Für sämmtliche Erdbeben dieses Jahres ist meine Hauptquelle
der Bericht der badischen Erdbeben-Commission in Verh. des naturw.
Yer. in Karlsruhe. X. 1887.
1886.
Dieses Jahr zeichnete sich wiejier durch eine ziemlich starke
seismische Thätigkeit aus. Es kamen im ganzen neun Erdbeben zur
Beobachtung, welche hauptsächlich• den südöstlichen Theil unseres
Gebiets beträfen.
Am 3. Januar 2 h. 50 i». a. fand in der Umgebung des Kaiserstuhls
wieder ein Erdbeben statt. Am stärksten wurden die Orte
Riegel, Bählingen, Endingen und Oberrothweil erschüttert. Die Häuser
dieser Orte erzitterten stark; zugleich wurde ein starkes Kanonendonner
ähnliches Getöse vernommen. In Endingen fiel ein Steinhaufen
um. Das Erschütterungsgebiet stellt eine von SW. nach NO.
géstreckte Ellipse dar, deren Mittelpunkt etwa bei Riegel liegt.
(RsoS, Vérh. des naturw. Ver. in Karlsruhe. X. 1887.),
Am 26. Februar wurde in Staufen ein Erdstoss mit, nachfolgendem
rollenden Getöse gespürt, am 21. März 6 h. 59 m. p. ein
leichter« Erdstoss in Engen bei Konstanz. (Dieselbe Quelle.)
Am 17. Juni gegen 9 h. 50 m. p. wurde der mittlere Schwarzwald
und der benachbarte Theil der Rheinebene von einem ziemlich
ausgedehnten Erdbeben betroffen, dessen Epicentrum in der Gegend
von Lahr lag. (E ck, Bericht der bad. Erdbeben-Comm. 1887.) Die
am stärksten erschütterten Orte waren Diersburg, Strohbach, Saalbach,
Steinbach, Wittelbach, Schönberg, Oberschopfheim, sämmtlich
in der: Umgebung von Lahr und Erstein auf der linken Rheinseite.
In allen diesen Orten wurde die Erschütterung allgemein als eine
ziemlich heftige wahrgenommen, und schon im Schlaf befindliche Personen
wurden durch dieselbe erweckt. Die Häuser erzitterten stark,
Möbel wankten, Balken krachten, Fenster und Gläser klirrten; zugleich
wurde ein starkes Geräusch, wie von einem schwer beladenen
Wagen vernommen. In Diersburg wurden die in dem Kohlenbergwerk
beschäftigten Arbeiter so erschreckt, dass sie das Bergwerk
verliessen, weil sie glaubten, der Schacht stürze ein. In Oberschopfheim
war das Tosen so stark, dass man wähnte, der an die Häuser
anstossende Hügel stürze zusammen. (E ck.) In Erstein wurden drei
Stösse wahrgenommen, die so heftig waren, dass zahlreiche Gegenstände
umfielen und in einem Hause sämmtliche Fensterscheiben zertrümmert
wurden. (Str. P .; E. L. Ztg.) Ziemlich heftig war das
Erdbeben noch in Lahr (Herabfallen von Verputz', Verschieben von
Wandtafeln)-, Zunsweier (Wanken von Möbeln), Oberweier, Niederschopfheim,
Kippenheim, Ottenheim (kleiner Riss in einer Gebäudewand)
( Nonnenweier, Gerstheim, sämmtlich in der Umgebung von
Lahr und in Grafenstaden südlich von Strassburg. Von letzterem
Orte schreibt ein Berichterstatter (E. J .) : „Ich sass ruhig daheim
und las, als gegen ^ 211 Uhr das Haus plötzlich in allen Ecken krachte.
Hierauf hörte ich ein Geräusch, als wenn ein schwerer Körper auf
den Boden fiele. Ich war Zeuge eines wellenförmig ansteigenden
Erdstosses gewesen, der, wie ich zu merken glaubte, von 0. nach
W. ging. “ Weiter wurde das Erdbeben wahrgenommen in Baden in
Oberkirch, öffenburg, Friesenheim, Heiligenzell, Dinglingen, Kuhbach,
Reichenbach, Schutterthal, Harmesbächle, Welschensteinach, Prinzbach,
Biberach, Zell a. H., Schönberg, Gengenbach, Kappel, Wittenweier,
Langenwinkel, Hugsweier, Allmannsweier, Schutterzell, Meissenheim,
Ichenheim, Dundenheim, Altenheim, Kehl; im Eisass in
Rheinau, Taubensand, Obenheim, Osthausen, Sand, Matzenheim, Eschau,
Illkirch, Geispolsheim, Strassburg, Barr. (E ck ; E. J.) In Diersburg
folgte um Mitternacht noch ein schwacher Stoss.
Am 9. Oktober 6 h. 20 m. a. wurde nahezu dasselbe Gebiet
von einem zweiten, stärkeren Erdbeben betroffen. Doch scheint sich
der Mittelpunkt mehr nach W. verlegt zu haben, da diesmal die
stärkst erschütterten Orte sämmtlich in der Rheinebene selbst gelegen
sind. Es sind dies: Schutterwald, Wittenweier und Ottenheim
auf der rechten, Erstein, Bläsheim und Öbenheim auf der linken
Rheinseite, ln Schutterwald stürzten mehrere Schornsteine ein; in
Wittenweier fiel der Verputz von den Wänden; Möbel wankten stark
und Gläser klirrten; zugleich wurde ein Getöse wie von einem heranbrausenden
Eisenbahnzug vernommen. In Ottenheim wurden die
Dammmeisterwohnung, sowie die Magazine und die Restauration,
welche ca. 90 m vom Uferbau entfernt ist, derart erschüttert, dass
die Thürschlösser lotterten, die Fenster klirrten, Bilder an den Wänden
sich bewegten. In Erstein wurden mehrere Erdstösse wahrgenommen,
die von einem dumpfen Getöse begleitet waren. Leichtere
Gegenstände in den Zimmern fielen um, schwerere geriethen in
schwankende Bewegung. Glaubwürdige Leute versicherten, sie hätten
sich anhalten müssen, um nicht hinzufallen. Ein ängstliches Gefühl
bemächtigte sich der ganzen Einwohnerschaft. In Bläsheim wurden
drei ziemlich heftige Erdstösse verspürt und zwar von allen Bewohnern
des Dorfes. Dächer, Oefen und Personen, welche auf Stühlen
sassen, wurden stark hin und her gerüttelt. Einige Personen wollen
ein dem fernen Rollen des Donners ähnliches Getöse vernommen
haben. In Obenheim war die Erschütterung so heftig, dass verschiedene
Personen auf die Strasse stürzten, weil sie den Einsturz
des Hauses befürchteten. Ziemlich stark war die Erschütterung auch
in Lahr, wo Gläser erklirrten, Klingeln anschlugen und ein donnerähnliches
Getöse vernommen wurde.
Weiter wurde das Erdbeben wahrgenommen in Baden in
Burgheim, Kuhbach, Reichenbach, Dinglingen, Heiligenzell, Oberweier,
Friesenheim, Diersburg, Oberschopfheim, Kappel, Nonnenweier, All-
mannsweier, Meissenheim, Ichenheim, Marlen ,. Legelshurst, Kork,
Kehl; im Eisass in Sermersheim, Hüttenheim, Benfeld, Sand, Matzenheim,
Gerstheim, Fegersheim, Grafenstaden, Illkirch, Strassburg,
Schiltigheim, Lampertheim. In Strassburg war die Erschütterung
noch so heftig, dass Möbeln wankten und Gegenstände an den
Wänden sich bewegten. Ein Berichterstatter fühlte erst einen starken,