eine Moräne des Fechtgletschers vor uns, die an einer Stelle wieder
vollständig von der Fecht durchnagt ist. Sie bildete früher den vollkommenen
Abschluss des Thals.
In unmittelbarer Nähe, nur durch einen Querrücken von dem
eben geschilderten See getrennt, liegt der See des Wurmsagletschers,
unterhalb der Terrasse des Fischbödles. Besser als eine Beschreibung
zeigt die beigegebene Aufnahme im Massstabe 1 :5000 die
Natur des Seebodens (Taf. III Fig. 7).
Das früher abgestaute Thal zieht sich in der Richtung von NW.
nach SE. Die Höhencurven im Abstand von 2 m lassen am südöstlichen
Ende deutlich die Quermoräne erkennen, die früher die
Wasser staute. Nach der rechten Thalseite zu ist der Moränenwall
jetzt von der Wurmsa durchschnitten.
Der letzte Trockensee, den wir nach Norden hin auffinden
konnten, findet sich im Kleinthal, unterhalb der Schlucht. Oberhalb
Schmelzwasen erstreckt sich wiederum eine weite, ebene Thalfläche
bis zu éinem Querwall, der jetzt von dem Bach an einer Stelle zerstört.
Auf Taf. III Fig. 9 findet sich eine genaue Aufnahme, die alle
Einzelheiten und insbesondere die Abschlussmoräne erkennen lässt.
In den weiter nördlich gelegenen Thälern der Südvogesen gelang
es uns nicht, die Spuren derartiger Trockenseen, wie sie soeben
geschildert sind, aufzufinden.
Die schematische Skizze der Yertheilung der Seen, die sich auf
Taf. IV findet, lässt einige Gesetzmässigkeit in der Vertheilung der
Seen erkennen.
Nehmen wir zuerst die Thalseen, so finden wir, dass sie sich
nur in den 3 südlichen Thälern der Doller, der Fecht und der Thur
vorfinden. Die weiter nördlich gelegenen Thäler, die Weiss, die
Bechine sind frei davon. Es hängt dieses unzweifelhaft mit einer
Abnahme der Vergletscherung von Süd nach Nord zusammen.
Die Hochseen treten an 3 verschiedenen Stellen des Gebirges
auf. Am häufigsten zeigt sich ihre Bildung an der Kammlinie vom
Tête des Faux bis südlich zum Hohneck. Hier schaaren sie sich in
dichten Gruppen an die jähen Abstürze dieser merkwürdigen Bildung.
Ihre grösste Verbreitung ist rings um den Hohneck.
Die zweite Stelle ihres zahlreichen Auftretens ist die Kammlinie
vom Welschen Belchen bis zum Rothen Wasen.
Wenn auch hier die Bildung von eigentlichen Seeböden etwas
zurücktritt, so ist für diesen Theil das Auftreten von zahlreichen
Terrassen charakteristisch.
Der dritte Ort endlich, wo wir die Hochseen finden, ist die
Kammlinie vom Grossen Belchen zum Lauchenkopf. An dieser Stelle
ist die Erscheinung am wenigsten ausgebildet.
Wir haben schon früher erwähnt, dass jeder See als ein ephemeres
Gebilde zu betrachten ist, das nur während einer kurzen Zeit
bestehen kann, weil beständig die Kräfte thätig sind, die den See
als solchen zu zerstören suchen, die es endlich dahin bringen, dass
der Aufstau der Wassermassen aufhört und eine Rinne fliessenden
Wassers an deren Stelle tritt. Wiewohl in den vorhergehenden Zeilen
schon öfter die Anschauungen zu Tage getreten sind, die wir uns
über das Vorgehen der Seen gebildet haben, wird es vielleicht gut
sein, dieselben hier kurz zusammenzufassen. Bei der Betrachtung
können wir Hochseen und Thalseen vereinigen, da es wesentlich dieselben
Kräfte sind, die an ihrer Zerstörung arbeiten.
Ist durch irgend welche Ursachen im Gebirge ein Seebecken
geschaffen worden, so wird dasselbe sofort als ein See mit Abfluss
aufzufassen sein. Ein abflussloses Becken ist in den Vogesen unter
den heutigen und früheren Verhältnissen unmöglich, da die Niederschläge
stets reichlicher als die Verdunstung sind und ein geschlossenes
Becken bald zum Ueberlaufen bringen werden. Sobald aber
ein Abfluss geschaffen ist — derselbe wird sich, den Gefällsverhält-
nissen entsprechend, im allgemeinen an der unteren Thalseite bilden
— beginnt auch die Zerstörung des Querriegels, der den See staut,
mag dieser Riegel aus festem Fels oder aus Blockmaterial bestehen.
Der Abflussbach nagt sich tiefer und tiefer, der Seespiegel wird
immer mehr erniedrigt. Zu gleicher Zeit arbeiten noch andere Kräfte
an der Verflachung des Sees. Die Zuflüsse, die das Seebecken allenthalben
empfängt — mögen dieselben, wie bei den hochgelegenen
Seen, kleine Rinnsäle, oder wie bei den Thalseen, die Bäche der
Thalsohle sein — führen beständig Sedimente mit sich, die sie auf
dem Grunde des Sees in vielfachen Formen ablagern. Ist der See
in einem Circus gelegen, mit steilen Felswällen, die bis zum Ufer
des Sees reichen, so thut auch die Block Verwitterung in loco ihr
gutes Theil mit zur Ausfüllung des Seebeckens. Am Weissen See
konnten wir durch Messung zeigen, wie sehr die Sedimente der Zuflüsse
das Becken verflachen. Das Querprofil C—D auf Taf. II ist
in dieser Beziehung lehrreich. Auf der Seite C, wo der Schladden
einmündet, der die meisten Wassermengen dem See zuführt, hat sich
eine mächtige Bank gebildet, die den Boden des Sees bedeutend
erhöht hat.
Auch an der Stelle des Profils G-fggH, wo ebenfalls durch Quellen
und Niederschlag dem See viel Wasser zugeführt wird, zeigt sich
der verflachende Einfluss der Sedimente deutlich. So arbeiten die
beiden Kräfte, die erodirende Kraft des Abflussbaches und die trans-
portirende Kraft der Zuflüsse beständig daran, die Oberfläche des
Sees mehr und mehr dem Seeboden zu nähern. Die Tiefen des Sees
werden stets geringer, eine Tiefencurve nach der ändern wird zum
Ufer des Sees gemacht.
Ist auf diese Weise eine gewisse Flachheit erreicht worden,
so beginnt auch die Vegetation ihr.Werk. Die organischen Stoffe,
die sich stets in dem See ablagern und langsam vermodern, geben von
diesem Zeitpunkt an den Verwesungspflanzen reichlichen Nahrungsstoff.
Es beginnt am Rande, wo die günstigen Verhältnisse am frühesten
eintreten, eine üppige Moorbildung, die mehr und mehr vom Rande
in das Innere des Sees hineinwächst. Das Wasserauge wird kleiner
und kleiner, bald ist es ganz verschwunden, an Stelle des Sees mit