Sommerhalbjahr:
9.r-jl6. Jahrh. i 17. Jahrh. 18. Jahrh. 19. Jahrh. Basel. Mainz.
Odenwald. Gesainmt.
33,4 | 27,3 45,2 26,8 34,7 20,6 32,1
Es fallen also im Durchsclmitt etwas über zwei Drittel aller
Erdbeben auf das Winter- und nicht ganz ein Drittel auf das Sommerhalbjahr.
Auch für die einzelnen Jahrhunderte und für die beiden
besonders hervorgehobenen Schüttergebiete ergeben sich ähnliche
Verhältnisszahlen, nur für Strassburg und den gegenüberliegenden
Theil des Schwarzwalds ist die Zahl der Sommer- und Winter-Erdbeben
nahezu gleich. Eine Ausnahme macht ferner das 18. Jahrhundert.
In diesem stören die sehr zahlreichen Karlsruher Erdbeben
im Jahre 1737, über die wir gerade sehr eingehende Nachrichten
besitzen, während die sonstigen Berichte aus diesem Jahrhundert,
wenigstens aus der ersten Hälfte desselben, verhältnissmässig recht
dürftig sind, das Verhältniss.
Betrachten wir nun die seismischen Monatscurven (siehe die
Tafel) im einzelnen, und zwar zunächst diejenige, welche uns die
Mittelwerthe für sämmtliche Erdbeben gibt, so finden wir das Hauptmaximum
der Erdbebenhäufigkeit im November, dann sinkt die
seismische Curve beständig bis zu einem ersten Minimum im April,
steigt dann sehr rasch zu dem zweiten geringeren Maximum im Mai
und sinkt dann sehr rapide zu dem stärksten Minimum im Juni.
Von hier steigt sie erst langsam, von September an rascher zu dem
Hauptmaximum im November an. Die Curven für die einzelnen
Jahrhunderte und Schüttergebiete stehen, abgesehen von der sehr
abweichenden Strassburger, mit der mittleren Curve im allgemeinen
sehr wohl in Einklang; das Hauptminimum im Juni ist in allen
Curven sehr deutlich ausgeprägt, ebenso die beiden Maxima im Mai
und November. Das November-Maximum ist in allen Curven mit
Ausnahme derjenigen für das 18. Jahrhundert, wo das Mai-Maximum
aus schon oben angegebenen Ursachen überwiegt, das bedeutendste.
Auch das geringere Minimum im April tritt fast überall deutlich hervor.
In einigen Curven, so namentlich in denen für das 9.—16. und 17. Jahrhundert
und in der für Basel, tritt ausserdem noch ein September-
Maximum auf (für Strassburg fällt in diesen Monat das Hauptmaximum),
das aber auch in der Mittelcurve durch das im September beginnende
stärkere Ansteigen derselben schon angedeutet ist.
Vergleichen wir hiermit die von anderen Seismologen gefundenen
Resultate. Jtjl. S chmidt (Studien über Erdbeben, 1879) fand für 1127
vom Jahre 1200—1873 beobachtete Orienterdbeben:
53,7 Procent für das Winter-Halbjahr,
46.3 „ » „ Sommer- „ ;
Volger („Das Phänomen der Erdbeben in der Schweiz“) für
1294 Schweizer Erdbeben bis zum Jahre 1855:
61.4 Procent für das Winter-Halbjahr,
38,6 „ „ „ Sommer- „ ;
P errey gibt für verschiedene Gebiete bis in die Mitte der 40er
Jahre folgende Zahlen:
1. Rheingebiet (557 Erdbeben):
61,3 Procent für das Winter-Halbjahr,
38.7 „ „ „ Sommer- „ ;
2. Rhonegebiet (182 Erdbeben):
63.2 Procent für das Winter-Halbjahr,
36.8 „ „ „ Sommer- „ ;
3. Italien (962 Erdbeben):
55.2 Procent für das Winter-Halbjahr,
44.8 „ „ „ Sommer- „ ;
4. Skandinavien (214 Erdbeben).:
59.3 Procent für das Winter-Halbjahr,
40 7 „ „ „ Sommer- „ ;
S uess („Die Erdbeben Niederösterreichs“) für 120 Erdbeben in
Niederösterreich: .
52.5 Procent für das Winter-Halbjahr,
47.5 „ „ „ Sommer- „ ;
H oeeer („Die Erdbeben Kärntens“) für 180 Erdbeben m Kärnten:
67 Procent für das Winter-Halbjahr,
33 „ „ „ Sommer- „
Alle diese Zahlen zeigen ein erhebliches Ueberwiegen der Erdbeben
in den Wintermonaten und zwar stimmen die meisten annähernd
mit den von uns für den Oberrhein gefundenen. Eine er-
lieblich geringere Zahl für das Winterhalbjahr findet sich nur bei
den Erdbeben Niederösterreichs, Italiens und des Orients. Dagegen
vermindert sich allerdings der Gegensatz zwischen den beiden Jahreshälften
wie schon H oernes hervorgehoben hat, wenn man eine grössere
Anzahl von Erdbeben aus allen Gegenden der Erde der Berechnung
zu Grunde legt. m h H H | , „
F alb („Die Umwälzungen im W e l t a l l “ , 1882) fand für 5500
Erdbeben der Nordhalbkugel:
54.8 Procent für das Winter-Halbjahr,
45.2 „ „ „ Sommer- „ ;
J ul. S chmidt für 22149 Erdbeben aus allen Gegenden der Erde:
51.2 Procent für das Winter-Halbjahr,
48.8 „ „ „ Sommer- .
Immerhin bleibt die Thatsache bestehen, dass sich bei allen
bisher vorgenommenen statistischen Zusammenstellungen ein Ueberwiegen
der Erdbeben im Winter-Halbjahr gezeigt hat.
F alb und P errey suchen diese Thatsache bekanntlich durch
den Einfluss der Anziehung der Sonne auf das von ihnen angenommene
glutflüssige Erdinnere zu erklären. Nachdem aber durch die
mathematischen Untersuchungen T homson’s klar gelegt ist, dass
man von einem glutflüssigen Erdinnern, wenigstens in dem gewöhnlichen
Sinne, nicht wohl sprechen kann, nachdem andererseits die
engen Beziehungen der Erdbeben zum Gebirgsbau festgestellt worden
sind, kann jenen Theorieen eine Berechtigung nicht mehr zugestanden
Geograph. Abhandlungen aus Elsass-Lothringen. I.