des Jahres 1869 pflanzten sich dann nicht nur vielfach bis weit in
das niederrheinische Gebiet fort, sondern sie riefen dort auch eine
ganze Anzahl sekundärer Erschütterungen hervor. Auch in den siebziger
Jahren, insbesondere in den Jahren 1873 und 1877, war die
seismische Thätigkeit am Mederrhein sehr lebhaft.
Dass auch die einzelnen Schüttergebiete am Oberrhein selbst
sich gegenseitig vielfach beeinflusst haben, versteht sich von selbst.
Namentlich scheinen zwischen dem Schüttergebiet des Odenwalds und
demjenigen der Kniebisgegend, ebenso zwischen dem Basler und Strassburger
Schüttergebiet Beziehungen zu bestehen, welche ich im ersten
Theil der Arbeit schon mehrfach hervorzuheben Gelegenheit hatte.
S c h lu s s .
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war, eine feste Grundlage
für die Erforschung der oberrheinischen Erdbeben zu gewinnen.
Dieses Ziel habe ich auf doppeltem Wege zu erreichen gesucht, einmal,
indem ich das schon vorhandene Material in möglichster Vollständigkeit
zusammenzustellen mich bemühte, sodann aber, indem
ich untersuchte, welche sicheren Ergebnisse für die Kenntniss der
Erdbeben sich aus diesem Material gewinnen lassen. Dabei zeigt
sich nun, wie dürftig im allgemeinen unsere Kenntnisse dieser Erscheinung
noch sind, wie unendlich viel der weiteren Forschung
noch Vorbehalten bleibt. Wohl Hessen sich die Natur der Erdbeben
und ihre Beziehungen zum Gebirgsbau im allgemeinen mit einiger
Wahrscheinlichkeit feststellen. Aber der Zusammenhang mit geo-
tektonischen Vorgängen im einzelnen blieb doch in den meisten
Fällen noch unsicher. Ueber die Gesetze der Verbreitung der Erdbeben
und über den Zusammenhang der .einzelnen Schüttergehiete
unter einander Hess sich ebenfalls nur in wenigen Fällen einiger-
massen Sicheres angehen. Die Ursachen der eigenthümlichen zeitlichen
Vertheilung der Erdbeben blieben noch völlig in Dunkel gehüllt.
Ein viel reicheres und vollständigeres Material muss uns erst
zu Gebote stehen, ehe wir die Beantwortung der vielen noch offenen
Fragen unternehmen können. Ein solches Material aber lässt sich nur
durch systematische Forschung, ¡durch ein Zusammenarbeiten Vieler
gewinnen. Erfreulicherweise sind die Anfänge zu einer solchen systematischen
Forschung bereits gemacht. In Baden und Württemberg
sind bereits seit längeren Jahren Erdbeben-Commissionen thätig, und
haben in dieser Zeit schon ein sehr werthvolles Material zusammengebracht.
In der benachbarten Schweiz ist eine solche Organisation
ebenfalls vorhanden. Auch ihre Arbeiten haben zur Kenntniss unserer
oberrheinischen Erdbeben schon werthvolle Beiträge geliefert. In
* Hessen endhch hat Herr Professor L epsiüs schon seit längerer Zeit
eine systematische Erforschung der Erdbeben begonnen. Nur in Eisass-
Lothringen ist in dieser Beziehung bisher noch nichts geschehen.
Es wäre ausserordentlich wünschenswerth, dass auch hier demnächst
mit derartigen Arbeiten vorgegangen würde.
Die
Seen der Südvogesen
nach gemeinschaftlichen Untersuchungen
von
Dr. H. Hergesell, Dr. R. Langenbeck
und Dr. E. Rudolph.
Bearbeitet von
Dr. Hergesell und Dr. Langenbeck.
Mit Tafel II—V.