Uebereinstimmung der berichteten Thatsachen und namentlich der
angegebenen Tageszeit kann es, wie schon v. H o f f hervorhebt,
keinem Zweifel unterliegen, dass sich alle Angaben auf ein und dasselbe
Erdbeben beziehen, und die Verschiedenheiten der Datumsangaben
auf der in diese Zeit fallenden Aenderung des Kalenders
beruhen. Das Erdbeben fand am 12. Mai neuen oder den 2. Mai
alten Stils statt. P e r r e y , der dieser Anschauung im Allgemeinen
beistimmt, glaubt doch für das Rhonegebiet zwei Erdbeben annehmen
zu müssen. Ich sehe dafür keinen Grund ein. Die Annahme P e r -
rey’s scheint nur darauf zu fussen, dass S p o n , „Histoire de Genève“,
für diese Stadt von zwei Erdbeben am 2. und 12. Mai berichtet.
Wahrscheinlich hat derselbe aus zwei verschiedenen Quellen geschöpft,
von denen die eine da« alte, die andere das neue Datum gab. In
keinem anderen Bericht ist von zwei verschiedenen Erdbeben die
Rede.
Der Ausgangspunkt des Erdbebens lag, wie schon gesagt, ohne
Zweifel dicht bei Remiremont, in dessen Umgebung sich seine Wirkungen
am heftigsten äusserten, und ausserdem auf den ersten heftigen
Stoss in den folgenden Wochen noch eine Reihe schwächerere folgten ;
dieselben traten sämmtlich zur Nachtzeit auf.
Der erste Stoss erfolgte in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr.
Derselbe war so heftig, dass in Remiremont die grosse Kirche des
Frauenklosters und 20 Häuser einstürzten und viele andere erhebliche
Beschädigungen erlitten. Er war von einem unterirdischen
Donner begleitet, der so laut war, dass man darüber den Einsturz
der Gebäude überhörte. Der Stoss wurde in einer Umgebung von
6—7 Meilen mit gleicher Heftigkeit wahrgenommen, besonders im
Grunde der Thäler. Man sah Flammen aus der Erde aufschlagen,
ohne ihren Ausgangspunkt bestimmen zu können, .mit einer Ausnahme,
wo sich eine Spalte in der Erde bildete, die sich nach einiger
Zeit wieder schloss. Die Flammen leckten mehr, als dass sie brannten
und waren an bewaldeten Stellen häufiger als an anderen. Sie
verbreiteten einen unangenehmen, jedoch nicht schwefligen sondern
mehr bituminösen Geruch. Eine Quelle nahe bei Remiremont wurde
trübe und schäumte wie Seifenwasser. Die Quellen bei Plombières
dampften ungewöhnlich, bei Ravières blieb eine Quelle eine halbe
Stunde lang aus. Die Einwohner von Remiremont flüchteten aus
der Stadt und lagerten 6 Wochen lang im Freien.
Was die Ausbreitung des Erdbebens betrifft, so war dieselbe
am ausgedehntesten nach W., NW. und S., hier hauptsächlich den
Flussläufen der Meuse, Marne, Seine und Saône folgend. Lothringen,
die Champagne, Burgund, die Franche-Comté, Lyonnais, Dauphine
und Savoyen wurden sämmtlich mehr oder weniger stark erschüttert.
Folgende Orte werden namhaft gemacht als solche, in denen sich
das Erdbeben besonders bemerklich machte : Metz, wo verschiedener
Schaden angerichtet wurde, Bar-le-Duc, Nancy, Chälons, Reims,
Soissons, Laon, Troyes, Sens, Auxerre, Tonnerre, Joinville, Dijon,
wo unter den Heerden in der Umgegend sich grosse Unruhe zeigte,
Mäcon, Beaujolais, Vesoul, Dole. Die am weitesten entfernten Orte,
in denen das Erdbeben noch wahrgenommen wurde, sind Paris,-
Orléans und die Provence. , ■ :h
Ferner wurde das ganze Eisass stark erschüttert, j namentlich
Strassburg, wo ein Haus und mehrere Schornsteine einstürzten. In
der Schweiz wurden namentlich Basel, Genf, Neuchâtel und der
Kanton Glarus stark betroffen, doch scheint erheblicher Schaden
hier nirgends angerichtet worden zu sein. Endlich liegt noch eine
vereinzelte Nachricht von Gotha vor. Um die angegebene Stunde
wurde auf den Thürmen des Rathhauses und der Hauptkirche
St. Margarethen die Bewegung so deutlich empfunden, dass die
Thürmer ihre bewegten Betten verliessen. (Th. Eur. t. XII ; B e r t r . :
S c h .; G. d . M.; M. nach W i e l . ; v. H., der noch Dr. gel. Anz.; P.,
der noch S p o n , „Histoire de Genève“, und R i c h a r d , „Histoire desmétéores“,
citirt; B.) . ;|
Am 4. Mai fand ferner in Frankfurt a. M. um 7 h. p. em Erdbeben
statt; v. H o f f , der L r s . citirt, hält dasselbe wegen der genauen
Stundenangabe für verschieden von dem grossen Erdbeben
des 2. Mai.
1683.
A m 2 7 . November Erderschütterung in Basel. (M. nach W ie l .-,
v. H.; P.; B.)
1684.
In Lothringen, Poitou, Limousin soll in diesem Jahre ein Erdbeben
stattgefunden haben, doch fehlt Datumangabe, (v. H. ohne
Quellenangabe.)
1685.
Am 26. und 28. Februar wurden in Basel mehrfache Erdstösse
wahrgenommen. (M. nach W ie l . ; v. H.) B ertrand berichtet von
einem Erdbeben am 27. Februar zwischen 9 und 10 h. p., welches
in der ganzen Schweiz gespürt wäre und besonders Ober-Wallis,
Lausanne und Basel betroffen hätte, hält dasselbe aber selbst füi
identisch mit einem von ihm aus dem vorigen Jahre angeführten,
da Datum und Tageszeit bei beiden dieselben. S cheuchzer erwähnt
beide Erdbeben und gibt für dasjenige von 1685 den Kanton Glarus,
als besonders betroffen an. Es ist wohl zweifellos, dass hier mehrere
Ereignisse durch einander geworfen sind, als sicher dürften nur die
Baseler Erschütterungen am 26. und 28. Februar anzusehen sein.
1690.
Am 4. oder 5. December (24. November alten Stils) wurden
ausgedehnte Gebiete der Alpen, Süd- und Mitteldeutschlands von.
bedeutenden Erderschütterungen betroffen. Nach v. H off wurden
dieselben besonders empfunden in Villach, Klagenfurt, Wien, Bopfingen
(im württembergischen Jagstkreis), Hohentrudingen (im bayerischen
Reg.-Bez. Mittel-Franken bei Gunzenhausen), Nördlingen, Bayreuth,
Heidelberg, Strassburg, Frankfurt, Jena, Altenburg, Dresden und
Meissen. Nähere Angaben fehlen aber bei demselben. Gueneai'