine Störung. Durch Stehenbleiben des Regulators, welcher die
elektrischen Uhren Grossbasels in Bewegung setzt, wurde die Zeit
der Erschütterung zu 6 h. 4 m. 50 s. a.^ mittl. Basler Zeit bestimmt.
(Riggenbach.) Auch an verschiedenen Orten des Schwarzwaldes
wurde das Erdbeben wahrgenommen. (Siehe Heft I. S. 89.)
Das Erdbeben an der Riviera vom 11. März wurde in Michelstadt
im Odenwald noch empfunden. Herr E. R., Besitzer des
oberen Hammerwerkes, das etwas entfernt von der Stadt und ganz
frei im Wiesengrunde liegt, hörte gegen 2 h. 30 m. a. ein leises
Rollen, ähnlich dem eines beginnenden Gewitters, und verspürte
gleich darauf eine Erschütterung, die sich selbst über seinem Schlafzimmer
durch ein eigenthümliches Geräusch erkennbar machte.
Arbeiter, welche in dieser Nacht in dem Werke beschäftigt waren,
und um diese Zeit eine Pause gemacht hatten, wollen eine Erschütterung
ebenfalls wahrgenommen haben. In dem im Realschulgebäude
gegen alle localen Erschütterungen gesichert aufgestellten
Seismometer hatte sich in 4—5 gegen N. gelegene Rinnen Quecksilber
ergossen. (Schwäb. Merk.)
In Basel wurden in diesem Jahre noch zwei leichte Erschütterungen
wahrgenommen, am 15. März und am 19. October 1 h. 26 m. a.,
die letztere gleichzeitig in Säckingen und Stein; sie äusserte sich
als Schlag, der mehrere Personen erweckte. (R iggenbach.)
Am 11. Juni etwa 9 h. 30 m. p. wurde nahezu dasselbe Gebiet
wie am 7. Juni und 9. October des vorhergehenden Jahres von einem
Erdbeben betroffen (vergl. E ck „Das Erdbeben in der Gegend zwischen
Strassburg, Forbach, Haslach, Kenzingen, Erstein und Westhofen am
11. Juni 1887“. Stuttgart 1892). Der am stärksten erschütterte Ort
war Schuttern (nordwestlich von Lahr), wo in einigen Häusern Risse in
den Mauern entstanden. Stark erschüttert wurden ferner Mahlberg,
wo ein heftiges Schwanken des Hauses, dann ein starker Stoss von
einem grossen Theile der Einwohner beobachtet wurde und manche
erschreckt auf die Strasse eilten; Rust, wo von den Wänden Sand
auf den Boden fiel; Rheinau, wo leichte Gegenstände umfielen und
ein Tramwagen sich in Bewegung setzte; Schutterwald, wo die Bewegung
als heftiger bezeichnet wird als in den Nachbarorten;
Raumünzach, wo kleinere Verletzungen der Plafonds vorkamen und
kleine Gegenstände verschoben wurden. Eine scharfe Umgrenzung
des Schüttergebiets gestatten die Berichte nicht. Nur nach S. ging
es jedenfalls nicht über Oberhausen, Wagenstadt, Maleck, Oberwinden
und Prechthal hinaus. Nach NW. pflanzte sich das Erdbeben jedenfalls
bis Kehl, Strassburg, Schiltigheim fort, nach NO. bis Forbach
und Raumünzach im Murgthal, zwischen den beiden letzteren Orten
und dem Hauptschüttergebiet liegt aber eine breite Zone, aus der
keine Berichte über das Erdbeben vorliegen. Im Eisass wurde das
Erdbeben ausser in den schon erwähnten Orten noch wahrgenommen
in Erstein, Fegersheim und Geispolsheim. Auffallend ist die weite
Verbreitung des Erdbebens nach NW., trotzdem die Kies- und Sandmassen
des Rheinthals schlechte Leiter für dasselbe sind. E ck nimmt
daher an, dass der Stoss ursprünglich nach NW. gerichtet war, also
wohl von einer der nach dieser Richtung einfallenden Verwerfungsspalten
am Schwarzwaldrande ausging. Die Verbreitung nach NO.
bis ins Murgthal erklärt er aus der guten Leitungsfähigkeit des
Granits für Erderschütterungen.
Am 28. September nach 6V2 h. p. wurde in Karlsruhe, Rastatt
und umliegenden Ortschaften ein ziemlich starker Erdstoss gespürt.
Auf dem Observatorium der Technischen Hochschule zu Karlsruhe
in einer Höhe von 23 m über der Kaiserstrasse wurden während
einer Beobachtung zum Zwecke von Zeitbestimmungen plötzlich bedeutende
Schwankungen wahrgenommen. Die Bewegung erfolgte in
der S.—N.-Richtung und bestand aus ungefähr 5 Schwingungen; vor-
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