Hagenau Neumath Melkerei
6. Mit steigender Erhebung über den Meeresspiegel werden mit
der Tiefe die Temperaturabnahmen im Walde grösser wie im
Felde (mit Ausnahme des Aprils); die Temperaturzunahmen nach
der Tiefe nehmen mit der Höhe ab, und zwar im Waldboden
mehr wie im Feldhoden.
7. Die Temperaturen aller Bodenschichten nehmen im Jahresmittel
und für die einzelnen Monate mit der Erhebung des Ortes über
den Meeresspiegel ab, und zwar von März bis Juli der Feldboden
mehr wie der Waldboden, im Herbst und Winter dagegen
der Waldboden mehr wie der Feldboden.
8. Von October bis Februar ist die Waldkrume wärmer wie die
Luft, in den anderen Monaten kälter. Im Felde wird die ge-
sammte Krume niemals kälter wie die Luft.
•9. Das Anschwellen der Temperatur von Monat zu Monat, wie
auch das Abnehmen ist, mit Ausnahme von Juni-Juli und
Februar-März, in allen Schichten des Feldhodens erheblicher
wie im Waldboden.
10. Mit steigender Seehöhe werden die Ab- und Zunahmen der
Temperatur zwischen April und Juli im Waldboden beträchtlicher
wie im Feldboden, sonst geringer.
11. Der Waldboden hat in allen Tiefen geringere Wärmeschwankungen
wie der Feldboden.
Für die geringeren Wärmeschwankungen im Walde spricht erklärend
der hohe Gehalt an organischer Substanz der Erde, welcher
die Wärmeleitungsfähigkeit verlangsamt. Selbst die Waldbodenoberfläche
ist nur geringen Schwankungen unterworfen. Der die
Ausstrahlung hemmende Einfluss der Blätter ist nicht zu verkennen.
Die Nähe der immergrünen Bäume wird aber auch ihrerseits durch
Ahhalten der Sonnenstrahlen die grössere Constanz veranlassen1
Gerade in der Lufttemperatur zeigt sich am auffallendsten der Einfluss
des Blätterdaches. Tags ist die Waldluft kälter, Nachts wärmer
als im freien Felde2.
5. Die Erdbodentemperaturen um 8 Uhr Vormittags und 2 Uhr Nachmittags.
Die Monatsmittel der Erdhodentemperaturen um 8 Uhr Vormittags
und 2 Uhr Nachmittags wurden derart berechnet, dass man
alle Tage des betreffenden Monats berücksichtigte (cf. p. 189). Da
es im Folgenden nur darauf ankommt, die allgemeinen Unterschiede
in den beiden Temperaturverläufen aufzudecken, glaubte ich in der
Berechnung zweier Jahrgänge genügendes Material zu besitzen. Ich
wählte die in ihrem Charakter durchaus verschiedenen Jahrgänge
1890 und 1891. Für jedes derselben wurden die Monats- und Jahres-
1 M. u. E. B e c q u e r e l , De la température du sol, observée au Jardin des
Plantes à l’Observatoire et à Montsouris pendant le mois 1871. Compt. rend.
1872. Bd. 74. No. 4. p. 212.
2 N ö r d l i n g e r , Einfluss des Waldes auf die Luft- und Bodenwärme. Der
Naturforscher. 19. No. 11. p. 119, No. 21. p. 220.