bildet. Der dritte Theil endlich beschäftigt sich mit den Temperaturverhältnissen
der Vogesenseen. Die Schilderung dieser physikalischen
Erscheinung beruht wesentlich auf Temperaturmessungen im Weissen
See. Die hier veröffentlichten Resultate sind schon längere Zeit gewonnen,
insbesondere lagen sie schon vor, ehe E d . R ichter seinen
Vortrag auf dem Geographentage zu Wien gehalten hatte. Es freut
uns, constatiren zu können, dass die beiden vollständig von einander
unabhängigen Untersuchungen zu beinahe denselben Resultaten geführt
haben; ein Umstand, der um so wichtiger ist, als der Weisse
See, ohne jeden nennenswerthen Zufluss, das Ideal eines in jeder
Beziehung abgeschlossenen Seebeckens bildet, t
I. Theil.
Die heute noeh bestehenden Seen.
Wenn man die vielen Arbeiten überblickt, welche in den letzten
Jahren über das Seephänomen überhaupt erschienen sind, kommt
man zu der Ueberzeugung, dass, um dieses so wichtige geographische
Problem einer endgültigen Lösung näher zu führen, vor allem eins
noth thut, nämlich eine bis ins einzelnste gehende Untersuchung
jener Classe von Seen, die gemeiniglich mit dem Namen Hochgebirgsseen
bezeichnet werden. Wie verdienstvoll die Geistbeck sehe
Abhandlung über die Seen der deutschen Alpen auch sein mag, ihr
Schwerpunkt liegt doch unserer Meinung nach in der Schilderung
der Seen des Alpenvorlandes, da eben nur über diese von ihm eine
genaue Untersuchung angestellt ist, während die eigentlichen Hochgebirgsseen
mehr einer allgemeineren Beschreibung unterworfen sind.
Auch die schon früher veröffentlichte Arbeit von J. P artsch über die
Gletscher in den Karpathen und Mittelgebirgen Deutschlands beschäftigt
sich mit der Seebildung in Gebirgen ebenfalls in eingehender
Weise und sucht die Abhängigkeit dieser Erscheinung von einer
früheren Vergletscherung nachzuweisen. Aber auch bei ihr ist das,
was uns nothwendig erscheint, nur vereinzelt zu finden, nämlich die
genaue Untersuchung eines jeden einzelnen Seebeckens. Wir fassten
daher den Entschluss, eine solche detaillirte Untersuchung für den
Vogesenzug durchzuführen, da auch für dieses Gebirge eine ähnliche
Forschung bis jetzt mangelt. Zwar hat sich Ch. Grad in seinen
zahlreichen Schriften auch in dieser Beziehung grosse Verdienste
erivorben, jedoch genügen seine Beschreibungen und Untersuchungen
noch lange nicht, um die mannigfachen Fragen endgültig zu lösen,
die über die Entstehung und Bildung derartiger Seebecken aufzuwerfen
sind. Hierzu kommt noch der Umstand, dass beim Studium
dieser geographischen Erscheinung ein Factor, der in diesen Fragen
ohne Zweifel eine grosse Rolle spielt, in den meisten Fällen nicht
beachtet wurde, wir meinen die Zeit. Jedes Seebecken führt ge-
wissermassen nur ein ephemeres Dasein, da mit dem Augenblicke
seiner Entstehung sogleich die Kräfte in Wirksamkeit treten, welche
es zu vernichten streben, welche bewirken, dass die Wassermengen,
die das Becken ausfüllen, sich verlaufen und dadurch nur ein aus