obachtungsstätte wie in den beiden letzten Decennien vorgenommen
worden sind.
Wir gelangen daher zu dem Schluss, dass die Rothlacher
Aufzeichnungen nicht zu verwerthen sind, wohl aber dagegen die
Wesserlinger.
Damit ist auch den von Grab gefundenen Resultaten, dass in
den Vogesen die. Winter- und Frühjahrsniederschläge vorherrschen,
die Grundlage entzogen, auf welche sich auch die gleichen von van
B ebbek 1 mitgetheilten Resultate stützten und welche hierdurch ebenfalls
hinfällig werden.
Die Reihe der zu kritisirenden abweichenden Ergebnisse kommt
jetzt an diejenigen, welche von J ulius Müller 2 in Brugg in einer
ausführlicheren Denkschrift niedergeschrieben worden sind.
Der genannte^ Verfasser hatte sich vorgenommen, in dieser Abhandlung
zu untersuchen, ob jenes von van B ebber gefundene Wintermaximum
, welche Erscheinung in directem Widerspruch stehe mit
der von ihm für alle hochgelegenen Stationen in der Schweiz con-
statirten3, nicht etwa auf fehlerhaften Beobachtungen oder sonst
irgend welchem Irrthum basire.
Die Endresultate dieser Untersuchung formulirt er folgender-
maassen:
#1* Bie sehr hohen Angaben bei Rothlach für die Wintermonate
1850 70 rühren höchstwahrscheinlich von einer fehlerhaften Schneemessung
her.
2. Die_ Beobachtungen der Station Rothlach in ihrer Gesammt-
heit von 18o0—88 sind vorderhand gänzlich unbrauchbar. Hinlängliches
Vertrauen verdienen bloss die Beobachtungen nach 1870.
3. Wenn man die Beobachtungen Rothlach vor 1870 eliminirt,
so bleibt das Mittel der Winterniederschläge der drei Stationen
Rothlach, Syndicat, Wesserling stark hinter dem Maximum zurück.
Demnach kann keine Rede davon sein, dass in Elsass-Lothringen
die Winterregen mit der Höhe so sehr zunehmen, dass sie das
Maximum der jahreszeitlichen Mittel' erreichen.
4. Nach den für Rothlach aus den 12 Jahren von 1871—82
berechneten jahreszeitlichen Mitteln ist von einer Zunahme der
Winter- oder von einer Abnahme der Sommerregen mit der Höhe
überhaupt gar nichts ersichtlich.“
Hieran habe ich folgende Bemerkungen zu knüpfen:
ad 1. Dieses Resultat stimmt mit dem von mir gewonnenen
überein, nur ist jenes auf einem nach den obwaltenden Verhältnissen
nicht zulässigen Wege erreicht worden. Müller vergleicht nämlich
die Niederschlagsmengen von Strassburg mit denen von Rothlach
1 v a n B e b b e r , Die Regenverhältnisse Deutschlands. München 1877. S. 45.
2 J u l i u s M ü l l e r , Ueber Regenverhältnisse in den Yogesen. (Manuscript
aus Brugg, September 1883. Abschrift in den Acten des Ministeriums für Elsass-
Lothringen.)
3 J u l i u s M ü l l e r , Die jährliche Periode des atmosphärischen Niederschlaes
in der Schweiz. Brugg, Mai 1883. S. 16.
und sagt, nachdem er an Zahlen gezeigt hat, dass in Strassburg
sowohl das Jahresmittel (1873—80) als das Wintermittel gegenüber
der früheren Periode (1851—70) nicht nur keine Abnahme, sondern
sogar eine entschiedene Zunahme aufweist, demnach das gerade
Gegentheil von dem Verhalten in Rothlach:
„Es liegt durchaus kein Grund vorhanden zur Annahme, dass
die jährliche Periode des Regenfalles an diesen zwei benachbarten
Stationen in Wirklichkeit so auffällige Verschiedenheiten haben
sollte.“ Er schliesst, da in Strassburg die Messungen als zuverlässig
bekannt sind, müssen demnach die- von Rothlach unzuverlässig sein.
Die oben angestellten Untersuchungen über die periodische
Vertheilung der Niederschläge in der Rheinebene und den Vogesen
lehrten uns an der Hand von zahlreichen, zuverlässigen, aus syn-
chronischen Mitteln gebildeten Ziffern, dass wir allen Grund haben,
jene zwei wesentlich verschiedenen Typen scharf auseinander zu
halten.E
in Vergleich der jahreszeitlichen Niederschlagsmengen von
Strassburg mit denen von Rothlach, vorausgesetzt, dass letztere wie
auf der Melkerei als brauchbar erkannt worden sind, würde gleichfalls
ergeben, dass die periodischen Niederschlagsverbältnisse beider
Stationen nicht die gleichen sind, sondern sehr auffällige Verschiedenheiten
haben.
Die erste Hälfte des unter 2 festgestellten Satzes unterschreibe
ich („vorderhand“ ausgenommen) Wort für Wort, da dieses Resultat
aus meinen angestellten Betrachtungen ebenfalls hervorging.
Die zweite Hälfte jedoch verdient, wie oben zur Evidenz gezeigt
wurde, absolut keinen Anspruch auf Zustimmung, sondern das
gerade Gegentheil.
Damit fällt auch die erste Hälfte von Satz 3 und der 4. vollständig.
Das von mir auf anderem, geebneterem Wege gefundene in
der zweiten Hälfte von No. 3 ausgedrückte Ergebniss behält in der
von mir oben ausgesprochenen Form seine Gültigkeit.
Schliesslich ist der von S chultheiss1 aufgestellte Satz: „In einer
dritten Gruppe, welche die höheren Lagen der Vogesen umfasst,
überwiegen die Winterniederschläge“ einer Betrachtung zu unterziehen.
. Dieses Resultat basirt auf dem 10jährigen Material (1876—85)
der Melkerei. Wie die von mir berechneten Zahlen darthun, überwiegt
auf der Melkerei in diesem Zeitraum der Winterniederschlag
den des Herbstes um 1,2 °/0. Es ist hierbei jedoch Folgendes zu
bedenken: Das Lustrum 1876—80 enthält ein bei allen Gebirgs-
stationen stark ausgeprägtes Wintermaximum. Ebenso waren hier
im Lustrum 1881—85 die Winterniederschläge beträchtliche, wenn
auch nicht die überwiegenden.
1 S c h u l t h e i s s , Die Niederschlagsverhältnisse des Rheingebietes. Karlsruhe
1890. S. 14.