sondern spricht nur von dem zweiten, das sich auch im Eisass
stark fühlbar gemacht habe. Die Dominikaner Chronik spricht nun
an zwei kurz aufeinander folgenden Stellen, die jedoch durch einige
andere Mittheilungen von einander getrennt sind, von dem Erdbeben
des Jahres 1 2 9 5 . Die erste Stelle lautet: „Tertio nonas Aprilis
(8. April) fuit in Briseaugia et in Alsatia vehemens terrae motus;1
die zweite: „Terrae motus in Vallesia 1 4 castra pro parte destruxit
et crucem pinnaculi terrae ecclesiae majoris dejecit et in diversis
locis plurima devastavit. In Curia montes scissi, petre fissi sünt,
plures campane pulsaverunt, quinque castra penitus destructa, plura
vero fissa sunt et domus multe. Et post hunc duos alios motus una
septimana plurimi retulerunt.“ Ob sich diese zweite Angabe auf das
Erdbeben im April bezieht, wie V o lg e r annimmt, erscheint mir
zweifelhaft; ich möchte sie eher auf das zweite Erdbeben beziehen.
Dagegen gibt auch S pek l in an, dass am 5 . April 1 2 9 5 im ganzen
Eisass ein heftiges Erdbeben stattgefunden habe.
Nach den angeführten Berichten scheinen mir zwei Thatsachen
zweifellos festzustehen, dass erstens im April im Eisass und Breisgau,
zweitens im August oder September in Rhätien und Wallis ein Erdbeben
stattgefunden hat. Ob aber das erstere ebenfalls in Rhätien seinen
Ursprung gehabt und ob das zweite bis ins Elsass sich fortgepflanzt,
muss als zweifelhaft angesehen werden.
Ferner setzt B oijrlot ans Ende des 13. Jahrhunderts die Verlegung
des Rheinbettes von der Ostseite von Alt-Breisach auf die
Westseite und bringt dieses Ereigniss mit Erdbeben in Verbindung.
Diese Annahme findet einen gewissen Anhalt daran, dass die Dominikaner
Chronik von einer Verlegung des Rheinbetts bei Breisach
im Jahre 1295 spricht und diese Angabe zwischen die beiden mit-
getheilten Erdbebenberichte einschiebt, ohne jedoch einen Zusammenhang
zwischen beiden Ereignissen bestimmt auszusprechen.
14. J a h r h u n d e r t .
Aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Jahre 1346
hin fehlen Nachrichten über Erdbeben im Gebiet der oberrheinischen
Tiefebene gänzlich. Dagegen sind für die zweite Hälfte des Jahrhunderts
sehr zahlreiche und zum Theil eingehendere Berichte über
solche vorhanden. Auch für die folgenden Jahrhunderte fliessen die
Quellen ziemlich reichlich, so dass wir wohl annehmen dürfen, dass
von diesem Zeitpunkt an wenigstens alle einigermassen bemerkens-
werthen und verbreiteteren Erdbeben zur Aufzeichnung gelangt sind.
Mit dieser Zeit können wir daher eine zusammenhängende Erdbebengeschichte
beginnen.
Dass aber gerade von der Mitte des 14. Jahrhunderts an die
Aufzeichnungen über Erdbeben soviel vollständiger und genauer
werden, hat seine naturgemässe Ursache in der Thatsache, dass, die
zweite Hälfte dieses Jahrhunderts die bedeutendste Erdbebenperiode
im Rheingebiet darstellt und dass gerade in diese Zeit die stärksten
; und verheerendsten Erdbeben fallen, von denen die oberrheinische
[ Tiefebene in historischer Zeit heimgesucht worden ist. Dadurch
»wurde aber naturgemäss die Aufmerksamkeit der Chronisten und
(Geschichtsschreiber auf diese Naturerscheinung gelenkt, und dieselben
[haben sich daher in der Folgezeit bemüht, Nachrichten über dieselben
[sorgfältiger als bisher zu sammeln.
1346,
In der Nacht vom 24. zum 25. November (St. Catharinen)
[ereignete sich in der Schweiz ein Erdbeben, von dem namentlich
Basel stark betroffen wurde. In dieser Stadt stürzten zahlreiche
[Gebäude, darunter der bischöfliche Palast ein. (Btii.; G. n. M.;
[B erte. ; P.; v. H. ;, B.)
1348.
Am 25. Januar 5 h. a. (St. Pauls-Tag) wurde das gesammte
¡Alpengebiet von einem der heftigsten Erdbeben, welche sich jemals
iin diesem Gebiet ereignet haben, erschüttert. Das Centruin desselben
lag nahe der Stadt Villach in Kärnten. Diese Stadt wurde
von demselben vollständig zerstört, der benachbarte Berg Dobratsch
¡stürzte zum Theil ein, begrub zahlreiche Dörfer unter sich und dämmte
¡das Gailthal zu einem See ab. Auch im übrigen Kärnten, in Friaul
und Steiermark richtete das Erdbeben starke Verwüstungen an. Es
[sollen hier 36 Städte und Schlösser zerstört sein und in Kärnten
allein über 1000 Menschen das Leben verloren haben (vergl. H oefer,
„Die Erdbeben Kärntens.“ Denkschr. der k. Akad. d. Wissensch.
in Wien. Bd. 42. 1880). In der Kirche St. Jakob in Villach ist noch,
feine Erinnerungstafel an dieses Erdbeben mit folgender Inschrift
^vorhanden:
Sub M. C. triplo quadraginta octo tibi dico,
Tune fuit terrae motus, conversio Pauli,
Subvertit urbes Basileam, Castra Villaci.
Das Erdbeben breitete sich weiter aus über Ungarn, Tirol, die
ganze Schweiz, Nord-Italien und einen grossen Theil Süd-Deutschlands.
In Basel übte dasselbe noch zerstörende Wirkungen aus, auch
in Strassburg wurde es noch sehr stark verspürt, jedoch ohne Schaden
anzurichten. In Basel ist vielleicht ein zweites secundäres Erschütterungscentrum
anzunehmen. Die Erdstösse wiederholten sich noch
in den nächsten 24, nach L ykosthenes sogar während 40 Tagen.
;(J. V. K.; B ar. ; T h e . ; W.; B.;.G. p. M.; M.; v. H . ; P.; B.)
Am 6. Februar fand zu Frankfurt a. Main ein Erdbeben statt
>(v. H. nach L ersner’s Chr.; P.); vielleicht steht dasselbe auch noch
mit den dem vorigen Erdbeben nachfolgenden Erschütterungen im
Zusammenhang.
1355.
Im September (ohne näheres Datum) soll um 9 h. p. in Strassburg
und Basel ein Erdbeben stattgefunden haben. P errey und
B oürlot citiren für dasselbe T hritemius, sprachen aber selbst ihren
Zweifel an der Richtigkeit der Angabe aus, da sich das Erdbeben