mittleren Schneefalles mit ganz geringem Unterschied die gleichen
wie diejenigen, welche wir in unserer Normalperiode vorgefunden
haben. Nur die Extreme zeigen mehr oder weniger geringe Abweichungen.
Die Tabelle 15 c, worin die Schneeverhältnisse der 4 Jahre
1889—92 widergegeben sind, ist wegen der grösseren Anzahl der
Stationen und vor allem wegen der so wichtigen Punkte Belchen
und Alfeld besonders interessant und wollen wir deshalb etwas
näher auf dieselbe eingehen. Auch hier behält die oben gefundene
Thatsache, dass mit steigender Höhe die mittlere Dauer der schneefreien
Zeit abnimmt, seine Gültigkeit. Der bei der Betrachtung der
Niederschlagshöhen als erst in zweiter Linie maassgebend befundene
Faktor für die Vertheilung der jährlichen Niederschlagshöhe, die Erhebung
über dem Meere, kommt also hier wieder mehr zur Geltung.
Die höchste Station, der Belchen, hat im 4jährigen Mittel nur
114 Tage schneefrei, die Melkerei 157, Niederlauchen 178, Alfeld
187, Odern 190, Baumschule 209, Wolfersdorf 230 und Altbreisach
sogar 244; also noch über einmal so lang als auf dem Belchen ist
hier die mittlere Dauer der schneefreien Zeit. Am längsten schneefrei
ist die Rheinebene und der Sundgau 1891 geblieben, da die Stationen
dieser Gegenden in diesem Jahre mindestens 262 Tage (Colmar)
lang keinen Schnee in ihrer allernächsten Umgebung gesehen haben;
die Station Salzlecke sogar 288 Tage nicht.
Der Belchen hat seine längste schneefreie Zeit 1889 bloss mit
5 Monaten zu verzeichnen gehabt.
Erweist sich auch hier wieder der Belchen als an der Spitze
stehend von sämmtlichen Stationen, so thut er dies in noch bedeutenderem
Maasse, wenn man die kürzeste schneefreie Zeit auf
den verschiedenen Beobachtungsstätten ins Auge fasst.
1890 war auf dieser Gipfelstation der geschlossene Zeitraum
von nur 78 Tagen schneefrei, während das Extrem der übrigen
Stationen, von welchen letzteren einige dasselbe in diesem Jahre,
die meisten es 1892 zu verzeichnen hatten, auf noch mehr als noch
einmal so hoch sich beläuft. Nur auf der Melkerei wird dieser
doppelte Werth nicht ganz erreicht.
Der späteste Schneefall in dem Zeitabschnitt 1889—92 ist, mit
Ausnahme von Salzlecke und noch einigen anderen Beobachtungsstätten,
von den Stationen der Ebene und des Sundgaues um Mitte
April, theils 1890, grösstentheils 1892 beobachtet worden.
Salzlecke, St. Gilles und Baumschule haben in dem zuletzt
angeführten Jahre den letzten Schnee am 6. Mai notirt.
Für die Mehrzahl der Gebirgsstationen hat sich der 17. Mai
1891 noch als ein Schneetag gezeigt, bei der Melkerei der 26. Mai
des gleichen Jahres und auf dem Belchen erst der 12. Juni 1890.
Im Jahre 1888 wurde auf der höchsten Gipfelstation sogar am
12. Juli noch ein Schneefall constatirt, so dass also seit dem Bestehen
derselben (1. Juli 1888) in jedem Monat wenigstens einmal
Schnee dort gefallen ist.
Der früheste Schneefall hat sich denn auch auf der höchsten
Erhebung des Yogesenhorstes bereits am 30. August im Jahre 1890
eingestellt.
Auf der Melkerei und in Niederlauchen hat es 1889 am 21. September
am frühesten geschneit. Mit abnehmender Meereshöhe ist
der Zeitpunkt des beobachteten frühesten Schneefalles immer später
eingetreten und bei den Stationen der Ebene und des Sundgaus hat
er sich bis zum 23. bezw. 24. October verschoben.
Haben wir so aus dem bisher betrachteten Material über die
Schneeverhältnisse ersehen, dass auch hier bei dem unebenen Relief
unseres ausgewählten Gebietes die grösste Mannigfaltigkeit in Bezug
auf die Häufigkeit und auf die Dauer der schneefreien Zeit herrscht,
so wäre es ferner von Interesse, Genaueres über die Höhe der
Schneedecke, welche sich über das Ober-Elsass jährlich ausbreitet,
zu erfahren.
Leider konnte hierüber kein abgeschlossenes Bild hergestellt
werden, da erst in der allerjüngsten Zeit der Schneedecke die erforderliche
Beachtung geschenkt werden konnte.
Nur theils aus den Aufzeichnungen verschiedener Beobachtungsstätten,
theils aus eigenen Wahrnehmungen gewonnene Einzelheiten,
welche uns eine ungefähre Vorstellung von den gewaltigen, sich zuweilen
in den Vogesen anhäufenden Schneemassen geben, mögen
hier angeführt werden.
Während in der Rheinebene selten eine längere Zeit sich erhaltende,
noch nicht 1I2 m hehe Schneedecke zu beobachten ist,
finden wir im Gebirge eine solche im Betrag von 1 m Höhe und
darüber hinaus nicht als Ausnahme, sondern als Regel.
Am Kamm der Südvogesen und hier speciell in den Einschnitten
in diesen Horst, z. B. auf der Schlucht, sowie am Ostrand
des Granit-Massives des Hochfeldes ist schon mehrere Male
streckenweise eine über 3 m hohe Schneedecke beobachtet worden.
Der Verfasser, welcher am 12. April 1893 das Hochfeld aufsuchte,
fand zu dieser Jahreszeit das Plateau desselben vollkommen
schneefrei; sowie er aber an den Ostrand gelangte, erblickte er an
dem Säum des Nadelwaldes stellenweise noch ziemlich 2 m hohen
Schnee, welcher den halben Abhang nach Hohwald zu sich in einer
mittleren Höhe von (rund) 1 m erhielt.
Die Erscheinung, dass der Schnee auf der Ostseite der Vogesen
sich länger erhält als auf der Westseite, findet ihre Erklärung in
den orographischen und klimatischen Verhältnissen. Die Vogesen
fallen nach Osten steil ab, während sie nach Westen zu sich allmählich,
stufenartig abdachen. Da nun die Insolation auf der Westseite
länger und stärker wirkt als auf der eine geringere Besonnungsfläche
darbietenden schroffen Ostseite, so erhält sich auf der letzteren
der Schnee bedeutend länger als auf der ersteren.
Ja, auf dem Honeck giebt es am Ostabsturz Stellen, wo der
Schnee bisweilen das ganze Jahr hindurch nicht verschwindet. So
habe ich am 9. Juli 1892 hier verschiedene kleine, gegen die Sonnen