dem Umstand, dass die Erdbeben des Kaiserstuhls meist eine sehr
beschränkte Verbreitung besitzen und daher wohl selten grössere
Städte getroffen haben, von denen allein aus früheren Zeiten Berichte
vorliegen.
Die meisten der Erdbeben des Kaiserstuhls blieben auf diesen
selbst und seine allernächste Umgebung beschränkt, die Mehrzahl
wurde nicht einmal in dem nahen Freiburg und Colmar wahrgenommen.
Nur die stärkste Erschütterung am 21. November 1823
breitete sich etwas weiter aus und wurde sogar in Strassburg, wenn
auch schwach gespürt. Das Erschütterungsgebiet näherte sich in
den meisten Fällen, wo es überhaupt genauer bestimmt werden
konnte, auffallend der Kreisform und schien hauptsächlich von der
Verbreitung der vulkanischen Gesteine des Kaiserstuhls abhängig.
Eine Ausnahme hiervon machte nur das Erdbeben vom 3. Januar
1886, dessen Erschütterungsgebiet eine von SW. nach NO. gestreckte
Ellipse darstellte. Die angeführten Thatsachen lassen es als sehr
wohl denkbar erscheinen, dass die Erdbeben des Kaiserstuhls keine
geotektonische, sondern vulkanische sind, Nachwirkungen der vulkanischen
Kraft, der das Kaiserstuhlgebirge seine Entstehung verdankt.
Die Gesteine desselben sind ja die jüngsten Eruptivgesteine
im ganzen Gebiet des Oberrheins; ihre Ausbrüche erfolgten wahrscheinlich
erst in jungtertiärer Zeit. Eine Entscheidung in dieser
Frage kann allerdings erst die Zukunft bringen, wenn eine grössere
Zahl von Erdbebenbeobachtungen vorliegen, und der Bau des Gebirges
selbst noch eingehender erforscht ist. Vielleicht bringt hier
schon die demnächst zu erwartende Monographie über den Kaiserstuhl
von dem besten Kenner desselben, Herrn Professor K nop in
Karlsruhe, einige Klarheit.
Das S c h ü t t e r g e b i e t d e r Südwes t -Voge s e n .
Ich habe oben ausgeführt, dass von den Innenbruchrändern
der Vogesen nur äusserst selten Erderschütterungen ausgehen. Trotzdem
sind die Vogesen keineswegs frei von Erdbeben, Tn dem südwestlichen
Theil derselben sind öfters solche beobachtet worden, darunter
mehrere von bedeutender Stärke. Das Centrum derselben
lag aber stets westlich oder südwestlich vom Hauptkamm in dem
französischen Theil der Vogesen. Es haben daher diese Erdbeben
mit den von der Rheinebene und ihren Bruchlinien ausgehenden
nichts zu thun, es bildet vielmehr die Südwestecke der Vogesen ein
durchaus selbständiges Schüttergebiet.
Unsere Liste weist, abgesehen von den aus anderen Gegenden
nach hier fortgepflanzten, 16 den Südwestvogesen angehörende Erdbeben
auf, davon 12 aus dem gegenwärtigen Jahrhundert. Von
denselben weisen 8 auf die Umgebung von Remiremont-Plombieres,
5 auf diejenige von Beifort als Ausgangspunkt hin. Bei Remiremont
lag vor allen das Epicentrum des grossen weit verbreiteten Erdbebens
vom 12. Mai 1682, das zu den allerheftigsten gehörte, die in unserem
Untersuchungsgebiet überhaupt aufgetreten sind. Ihm folgten in der
nächsten Umgebung von Remiremont noch wochenlang schwächere
Erschütterungen, die ich bei der oben angegebenen Zahl von Erd
beben natürlich nicht mitgezählt habe.
lieh erheblicher Ausdehnung gingen von hier auch am 29. Januar
1831 am 12. Juli 1851 und am 13. September 1882 aus. Die übrigen
waren auf die nächste Umgebung von Remiremont, das Moselotte-
nnd Vologne-Thal beschränkt. Verwerfungen sind auch in diesem Gebiet
reichlich vorhanden. So zieht eine durch einen Quarzgang ausgefüllte
Spalte in der Richtung SW.—NO. durch das Val dAjo,
fuf eine zweite wahrscheinlich parallele weisen die Thermen von
Plombières hin, die denn auch bei mehreren der Erdbeben Veränderungen
im Wassergehalt und der Temperatur zeigtem
Auch die von der Belforter Gegend ausgehenden Erschütterungen
haben sich zuweilen weit ausgedehnt; so das m Beifort selbst am
stärksten wahrgenommene Erdbeben vom 7. August 1829 bis St. Die
und Strassburg dasjenige vom 21. December 1843, das vermuthlich
“ n E S » » ¿ g Ws Münster and Cotaar. Sehr bemerkend
werth ist ferner, dass verschiedene der aus der Schweiz fortgepflanzten
Erdbeben in Beifort sehr viel stärker, als m der ganzen Umgebung
wahrgenommen wurden, so dass man hier ein sekundäres ^ h u tte r-
centrum annehmen muss. Dies war namentlich der _Fall bei den
Erdbeben am 9. December 1755, am 10. September 1774 und am
25. und 26. Juli 1855. (Vergl. die Karte von Volger zu den Walliser
Erdbeben von 1855.) -u' . •
Die Erdbeben der Südwest-Vogesen blieben übrigens, wie schon
aus dem Vorhergehenden sich ergibt, keineswegs immer aut die
Westseite des Gebirges beschränkt. Sie setzten sich öfters über
den Kamm bis in die östlichen Thäler und selbst bis m die Rhein
ebene hinein fort. Ausser dem durch seine sehr weite Verbreitung
ausgezeichneten Erdbeben vom 12. Mai 1682 wurde auch dasjenige
vom 7. August 1829 in Strassburg und Colmar, dasjenige vom
19. Februar 1818 in Ruffach und Sulz, dasjenige vom 21. December
1843 im Münsterthal, Colmar und Bergheim, endlich das vom
12. Juli 1851 in Münster und Sulzbach wahrgenommen.
Erwähnt mag hier noch werden, dass auch im Sundgau, z.B.
in Delle, Dammerkirch, Altkirch und Mülhausen vereinzelt schwache
Erderschütterungen aufgetreten sind, ob dieselben aber mit den
Basler Erdbeben oder denjenigen der Vogesen m Zusammenhang
stehen, lässt sich vorläufig nicht entscheiden.
Das Bas l e r Sc h ü t t e r g e b i e t .
So sind wir denn am Südende unseres Gebiets angekommen.
Hier treffen wir wieder, wie im Norden, auf ein besonders ausgezeichnetes
Schüttergebiet, dasjenige von Basel, das zwar an Ausdehnung
hinter dem des Mainzer Beckens und Odenwalds bedeutend zurücksteht,
dasselbe aber an Intensität wie an Häufigkeit der Erschütterungen
noch erheblich übertrifft. . ^
In Basel wurden nach unserem Verzeichniss im ganzen nicht