Bestrahlung geschützte Mulden noch mit Schneemassen ausgefüllt
gesehen.
Leider müssen wir uns mit diesen wenigen Einzelheiten vorläufig
begnügen.
Längere und zahlreichere, systematisch angestellte Beobachtungen
werden das wünschenswerthe genauere Bild von der jährlich
im Mittel über Ober-Elsass sich ausbreitenden Schneedecke liefern.
Die Gewitterverhältnisse.
Wie bereits oben bei der Besprechung des Materials erwähnt
wurde, sind die Gewitternotizen bei den wenigen Stationen, welche
überhaupt solche gemacht haben, in der überwiegenden Mehrzahl
dergestalt, dass hieraus ein möglichst getreues Bild der im Eisass
auftretenden Gewitter leider nicht hergestellt werden konnte.
Dem Verfasser sind daher nach der kritischen Sichtung des
bezüglichen Stoffes, die Grenzen der Verarbeitung des letzteren derart
eng gezogen worden, dass er sich auf die Zusammenstellung der
Zahl der Tage mit Gewitter überhaupt, der Gewittertage beschränken
musste. Doch sind in den Jahren 1881—88 die betreffenden Ziffern
der Stationen Sewen und Odern noch mit grösser Vorsicht aufzunehmen.
Wenden wir uns zunächst der Betrachtung der Tabelle 16 a
zu, so ersehen wir, dass die Melkerei in unserer Normalperiode die
meisten, Colmar die wenigsten Gewitter zu verzeichnen gehabt hat.
Im Durchschnitt haben wir auf ersterer Beobachtungsstätte
jährlich etwa 26, auf letzterer etwa 15 Gewitter zu erwarten.
Der gewitterreichste Monat ist mit Ausnahme bei Münster und
Altkirch, wo sich das Maximum auf den Juli verlegt bat, der Juni.
Wintergewitter sind in unserer Normalperiode nur je einmal,
von den Stationen des Sundgaues und denjenigen des Doller- und
Thurthaies beobachtet werden.
Im 15 jährigen Zeitraum 1876—90 (s. Tabelle 16 b) steht die
Melkerei mit 393 Gewittertagen (im Mittel die gleiche Anzahl wie
diejenige des Decenniums 1881—90) ebenfalls wieder an der Spitze.
Münster bleibt diesmal in Bezug auf Gewitterreichthum hinter
Colmar zurück.
Das Maximum bildet in diesem längeren Zeitraum bei allen
Stationen der Juni.
Wintergewitter wurden von den 3 Stationen und zwar speciell
im Lustrum 1876—80 mindestens einmal, von der Melkerei zweimal
verzeichnet. In den 4 Jahren 1889—92 haben nur Alfeld und Odern
im Winter Gewitter notirt.
Infolge des kurzen Zeitraumes lässt sich, wie aus Tabelle 16 c
erhellt, hier bei der jährlichen Periode keine strenge Gesetzmässigkeit
erkennen.
Charakteristisch is t, dass der Belchen in dieser Periode die
geringste Anzahl von Gewittern aufweist, dagegen die Reihe der
höheren Thalstationen der Doller und Thur die grösste, welch’ letztere
Erscheinung in der für Bildung von Wärmegewittern günstigeren
Lage jener seine Erklärung finden dürfte.
Hiermit soll die kurze Betrachtung des im Ober-Elsass in den
Zeiträumen 1881—90, 1876—90 und 1889—92 verarbeiteten Materials
über Gewitter im Ober-Elsass geschlossen werden.
Auf eine nähere Discussion und auf eine Aufstellung von verschiedenen
Sätzen über die allgemeinen und meist localen Gewitter
in dem speciell ausgewählten Gebiet habe ich mich absichtlich nicht
eingelassen. Das Studium der Literatur über die Gewitter und das
bisher dürftige Material hat mich voll erkennen lassen die Berechtigung
des von dem leider zu früh verstorbenen L ang) ausgesprochenen
Satzes: „Die Meteorologie im Allgemeinen und bei ihr vor Allem
die Gewitterforschung bedarf des Principes „der grossen Zahlen“,
und möchte daher der Verfasser das in neuerer Zeit mehrfach beliebte
Verfahren, aus dem Studium einzelner, wenn auch noch so
ausgedehnter Gewitter schon Gesetze ableiten zu wrollen, als ein verfehltes
bezeichnen.“
Es drängte sich daher bei den mangelhaften Gewitternotizen
immer mehr die Erkenntniss auf, dass hier entschieden Wandel nach
den von den neuesten Errungenschaften der Meteorologie aufgestellten
Gesichtspunkten geschaffen werden müsse, damit die Beobachtungen
ihren wahren Werth erhielten.
Zu diesem Zwecke sind im Jahre 1892 speciellere Vorschriften
über Gewitterbeobachtungen nach dem Muster derjenigen, welche
die Centralstation zu München aufgestellt hat, erlassen und so der
Grund zu zuverlässigem und in der Zukunft verwerthbarerem Material
gelegt worden.
Der Verfasser stellt seit 1893 in Strassburg, von der Plattform
des Münsters aus, die Gewitterbeobachtungen persönlich an.
Wie kein zweiter Punkt in der Rheinebene ist die Plattform
des Münsters dazu wie geschaffen, die Entstehung und den Verlauf
der in der Rheinebene und deren Randgebirgen, Vogesen und Schwarzwald,
auftretenden Gewitter zu verfolgen. Ausserdem lässt sich bei
diesen Beobachtungen von dem Münster bei der weiten Fernsicht
bis ins südliche Ober-Elsass, ins nördliche Unter-Elsass, sowie in den
östlichen Theil von Lothringen zugleich eine Controlle der Gewitternotizen
der übrigen Stationen anstellen. Selbst wenn bei der weitesten
Entfernung kein Donner oder Blitz zu bemerken ist, so kann
doch manchmal durch das in der betreffenden Gegend auftretende
starke Gewittergewölk geschlossen werden, dass dort, wie etwa bei
Metz oder Mülhausen, Gewitter gewesen ist, welche Annahme durch
die am folgenden Morgen für den Wetterbericht einlaufenden De-
1 L. Lang, Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Gewitter in Süddeutschland
während des Jahres 1889 und Zusammenfassung der in den letzten elf Jahren
gewonnenen Ergebnisse. (Beobachtungen der meteorologischen Stationen im
Königreich Bayern 1889. Jahrgang XI.) München 1890. S. XLIV.