zahl derselben wurde nur in der Umgebung von Basel, Beifort und
der Bodenseegegend wahrgenommen. Einige andere breiteten sieh
auch über den südlichsten Theil des Schwarzwalds und in der Rhein'
ebene selbst bis in die Gegend von Mülhausen aus; die Vogesen
dagegen wurden nur sehr selten von ihnen betroffen. Eine ausgedehntere
Verbreitung über grössere Theile unseres Gebiets hatten
nur folgende Schweizer Erdbeben: 1) Das Vierwaldstätter Erdbeben
vom 8. September 1601, das in Strassburg, Hagenau, Speyer, Frankfurt
wahrgenommen wurde; 2) das Walliser Erdbeben vom 9. De-
cember 1755, dessen Wirkungen sich bis Mannheim hin fühlbar
machten; 3) das Altdorfer Erdbeben vom 10. November 1774, das
bis Strassburg sich ausdehnte; 4) das Walliser Erdbeben vom 25. und
26. Juli 1855, das in der ganzen oberrheinischen Tiefebene, im
Schwarzwald, den Vogesen und in Lothringen, zpm Theil sogar sehr
stark empfunden wurde.
Noch weit weniger ist unser Gebiet von den niederrheinischen
Erdbeben berührt worden. Schon die Zahl der vom Niederrhein in
das oberrheinische Gebiet fortgepflanzten Erdbeben ist eine sehr geringe,
nämlich 7, und auch diese wurden meist nur in Lothringen,
namentlich Metz und in den nördlichsten Punkten der oberrheinischen
Tiefebene, Mainz und Frankfurt wahrgenommen. Nur das Brabanter
Erdbeben vom 18. Februar 1756 und das von der Umgegend von
St. Goar ausgehende vom 29. Juli 1846 haben sich etwas weiter verbreitet.
Ausser in den genannten Gegenden wurde das erstere auch in
Darmstadt, Mannheim und Worms, das letztere in einigen Orten des Eisass,
namentlich Strassburg, Jägerthal und Niederbronn wahrgenommen.
Für die Beziehungen der oberrheinischen zu den schwäbischen
Erdbeben ist die Senke zwischen Schwarzwald und Odenwald von
besonderer Bedeutung. Von der badischen Erdbeben-Commission
wurde schon bei Besprechung des Erdbebens vom 24. Januar 1880
auf die eigenthümliche Verbreitung desselben längs der Linie Landau—
Breiten—Winnenden—Ludwigsburg—Steinheim aufmerksam gemacht.
Zur Erklärung derselben nahm die Commission eine längs dieser Linie
verlaufende Verwerfung an, welche die rheinische Mittelspalte schnitte,
und der sie eine aktive Rolle bei dem Erdbeben zuschrieb. Gegen
diese Auffassung wurde aber bald darauf von E ck (D. G. G. XXXVIII.
1886) entschiedener Widerspruch erhoben. Derselbe wies nach, dass
eine solche hypothetisch angenommene Verwerfung in der That nicht
existire und erklärte die weite Verbreitung des Erdbebens längs jener
Linie daraus, dass die Orte derselben fast sämmtlich auf Muschelkalk
liegen, dessen Streichen mit der Linie zusammenfällt, und dass
Kalk Stösse noch besser leitet als selbst Granit. Diese Auffassung
ist entschieden die richtige und findet in der Verbreitung anderer
schwäbisch-rheinischer Erdbeben volle Bestätigung. Es zeigt sich
nämlich, dass fast sämmtliche oberrheinische Erdbeben, welche auch
in Schwaben und ebenso die schwäbischen, welche auch am Oberrhein
wahrgenommen wurden, sich längs der Muschelkalkzone an der
nördlichen Abdachung des Schwarzwaldes aus dem einen Gebiet in
Jas andere fortgepflanzt haben. Ich erinnere in dieser Beziehung
nur an die Erdbeben vom 3. und 4. November 1787, dem 25. und
28 November 1822, dem 10. Februar 1871 und verweise für die
Einzelheiten auf die Darstellung derselben im ersten Theil meiner
Arbeit. Dieser Sachlage entsprechend sind es von den schwäbischen
Erdbeben ausschliesslich diejenigen des Neckargebiets, welche sich
öfter bis in die oberrheinische Tiefebene fortpflanzten. Von denjenigen
der Schwäbischen Alb dagegen blieb die letztere stets unberührt. Selbst
heftige Erschütterungen auf der Alb, wie diejenigen des Jahres 1828,
wurden westlich vom Schwarzwald nicht mehr wahrgenommen.
Was die zweite der Beziehungen zu benachbarten Schüttergebieten
anbetrifft, so sind in der That wiederholt durch Erdbeben
in den Nachbargebieten auch im Gebiet des Oberrheins selbständige
Erschütterungen veranlasst worden. Im grossen und ganzen aber
erweisen sich doch die oberrheinischen Erdbeben von denen der Nachbargebiete
und namentlich denen der Schweiz sehr unabhängig. Ich
will zur Bekräftigung dieser Behauptung nur auf folgende That-
sachen hingewiesen haben. Aus den Jahren 1356 bis 1372, während
welcher im südlichen Theil der oberrheinischen Tiefebene jene
sehr intensive Erdbebenperiode stattfand, wird von keinem einzigen
Erdbeben in der Schweiz berichtet. Aus den Jahren 1576 und
1577, in denen Basel eine Erdbebenperiode hatte, wird aus der übrigen
Schweiz nur zweier lokaler Erschütterungen bei Genf und Frü-
tingen Erwähnung gethan. Die [Basler Periode von 1650 fällt allerdings
mit gleichzeitigen Erdbeben in anderen Theilen der Schweiz,
namentlich der Grafschaft Hohensax zusammen. Dagegen fand in den
Jahren 1701 —1705 im Kanton Glarus eine sehr intensive Erdbebenperiode
statt, während in diesen Jahren am Oberrhein fast vollständige
Ruhe herrschte. Ebenso traten in den Jahren 1712—1720, während
welcher am Oberrhein kein einziges Erdbeben beobachtet wurde, in der
Schweiz mehrfach Erdbeben auf. In den Jahren 1755, 1756 und
den folgenden herrschte in Süd-Europa, den Alpen und am Nieder
rhein sehr lebhafte seismische Thätigkeit, am Oberrhein liess sich
von einer solchen dagegen nichts spüren. Nur die beiden ausser-
gewöhnlich heftigen Erdbeben vom 1. November und 9. December
1755 scheinen die Veranlassung für einige sekundäre Erschütterungen
in der oberrheinischen Tiefebene gewesen zu sein. Während der lebhaftesten
seismischen Thätigkeit endlich im Mainzer Becken in den
Jahren 1869 und 1870 war dieselbe in der Schweiz nicht grösser,
als in den Jahren vorher, in denen am Oberrhein vollständige Rphe
herrschte. In den Jahren 1872—1876 war die seismische Thätigkeit
in der Schweiz sogar aussergewöhnlich gering.
Etwas engere Beziehungen scheinen zwischen dem niederrheinischen
Schüttergebiet und dem des Mainzer Becken zu herrschen.
Wenigstens treten solche während der letzten grossen Erdbebenperiode
deutlich hervor. Dieselbe wurde nämlieh eingeleitet durch
eine Anzahl Erdbeben am Niederrhein im Jahre 1868, in welchem
es im Mainzer Becken noch ruhig war. Die Gross-Gerauer Erdbeben