gär nichts entdecken lasse. Derartige Granitbuckel finden sich nun
nicht nur bei Sewen, sondern im ganzen Dollerthal, von Alfp.ld abwärts
bis nach Masmünster. Sie sind nach unserer Ansicht nicht
die Reste von Querwänden, die von der Wirkung einer kräftigen
Eiserosion übrig geblieben sind, sondern sind wahrscheinlich stets
als isolirte Felsmassen im Thal vorhanden gewesen, die niemals sich
zu einer zusammenhängenden Felsbarriere geschlossen haben, so dass
sie nie für sich allein einen See stauen konnten. Sie sind gerade ein
Beweis dafür, dass die Erosion durch Eis, in dem angenommenen Sinn
natürlich, so gut wie gar nicht vorhanden gewesen ist. Die isolirten
Felsköpfe^ im Dollerthal und Thurthal, die diesen Thälern ein so
charakteristisches Gepräge verleihen, weisen darauf hin, dass wir hier
in gewissem Sinne unfertige Thäler vor uns haben, die gerade dadurch,
dass sie während einer bedeutenden Spanne Zeit mit Eismassen erfüllt
gewesen sind, vor der gewöhnlichen Erosion durch das Wasser bewahrt
blieben und so auf ihrem Grunde noch Gebilde enthalten, die sonst
längst hinweggeschwemmt worden wären.
Wenn man ferner die Thatsache zugibt, dass das Dollerthal
mit einem mächtigen Gletscher erfüllt gewesen ist und die Configu-
ration und den topographischen Charakter der Gegend von Sewen betrachtet,
so kann wohl kein Zweifel darüber herrschen, dass dort,
wo die beiden Gletscherarme des Wagenstallbachthals und des Thals
von Sewen zusammenstossen, sich dereinst Moränenschutt in bedeutendem
Masse ablagern musste, besonders zur Zeit des Abschmelzens,
als der Gletscher sich bis zum Thalboden von Sewen zurückgezogen
hatte. Dass die Ablagerung dieser Moräne noch durch die unfertige
Thalbildung, durch die mitten im Thal aufragenden Granitriegel unterstützt
wurde, ist natürlich; wir glauben jedoch, dass der wirkliche
Abschlussdamm die Quermoräne gewesen ist, und beharren deshalb
auf unserer Ansicht, dass der Sewensee in seiner dereinstigen Erstreckung
e i nMo r ä n e n s t a u s e e gewesen ist. Auch S c h um a c h e r
ist der Ansicht, dass die Aufstauung des Sewensees wenigstens zum
Theil durch Glacialschutt veranlasst sei. (A. a. 0. S. 65.)
Ein unzweifelhafter Moränensee existirte in dem Thal von Urbis,
einem Nebenthal der Thur, das sich vom Col de BusSang ostwärts
herabzieht. Dort, wo das Thal in das Hauptthal einmündet, liegt
heute noch die Moräne beinahe in ihrem ganzen Umfange da, die
dereinst als massiger Querriegel das Thal abstaute. An der linken
Seite, im Süden, hat sie der Abfluss zerstört, an dieser Stelle wurde
der See allmählich abgezapft. Dass dieses nicht vollständig geschehen
ist, sondern dass bei beginnender Verflachung die Vermoorung die
Austrocknung begünstigte, zeigt der breite Torfboden, der jetzt die
Thalsohle bildet, beweist der kleine See, der sich heute noch an die
Reste der stehengebliebenen Moräne anschmiegt. Diese winzige
Wasserfläche, die kaum 80 m breit ist, ist der kümmerliche Ueber-
rest jenes gewaltigen Thalsees, der sich dereinst in einer Länge von
3Yg km bis beinahe an den Kamm erstreckte und eine Breite von
durchschnittlich 400 m besass.
Als weitere Trockenseen mit dereinstigem Moränenabschluss
-sind die Thalböden des oberen Thurthals, oberhalb und unterhalb
von Wildenstein zu erwähnen.
Steigt man vom Rothenbacherkopf in das Thurthal hinab, so
zeigt sich, sobald man den Wald verlässt und Wildenstein erblickt,
ein ebenes Becken, an dessen Ende, nach Wildenstein zu, zwei
künstliche Weiher liegen. Dieser obere See von Wildenstein wurde
seiner Zeit durch einen Damm abgesperrt, der sich zwischen diesen
künstlichen Weihern und der Fabrik oberhalb Wildenstein hinzog.
Hier zeigen sich wieder zahlreiche Felsbuckel aus anstehendem Gestein,
mit gerundeten Flächen, in ihnen finden sich runde Becken,
die ganz an die heute noch thätigen Wassermühlen erinnern. Wir
neigen uns auch hier der Ansicht zu, dass diese Felsmassen dereinst
nicht einen vollständig absperrenden Querriegel aus festem Fels
bildeten, sondern nur die Ursache und Unterstützung der Bildung
einer Staumoräne gewesen sind, die den Querwall für den oberen-See
von Wildenstein gebildet hat. Derselbe besass zur Zeit seiner grössten
Ausdehnung ungefähr eine Länge von 800 m und eine Breite von
150—200 m.
Unterhalb Wildenstein findet sich wiederum ein ganz ebener
Thalboden, der mit schwachem Fall sich bis an den sogen. Schlossberg
erstreckt. Es ist höchst wahrscheinlich, dass sich auch hier
ein ehemaliger See befand. Die Absperrung wurde durch eine Moräne
gebildet, die heute noch theilweise erhalten ist. Dieselbe lagert
sich an den mitten im Thal aufragenden Schlossberg an und ist auf
der linken (östlichen) Thalseite und auf dem Schlossberg selbst gut
erhalten. An der westlichen Thalseite finden sich nur noch Sputen.
Dort aber fliesst die Thur, die den Moränenwall beinahe vollständig
hinweggeräumt hat. An dieser Stelle, also zwischen dem Schlossberg
und der westlichen Thalseite finden sich in dem ebenen Wiesenboden
noch anstehende Köpfe von festem Fels. Sie sind alle geglättet und
haben unzweifelhaft bei der Bildung der grossen Staumoräne mitgewirkt.
Der untere See von Wildenstein war viel grösser als der
obere. Seine grösste Länge betrug beinahe 2 km, seine grösste Breite
nahezu 400 m.
Unterhalb des Schlossbergs findet sich ein weiter, ebener Thalboden,
der sich beinahe bis Odem bis zum Bärberg erstreckt. Ob
hier auch dereinst ein See gefluthet hat, soll nicht mit Sicherheit
entschieden werden. Die Moränenwälle bei Krüth und beim Bärberg
lassen es nicht unwahrscheinlich erscheinen. Vielleicht lagen hier
mehrere Seen hintereinander, durch Moränen von einander getrennt.
Im Fechtthal resp. seinen Nebenthälern scheint uns das ehemalige
Vorhandensein von 3 .Thalseen nicht zweifelhaft zu sein. Blickt man
von der Höhe des Kolbenfelsens unterhalb des „Seestädtle“ auf das
Fechtthal herab, so sieht man wiederum den Boden eines vollkommenen
Seebeckens vor sich, das sich bis Erbersch hinzieht. Gestaut
wurde der See durch einen massigen Querdamm, der sich noch heute
gut erhalten in der Nähe von Erbersch vorfindet. Wir haben hier
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