die sich an einzelnen Stellen als Querriegel nach links und rechts
vorschieben, zwischen welchen letzteren sich scharf eingeschnittene
Thäler befinden. Hat man die Kuppe des Breitfirst erreicht, so
steht man vor einer Gabelung des Kammes, der jetzt eine westöstliche
Bichtung annimmt. Das breite Thal der Lauch, welches
von Ost nach West in den Gebirgsstock eindringt, zwingt denselben,
sich in zwei Züge zu spalten, von welchen der eine in nordöstlicher
Richtung streicht und in der Kuppe des kleinen Belchen ausläuft;
der andere mit südöstlicher Richtung gipfelt is dem gewaltigen Gebirgsstock
des grossen Belchens. Beide Kämme behalten durchaus
denselben Charakter bei, wie er früher geschildert wurde. Wandern
wir auf der südlichen Gabelung des Kammes weiter, so erreichen
wir nach Passiren des Storkenkopfes den Sattel zwischen diesem
Gipfel und dem Grossen Belchen und. sehen nun am Grunde eines
tiefen Kessels, dessen steile Wände überall dicht mit Wald bekleidet
sind, den Belchensee vor uns liegen.
Die soeben gegebene topographische Schilderung sollte lehren,
dass der Belchensee, wiewohl seine Lage beim ersten Anblick eine
gänzlich verschiedene im Vergleich mit den früher geschilderten
Seen zu sein scheint, dennoch bei genauerer Betrachtung in ganz
ähnliche Verhältnisse gerückt wird wie die anderen Gebirgsseen.
Seine nach der Ebene vorgeschobene Stellung erlangt er eben durch
die östliche Einschwenkung des Hauptkammes, an welchen er sich
dicht ebenso wie der Schwarze und Weisse See anlehnt.
Der Grosse Belchen gipfelt in einer Höhe von 1423 m, der
benachbarte Storkenkopf in einer solchen von 1361 m. Der Gipfel
des ersteren hat eine langgestreckte Form, seine Hauptachse erstreckt
sich in nördlicher Richtung; ebenso schiebt der Storkenkopf
einen Ausläufer vor, der eine nördliche Richtung besitzt. Zwischen
diesen beiden Gebirgskeilen liegt der tiefe Kessel des Belchensees.
Der See selbst besitzt eine Meereshöhe von 985,8 m, die um-
schliessende Wände des Kessels fallen also in eine Tiefe von nahezu
400 m ein. Wie schon erwähnt, sind dieselben dicht mit Wald
bedeckt, wodurch der Eindruck ihrer Steilheit etwas gemildert wird.
Es ist jedoch zu erwähnen, dass eigentliche steile Abstürze von Fels-
partieen in diesem Kessel nicht vorhanden sind, die Wände des
Circus fallen in gleichmässiger, aber steiler Neigung zum See ein.
Die Oberfläche des Sees beträgt 7 ha. Die Form des Beckens ist
eine ovale. Die Längsachse, welche ziemlich genau in nordsüdlicher
Richtung liegt, hat eine Länge von 360 m, die grösste Breite der
Seefläche beträgt 230 m.
Der See wurde von uns wiederum genau ausgelothet, um die
Beckenform festzulegen. Auf Grund der zahlreichen Lothungen
wurde eine Tiefenkarte entworfen (Taf. III Fig. 2). Der Stand des
Wasserspiegels ist ein wechselnder, da der See durch Schleusenvorrichtungen
und einen künstlichen Abschlussdamm gestaut werden
kann. Schon im vorigen Jahrhundert (1702) benutzte der französische
Marschall Vadban die Wasser des Sees zur Speisung eines Canals,
der von ihm bei Gelegenheit der Erbauung von Neu-Breisach angelegt
wurde, um das Baumaterial herbeizuschaffen. Er staute zu
diesem Zweck den See durch einen Faschinendamm von nahezu
20 m. Später wurde dieser Damm vergessen und vernachlässigt,
und als im Jahre 1740 der Wasserstand des Sees eine grosse Höhe;
erreicht hatte, brachen die Gewässer durch und stürzten sich mit
verheerender Wucht in das Thal hinab, wo sie die schrecklichsten
Verwüstungen anrichteten.
Der See ist jetzt durch einen gemauerten Damm abgesperrt
und kann durch einen Canal abgelassen werden, dessen Mündung
sich am Seegrunde in einer Tiefe von 9 m vorfindet. Beim niedrigsten
Wasserstand hat der See eine Maximaltiefe von 14 m, bei seinem
höchsten eine solche von 23 m. Die VAUBAsrsche Absperrung scheint
höher gewesen zu sein. Wahrscheinlich hat sie sich auf einen alten
natürlichen Abschlussdamm aufgebaut, der jetzt an zwei Stellen
durchbrochen ist und sich noch ungefähr 25 m über das Niveau des
jetzigen künstlichen Dammes erhebt. Dieser hohe Abschlussdamm;
der sich quer vor das nördliche Ende des Sees legt, besteht aus
regellos angehäuften -Blöcken von Grauwacke, die dicht mit Ver-
witterungsgruss umgeben sind. Sie stimmen durchaus in ihrer mineralogischen
Beschaffenheit mit der anstehenden Grauwacke überein.
An der westlichen Durchbruchstelle. führt der Holzabfuhrweg, der
aus dem Lautenbachthal kommt, hindurch. An dieser Stelle soll
sich der alte Ausfluss des Sees vor Vauban befunden haben. Die
östliche Oeffnung in dem Damm befindet sich an der heutigen Abflussstelle
des Sees; sie ist breiter als die vorige und scheint zum
grossen Theil durch die Bauarbeiten für die Abschleusung des Sees
hergestellt zu sein. Der Anfang zu dieser Oeffnung soll jedoch durch
den vorhin geschilderten Ausbruch des Sees bewirkt worden sein,
der hier ein grosses Stück des natürlichen Dammes mit hinweg
nahm. An dieser Stelle sind vorzügliche Aufschlüsse auch für die
tieferen Stellen des Abschlussdammes vorhanden.
Beim Legen des jetzigen Ablassrohres, dessen soeben erwähnte
Mündung weit in den See hingelegt ist, stiess man mehrfach auf den
anstehenden Fels, der sich allerdings um so tiefer vorfand, je mehr
man sich vom Rande her der Mitte der Abzugsöffnung näherte. Auch
im eigentlichen Seebecken nahmen wir bei dem niedrigen Wasserstande,
als wir unsere Lothungen machten, an mehreren Stellen der
westlichen Uferseite die anstehende Grauwacke wahr, die steil in
den See einfällt. Noch deutlicher konnte das anstehende' Gestein im
Jahre 1891 beobachtet werden, da in den Herbstmonaten der Stand
des Sees ein äusserst niedriger war. Besonders auf der Westseite
des Sees bildet die anstehende Grauwacke förmliche Wände, deren
Oberfläche zu interessanten Beobachtungen Veranlassung bot. Dem
Umstande, dass die Gesteinsoberfläche nur bei dem tiefsten Wasser--
stande zu Tage trat, ist es zu verdanken, dass dieselbe so gut wie
gar nicht von den zerstörenden Kräften der Atmosphäre angegriffen
wurde. Wir finden auf ihr die deutlichsten Spuren eines ehemaligen
Geograph. Abhandlungen aus ElBass-Lothringen. I. jq