Da die Differenz desselben mit dem von 12 Mittags bis
12 Mittags des nächsten Tages dauernden Niederschlagstages der
übrigen Stationen nur 4 bezw. 5 Stunden beträgt, und die weitaus
grössere Anzahl der Stunden beider selbstständiger Niederschlagstage
sich deckt, glaubte der Verfasser die um Mittags abgelesene Niederschlagshöhe
meist als an dem Normalniederschlagstag gefallen,
betrachten zu können.
Die bis in die Details gehenden Vergleiche der Aufzeichnungen
der Normalstationen mit denjenigen von ihnen benachbarten, um
Mittags messenden Stationen ergaben fast durchgängig die Richtigkeit
dieses Versuchs, das Material vor Allem in Bezug auf die Monatssummen
möglichst homogen zu gestalten.
In den Fällen, wo wirklich einmal von 7 Morgens bezw. 8 Morgens
bis 12 Mittags beträchtlich mehr als die Hälfte der um Mittag abgelesenen
Niederschlagshöhe gefallen war, wurde nach strengen
Vergleichen mit den Normalstationen die ganze, stets ungetheilt gebliebene
Niederschlagsmenge als zu dem neuen Normalniederschlags--
tag gehörig betrachtet und demgemäss unverschoben gelassen.
Besonders wichtig und nöthig war es, zu constatiren, ob die
Mittags gefundene Niederschlagshöhe zu verschieben oder zu belassen
sei, jedesmal am ersten eines neuen Monats, da öfter 10, 20, 25,
ja manchmal 30, 40 und einmal sogar über 60 mm als unzweifelhaft
zu dem vorhergehenden Monat gehörig, erkannt worden waren.
Ferner war bei der Aufstellung der Specialtabellen, wie sie
von mir in den Ergebnissen der meteorologischen Beobachtungen
im Reichsland Elsass-Lothringen in den Jahren 1890, 1891, 1892
und 1893 bearbeitet worden sind, es von Wichtigkeit festzustellen,'
ob die Data der Maxima-Niederschläge sich deckten und so die
Richtigkeit meiner Verschiebungsmethode in den meisten Fällen
wenigstens erwiesen wurde.
Die Detailvergleiche, besonders die nachträglichen mit den
zuletzt verarbeiteten, als sehr zuverlässig erkannten Beobachtungen
der Forststationen, bestätigten mein Verfahren auch hierbei als ein
richtiges.
Deckten sich die Data nicht, so ergab sich bei der Betrachtung
der Einzelaufzeichnungen an den abweichenden Daten, dass
auch hier an den übrigen Stationen eine beträchtliche Menge Regen
bezw. Schnee gefallen war, welche jedoch in Folge der Variabilität
des Niederschlags um einige Millimeter, ja manchmal bloss um einige
Zehntel eines Millimeters von den anderen Maxima-Niederschlägen
abwich,W
enn nun auch auf dem beschriebenen Wege die Differenzen,
welche dadurch entstanden, dass die Messungen zu verschiedenen
Zeiten vorgenommen wurden, nicht vollständig ausgeglichen sind,
so wurden sie jedoch erheblich verringert und es wurde so eine
möglichst gleichartige Gestaltung des vorhandenen Materials erreicht.
Schliesslich ist der letzte als Missstand angeführte Punkt einer
näheren Betrachtung zu unterziehen. Trotz bestehender Vorschriften
über die. Art und Weise, wie die gemachten Beobachtungen zu
notiren seien, geschah dies sehr verschieden.
Ein Theil der Beobachter notirte, wie auch auf dem Congress
zu München bestimmt worden ist, die Form am Niederschlagstag
und die Niederschlagsmenge am Messungstage; ein anderer Theil trug
Form und Höhe des Niederschlages am Niederschlagstag ein, wieder
ein anderer Beides am Messungstage, ja ein Beobachter sogar die
Form am Messungstage und die Menge am Niederschlagstage u. s. w.
Kurz, die grösste Verwirrung herrschte in dieser Beziehung.
Nachdem durch eingehende Studien der einzelnen Originalacten
und durch strenge Vergleiche derselben unter einander die Handhabung
der Notirung constatirt worden war, welche Feststellung
durch mündliche und schriftliche Mittheilungen langjähriger Beobachter
als richtig bestätigt wurde, konnte dem Uebelstand durch Verschiebung
der verschiedenartigen Notirungen in die nöthige, einheitliche
Reihe abgeholfen werden.
Erheblich störender als dieser beseitigte Missstand wirkte der
Umstand, dass bei den Messungen die Bruchtheile eines Millimeters
verschieden berücksichtigt wurden.
Während viele Stationen die Niederschlagsmenge von 0,1 mm
an aufzeichnen, geschieht dies bei anderen erst von 1U, Va mm, wieder
bei anderen erst von 1 mm an.
Wenn nun auch für ein Bild in grossen Umrissen, wie für
eine Niederschlagskarte, wo so weite Grenzen von 200 mm die durch
die verschiedenartigen Instrumente verursachten Differenzen und die
durch verschiedene Handhabung der Notirungen bewirkten Mängel
in sich bergen können, all die angeführten Uebelstände nicht schwer
ins Gewicht fallen, so sind die Beobachtungen der nicht von ein
Zehntel eines Millimeters an messenden Stationen jedoch für verschiedene
Specialtabellen entweder gar nicht, oder nur nach sorgfältiger
Auswahl, jedesmal soweit dann zulässig, theilweise zu
benutzen.
Hieraus und aus sonstigen Gründen, auf die ich hier nicht
näher eingehen kann, erklärt es sich, dass manche Station, welche
in der einen Tabelle mit aufgeführt ist, in einer anderen fehlt.
Fassen wir die Ergebnisse der angestellten Betrachtungen und
der gemachten Versuche, das Material möglichst gleichförmig zu gestalten,
zusammen, so ersieht man, dass zwar manche, nicht vollständig
zu beseitigende Mängel, vor Allem verursacht durch die
Verschiedenartigkeit der Instrumente und ihrer Aufstellung, sowie
durch verschiedene Handhabung der Messungen, vorhanden aber
doch nicht so beträchtlich sind, dass das Material unbrauchbar erscheinen
könnte. Das letztere lässt sich nach den als sich richtig
erwiesenen Versuchen, auf Grund strenger Detailvergleiche die vorhandenen
Unebenheiten möglichst zu glätten, um so eher verwerthen,
wenn man die Mängel, von denen man erkannt hat, wie sie zu
nehmen sind, scharf im Auge behält.
Anknüpfend hieran, mag eine kurze Schilderung des Ganges
Geograph. Abhandlungen aus Elsass-Lothringen. 2. Heft. 18