pfalz, den Nordostzipfel des Eisass, das nördliche Baden etwa bis
Offenburg im S. und einen Tbeil von Württemberg. Die am stärksten
erschütterten Orte zerfallen in zwei Gruppen, welche durch ein
Gebiet geringerer Intensität von einander getrennt sind, Die erste
Gruppe umfasst die Orte Bülzheim, Neupfotz, Hördt, Mörlheim, Billigheim,
Langenkandel, Wörth in der Südostecke der Pfalz, die Bhein-
insel Elisabethwörth bei Germersheim, Büsheim, Stafforth, Leopoldshafen,
Eggenstein, Neureuth, Daxlanden auf dem gegenüberliegenden
badischen Bheinufer. Das zweite Haupterschütterungsgebiet umfasst
folgende Orte: Bühlerthal, Hirschbachthal, Brandmatt, Obertsroth,
Plättig bei Herrenwies im mittleren Schwarzwald. In allen diesen
Orten war die Erschütterung so heftig, dass viele Bewohner erschreckt
auf die Strasse stürzten, um dem befürchteten Einsturz der
Häuser zu entgehen. Auch erhielten an mehreren dieser Orte Häuser
Bisse, so in Langenkandel, Bülzheim und auf dem Plättig. An letzterem
Punkt sahen im Freien befindliche Leute den Boden sich etwa
zwei Fuss heben und schnell wieder senken. Im Hirschbachthal
stürzte ein Heuschober um. Auf dem Wege zwischen Wörth und
Langenkandel gehende Arbeiter taumelten stark. Das- eigentliche
Epicentrum des Erdbebens nimmt die badische Erdbebencommission
in dem durch die Orte Langenkandel, Bülzheim, Neupfotz und Billigheim
bestimmten Gebiete der Pfalz an. Dasselbe liegt etwa in der
Mitte des grösseren Haupterschütterungsgebiets; auch wurde in diesen
Orten der Stoss bestimmt als ein vertikaler empfunden. Die Heftigkeit
der Erschütterung in den angegebenen Orten des mittleren
Schwarzwaldes wird durch die Thatsache erklärt, dass dieselben
sämmtlich auf dem als guten Leiter von Erschütterungen bekannten
Granit liegen, welcher vielleicht mit dem als Grundlage der Bhein-
ebene hypothetisch angenommenen Granit in directem Zusammenhang
steht.
Was die weitere Verbreitung des Erdbebens betrifft, so wurde
dasselbe wahrgenommen im Odenwald: in Mannheim und Heidelberg,
beide auf Granit gelegen; in der Bheinebene auf der linken Bhein-
seite in Speyer, Germersheim, Landau, Niederlauterbach, Sultz, Selz,
Sesenheim, Strassburg; auf der rechten Bheinseite in Philippsburg,
Bruchsal, Karlsruhe, Durlach, Mühlburg und zahlreichen benachbarten
Orten, Ettlingen, Bastatt, Benchen, Legelshurst; auf der Hardt längs
des ganzen Bandes von Dürkheim bis Weissenburg, ausserdem in
Annweiler; in den Vogesen in Dambach, Windstein und Lichtenberg;
im Schwarzwald in Baden-Baden, Bühl, Sassbachwalden, Kappelrodeck,
dem ganzen Benchthal, Ortenberg und Ohlsberg im Kinzigthal.
Sehr ausgedehnt war die Verbreitung des Erdbebens ferner
in Württemberg. Es wurden hier nicht nur die Orte am Ostabfall
des Schwarzwaldes wie Bauschlott (sehr stark), Vaihingen, Pforzheim,
Dobel, Gaisthal, Hirsau (sehr stark), Liebenzell; Wildberg u. A. betroffen,
sondern auch zahlreiche Orte des Neckargebiets, unter anderen
Ludwigsburg, Cannstatt, Stuttgart. Auffallenderweise schneidet
das Verbreitungsgebiet in Württemberg im Norden mit einer ganz
geraden Linie ab, die von Bretten über Schützingen, Schraigheim
nach Steinheim führt. Auf die Bedeutung dieser Linie komme ich
später noch zurück.
Schallerscheinungen waren mit dem Erdbeben an den meisten
Orten verbunden. Am stärksten waren dieselben in den beiden
Haupterschütterungsgebieten, wo sie als donnerartiges Krachen oder
als furchtbares unterirdisches Getöse bezeichnet werden. An den
anderen Orten wurde meist nur ein dumpfes Bollen oder Brausen
vernommen.
Am folgenden Tage fanden noch weitere Erschütterungen s ta tt:
Zwischen 3 und 4 h. a. in Bheinzabern, Neupfotz, Leimersheim,
Hördt, Billigheim, Weissenburg, Langenkandel, Wörth, Hochstetten,
Friedrichsthal, Leopoldshafen, Eggenstein, Neureuth, Maxau, Karlsruhe,
Plättig, Bühlerthal; zwischen 10 und 11 h. p. in Hochstetten,
Leimersheim und Minfeld, um Mitternacht in Eggenstein, Neureuth
und Maxau. Alle diese Orte gehören den beiden Haupterschütterungsgebieten
an oder liegen ihnen sehr nahe. (Bericht der badischen
Erdbebencommission, bestehend aus den Herrn Prof. J o r d a n , Prof.
K n o p , Prof.' S ohnke, W a gn er. Verh. des naturw. Ver. in Karlsruhe.
VIII. 1881; E ck, Bemerkungen über das rheinisch-schwäbische Erdbeben
vom 24. Januar 1880. D. G. G. XXXVIII. 1886.)
Am 4. Juli wurde fast die gesammte Schweiz 9 h. 20 m. a.
von einem ziemlich heftigen Erdbeben erschüttert, das von der Monte
Bosa-Gruppe ausging. In unserem Gebiet wurde dasselbe nur um
9 h. 30 m. a. in Konstanz, Friedrichshafen, Stockach, Zizenhausen,
Lenzkirch, Basel und Mülhausen gespürt. (H eim, Die Schweizer Erdbeben
der Jahre 1878—1880. Jahrbuch des tellurischen Observatoriums
in Bern. 1881.)
1881.
Am 11. Januar 11 h. 10 m. oder 11 h. 20 m. a. wurde in
Konstanz und Kreuzlingen ein Erdbeben wahrgenommen in der
Bichtung 0 .—W. oder SO.—NW. Es bestand aus zwei heftigen
stossweisen Erschütterungen, denen eine Detonation vorausging, die
dem Geräusch glich, das beim Zuschlägen einer schweren Thür entsteht.
Bilder bewegten sich an der Wand, Flaschen fielen um, Kinder
aus den Betten, in einigen Kellern stürzten Fässer um. (Bad. Erdb.-
Comm.; F.)
Am 27. Januar wurde die nördliche und westliche Schweiz
und die angrenzenden Theile von Baden und Eisass von einem heftigen
Erdbeben erschüttert. Das Centrum der Erschütterung lag bei
Bern. Die Bewegung erschien hier zuerst wellenförmig von W. nach
0. und endigte mit einem heftigen Stoss, der im Innern der Stadt
mehrere Oefen umwarf und mehr als 90 Kamine herabstürzte. Auch
schlugen die Glocken der Kirchen an und erhielten mehrere Gebäude
Bisse. Zugleich wurde ein starkes, donnerähnliches Getöse vernommen.
Der Stoss erfolgte fast gleichzeitig an allen Orten der grossen Molassemulde
zwischen Jura und Alpen in einer Längserstreckung von 260 km
Geograph. Abhandlungen aus Elsass-Lothringen. I. 6