verschieden vom Jahresmittel in Folge der hohen Schneedecke, welche
in unserer Periode nur vom December 1886 übertroffen wird.
Betrachten wir zum Schlüsse den Einfluss der Schneedecke auf
die Lufttemperatur, besonders auf die unteren Schichten derselben.
W oeikof1 hebt hervor, dass bei vorliegender Frage zwei Hauptfälle zu
unterscheiden sind: die Temperaturen der Luft ü b e r und u n t e r 0° C.
Sind die Temperaturen der Luft über 0°, so wirkt die Schneelage
abkühlend auf die Luft, da die Arbeit des Schneeschmelzens
einen Theil der Wärme verbraucht.
Sind die Temperaturen der Luft unter 0°, so wirkt die Schneedecke
weiter abkühlend8.
Je nach der Structur und Farbe des Schnees erfolgt eine stärkere
und schwächere Abkühlung der Luft3.
Die höchste Schneedecke hat der Boden im December. Wie
aus Tabelle p. 201 ersichtlich is t, nimmt die Lufttemperatur vom
December nach Januar am wenigsten ab, ebenso die Temperatur
der Bodenoberfläche. Die Krümmung der Jahrescurve (Tafel VI. VII)
ist vom December nach Januar vom ganzen Jahre die schwächste.
Ebenso ist für genannten Termin der Abfall der Bodenoberflächen-
curve ein Minimum.
Von den Luft- und Bodencurven ist an genannter Stelle die
von Melkerei am flachsten, gemäss der bedeutenden Schneehöhe, die
hier übrigens im November schon einen beträchtlichen Werth erlangt.
9. Die Schneedecke verhindert im Frühling die Erwärmung des
Bodens4, da in Folge der schlechten Wärmeleitungsfähigkeit
des Schnees (p. 202) die Wärme nur langsam nach dem Boden
geleitet wird.
Im Januar erreicht die Schneedecke bei Hagenau eine Höhe
von 5,7 mm, bei Melkerei von 41,4 mm und bei Neumath von
10,4 mm. Diese Zahlen entsprechen dem Anwachsen der Temperatur
der Bodenoberfläche vom Januar nach Februar, welches bei Hagenau
in Folge der niedrigsten Schneelage am stärksten, bei Melkerei
wegen der höchsten Schneedecke am schwächsten ist (Tabelle p. 201).
Da endlich mit steigender Seehöhe die Schneedecke an Dicke
zunimmt, so werden, wenn dieselbe geschmolzen ist, in den Gebirgs-
böden im April und Mai die Temperaturen des Bodens und der Luft
mehr ansteigen, wie in der Ebene.
Das starke Anschwellen des Unterschieds zwischen der Temperatur
der Bodenfläche und der Luft im December ist dem Einfluss
der Schneedecke zuzuschreiben.
10. Die Temperaturschwankungen im schneebedeckten Boden sind
geringer, wie im unbedeckten.
] W o e i k o f , 1. c. p. 15.
2 W o e i k o f , 1. c. p. 18. H a n n , Zeitschrift f. Meteorol. 1879. p. 76.
s B. B i l l w i l l e r , Der Naturforscher. Jahrgang 1882. Bd. XV. No. 28.
p. 270. O e s t e r r e i c h i s c h e G e s e l l s c h a f t für Meteorologie. Bd. XVII.
p. 98. B i e d e rm a n n , Centralblatt. XI. 1882. p. 852.
4 W o l l n y , Der Einfluss der Pflanzendecke auf die physik. Eigenschaften
des Bodens. Berlin 1877. p. 34. W o e i k o f , 1. c. p. 2.
Dieser Satz ergiebt sich ohne Weiteres aus unseren Erörterungen
und aus Tabelle 3 . Ciro C hristoni 1 hat aus zahlreichen
Beobachtungen gefunden, dass in diesem Falle die täglichen Schwan-
kungen innerhalb derselben Bodenschicht 1° C. selten übersteigen.
b) Wa l d b o d e n .
A. 1. Im Jahresmittel sind die Temperaturen der Luft und der Bodenoberfläche
nahezu einander gleich. Im Frühjahr und Sommer
ist die Oberfläche kälter, im Herbst und Winter wärmer wie
die Luft. Der Ueberschuss der Temperatur der Bodenoberfläche
gegen diejenige der Luft ist im December weitaus am grössten.
Diilerenzen der T emperatur d er Bodenoberfläche u n d der Luft.
Monat Hagenau Neumath Melkerei
J a n u a r................................ ■ 1,8 1,5
Februar .......................... 0,1 0,2 1,0
M ä r z ................................ - 1,2 - 1,2 0,8
A p r i l ................................
- 1,6
- M
M a i.....................................
- 1 , 3
- 1,8
0,1
— 0,6
Juni . ■ ..................... — 0,9 - 1 , 5 - 1,0
J u l i ............................... | — 0,8 ■ ü - 0 , 9
August................................ — 0,6 — 0,9 — 0,8
S e p tem b e r ..................... — 0,5 — 0,7 — 0,1
O c to b e r .......................... 0,5 0,4
m
0,3
November.......................... 1,0 0,9
December.......................... 1,8 2,2 2,1
J a h r ................................ - 0,1 - 0 , 3 + 0,2
2. Luft- und Oberflächentemperatur nehmen im Jahres- und Monatsmittel
mit der Seehöhe ab , die Abnahme ist am geringsten im
Januar, am stärksten für die Luft im April, für den Boden im Juni.
T e m p e r a t u r d i f f e r e n z e n
Monat d e r L u f t des B o d e n s
zwischen zwischen
H.-N. N.-M. H.-M. H.-N. N.-M. H.-M.
Januar . . 0,3 0,7 1,0 - 0,1 1,0 0,9
Februar . . 0,1 2,1 2,2 0,1 1,2
1,2
1,3
März . . . 0,7 3,2 3,9 0,7 1,9
April . . . 0,6 3,8 4,4 0,5 2,3
1,8
2,8
Mai . . . 0,6 3,0 3,6 m 2,9
Juni . . . 0,8 3,3 4,1 1,4 -2,8 4,2
Juli . . . 0,6 3,3 3,9 1 , 1 2,9 4,0
August . . 0,5 2,7 3,2 0,8 2,6 3,4
September . 0,3 2,6 2,9 0,5 2,0 2,5
October . . 0,2 2,4 2,6 0,3 2,5 2,8
November . 0,5 1,8 2,3 0,4 2,0 2,4
December 0,5 1,2 1,7 0,1 1,3 1,4
Jahr . . . 0,4 2,5 2,9 0,6 2,0 2,6
. 1 C i r o C h r i s t o n i , Ueber die Temperatur des Schnees u. s. w. Naturwissenschaftliche
Rundschau. IV. No. 18. 1889. p. 227. Atti della R. Accademia
dei Lincei 1888. Ser. 4. Rendiconti. Vol. IV. (2.) p. 278.