an ersterem Ort begannen ebenfalls die Bewohner ihre Häuser zu
verlassen. In Staufen wurde Abends ß1/» Uhr ein starkes Erdbeben
verspürt; die Häuser erzitterten und Gegenstände wankten, so dass
manche Bewohner auf die Strasse eilten und angstvoll fragten, was
los sei. (Breisgauer Ztg.)
Müllheim, 18. November. Gestern Abend ß1/^ Uhr verspürte
man ein Erdbeben, welches sogar schwere Gegenstände ins Wanken
brachte und manche Leute sehr erschreckte. Während der zwei
stattgehabten Erdstösse war ein dumpfes, donnerähnliches Geräusch
wahrnehmbar.
Bötzingen, 18. November. Gestern Abend 6 Uhr 20 Minuten
wurde ein ziemlich starker Erdstoss verspürt.
Staufen, 17. November. Bei ziemlich starkem Winde verspürte
man diesen Abend ß*/2 Uhr ein ziemlich starkes Erdbeben, so dass
die Häuser erbebten und Geräthe schwankten.
Weitere Nachrichten über das Erdbeben im Oberland liegen
vor aus Mördingen, Merzhausen, Opfingen, Eichstetten, Ehrenstetten,
Kirchhofen. (Bad. Landesztg.)
Yon den erschütterten Orten liegen Günthersthal und Merzhausen
auf Gneiss, Schallstadt, Wolfenweiler, Ehrenstetten, Kirchhofen,
Staufen, Müllheim auf dem Tertiär der Vorberge oder an
derem Bande, St. Georgen in der Ebene, Opfingen und Mördingen
am Tuniberg, Bötzingen und Eichstetten am Kaiserstuhl. Aus den
wenigen Nachrichten sich ein Bild von dem Erdbeben zu machen
oder auf die Ursache desselben Schlüsse zu ziehen, ist natürlich unmöglich.
Dass die Breisgauer Hauptverwerfung oder eine der kleineren,
die Yorberge durchschneidenden Verwerfungen dabei eine active Rolle
gespielt, ist wohl wahrscheinlich, eigentümlich bleibt aber die weite
Verbreitung des Erdbebens nach N. bis in den Kaiserstuhl hinein.
Sollte das Central-Bureau für Meteorologie und Hydrographie in
Karlsruhe über Material für dies Erdbeben verfügen, so wäre eine
Bearbeitung desselben jedenfalls sehr werthvoll, da das Erdbeben
von dem sonst in dieser Gegend beobachteten mannigfache Abweichungen,
namentlich in Bezug auf seine Verbreitung zu zeigen
scheint.
ln Basel zeigte der Seismometer in diesem Jahre an folgenden
Tagen horizontale Erdstösse an : Am 20. Januar 4 h. 18 m. 30,7 s. p.
Die Erschütterung wurde in der ganzen Westschweiz verspürt. Am
7. Juni 1 h. 47 m. 28,8 s. a. (wohl im Zusammenhang mit dem heftigen
Erdbeben in Verona). Am 21. August 8 h. 4ß m. 25 s. p.
(R iggenbach ; die Zeitangaben beziehen sich auf mittlere Basler Zeit,
welche gegen mitteleuropäische Zeit um 30 m. 40,7 s. nachgeht.)
1892.
Am 1. August 5 h. a. wurde die gesammte Ostschweiz und
grosse Theile von Baden, Württemberg, dem Allgäu, Vorarlberg von
einem heftigen Erdbeben erschüttert (vergl. F r ü h : „Die Erdbeben
der Schweiz im Jahre 1892.“ Annalen der Schweizerischen meteorologischen
Central-Anstalt 1892, S. 7 - 1 5 ; A S chmidt und K. Regelmann,
„Erdbebenberichte aus Württemberg und Hohenzollern. Jahreshefte
für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Jahrg. 49 u. ÖU,
1893 u. 1894). . ^ XT u r
Das Schüttergebiet ist nach F r ü h im W. und N. sehr gut umgrenzt,
weniger sicher lässt sich die östliche und südliche Umgrenzung
bestimmen. Die Grenzlinie geht durch folgende Orte : Von
Brennet (zwischen Rheinfelden und Säckingen) durch das Wiesenthal
nach Tegernau, Schönau, westlich des Belchen über Rothbuk,
Trutpert in die Nordabdachung des Feldberges, über Sölden, Horben,
Oberried, Weiersbach, Breitnau, Glashütte, St. Märgen, Gütenbach,
Furtwangen, Triberg, Elzach, Prechthal, Gutach, Wolfach (sammt-
lich im badischen Schwarzwald) nach Reinerzau im württembergisehen
Schwarzwaldkreis, von hier über Horb nach Ulm (nördlich davon
isolirt Calw und Hohenheim), dann der Iller entlang gegen Memmingen,
über Kisslegg in Oberschwaben n a c h Bregenz und Feldkirch
in Vorarlberg, hierauf über Davos, Andeer, Ilanz, Viznau, Luzern,
Flühli im Entlebuch, Bern, Biel nach Seewen im Kanton Solothurn.
Die erschütterte Fläche umfasst ein Gebiet von rund 30 000 qkm.
Die Zone grösster Intensität vom Grade 5 und ß der F orel sehen
Skala umfasst das Wutachthal, Schaffhausen, den badischen Hegau
den grössten Theil der Kantone Thurgau und Zürich und vielleicht
noch das Aarthal bis Aarau, dann St. Gallen und die benachbarten
dislocirten Molassegebiete von Appenzell, also wesentlich die horizontale
Molasse mit Randen-Hegau und einem Theil des Nordflugeis
der appenzellischen Antiklinale.
Ueber die Intensität im Badischen macht F rüh insbesondere
folgende Angaben: „Wenn in Württemberg die Bewegung allgemein
und relativ am heftigsten am SO.-Fuss des Jura verspürt wurde, so
zeigt sich dieselbe im Badischen im Hegau, und namentlich im
Wutachthal (Amt Bonndorf) innerhalb der Trias im NW. des Kantons
Schaffhausen. Allgemeiner Schrecken. Noch nie soll ein so starkes
Erdbeben daselbst wahrgenommen sein. Ueberall schwankten Ufider
an den Wänden, schwangen Hängelampen. In Mühlhausen (Amt
Engen) stand eine Pendeluhr still, in Hilzingen (westl. Smgen) soll
eine Glocke angeschlagen haben. In Erzingen im Klettgau schlug
das Läutewerk an. In und um Bonndorf wurden Bettladen verschoben.
Der Billetausgeber in Fützen im oberen Wutachthaie sass
an seinem Schreibtisch, „plötzlich wurde letzterer gegen die Wand
geschoben“. In einem anderen Zimmer des Bahnhofs sah man einen
Schrank „eine kleine Bewegung“ machen; „aus dem Ofen fiel Asche
heraus“. Im Postgebäude Stühlingen beobachtete ein Beamter, „wie
die geschlossenen, aber nicht verriegelten Fenster aufgingen, die
Bureauthür war ganz offen, fiel dahei halb zu . In Kappel bei
Lenzkirch fielen noch Gegenstände um. Wie in Osterach, südl.
Sigmaringen, beobachtete man noch in Dürrheim, südl. Villmgen,
wie sich „Möbel vom Platz bewegten“. In Vöhrenbach, westl. Vil-
lingen, wurde das Beben noch allgemein verspürt, selbst aus Breit