Häuser, darunter mehrere Neubauten erhielten starke Risse, auch
“wurden einige Dächer beschädigt, Einstürze aber kamen nicht vor.
Ein zuverlässiger Beobachter bemerkte am Rhein ein Aufwallen des
Wassers von W. nach 0.,- wie wenn ein starker Wind das Wasser
rheinaufwärts kräuselte. (V.)
In Altkirch wurde der Stoss sehr lebhaft empfunden, weit
stärker aber noch in Beifort. Um 12 h. 51 rn. p. wurden hier die
Gebäude durch drei in einem Zeitraum von 6 Sekunden aufeinander
folgende Stösse sehr fühlbar erschüttert. In der Dragoner-Kaserne
fielen die Helme von ihren Trägern, und- die Mannschaften stürzten
erschreckt ins Freie. Im Collège krachte das Gebälk sehr stark.
Ein Hagel von Ziegeln und Steinen prasselte auf die Strassen ohne
jedoch jemanden zu beschädigen. Nach der polizeilichen Untersuchung
stürzten 11 Schornsteine vollständig ein, 42 waren so stark beschädigt,
dass sie der Sicherheit wegen abgebrochen werden mussten,
153 erhielten geringere Beschädigungen. Im Waisenhaus und der
Töchterschule erhielten die Dächer starke Risse. (V.;; B.)
Im Amarin-Thale hatte die Bewegung eine deutlich ostwestliche
Richtung, wie aus einem Briefe von S acc in Wesserling (C. R. 41.
p. 202), den wir hier mittheilen, hervorgeht. „Um 12 h. 40 m. p.,“
schreibt derselbe, „sass ich an meinem Schreibtisch, als ich mich
von der Erde erhoben fühlte. Als ich mich umhlickte, sah ich die
Stühle sich bewegen und ein Buffet sich mit der Mauer, in die es
eingeschaltet ist-, drehen ; nach etwa 2 Sekunden war alles wieder
in Ordnung. Der Stoss wurde in dem Hause sonst nicht empfunden,
von welchem mein Zimmer die Südecke einnimmt. Das Nachbarhaus
auf der anderen Seite der Strasse wurde nicht erschüttert, es
scheint daher, dass die Südecke meines Hauses die Nordgrenze des
erschütterten Gebiets bezeichnet. Nach S. zu wurde die Erschütterung
in einer Ausdehnung von mindestens 500 m empfunden ; über
die Kirche von Hüsseren hinaus wurde sie jedoch nicht verspürt.
Auf einem Hügel war die Bewegung so stark, dass die grosse Glocke
der daselbst befindlichen Fabrik von selbst anschlug und die Lampen
an den Decken hin und her schwankten Die Arbeiter stürzten
erschreckt auf die Strasse. Die Erderschütterung wurde durch einen
Stoss hervorgebracht, der direct von 0. nach W. gerichtet war,
wovon ich mich auf folgende Weise überzeugte. Bei Prüfung der
leichten Kalkschicht, welche die Oberfläche unserer grossen Kalkwasserbütten
bedeckt, fand ich, dass an denjenigen, an welchen
seit dem Vorabend nicht gearbeitet war, das Wasser an der Ostseite
einen guten Decimeter unbedeckt war. Diese unbedeekte Stelle
hatte ungefähr die Gestalt eines Halbmondes, dessen Sicheln sich
nach W. zuspitzten und sich in der Decke von Kalk verloren, welche '
an der Westseite den Rand der Bütte berührte. An einer seit
mehreren Monaten nicht in Gebrauch befindlichen Bütte war die
sehr dicke Kalkdecke nur gehoben, aber nicht von der Stelle bewegt;
sie war ganz, haftete aber nirgends mehr am Holz.“. Die i
Erderschütterung setzte sich im Amarin-Thal fort und über den
Kamm des Gebirges bis nach Remiremont, wo sie die Richtung
SSO.—NNW. hatte und um 1 2 h. 33 m. p. Pariser Zeit, jedoch
nur schwach wahrgenommen wurde. (B.) , .
Sehr stark wurde das Erdbeben ferner in Mülhausen wahrgenommen.
Man unterschied hier deutlich drei Stösse, von denen
der letzte der stärkste war. Die Möbel und Küchengeräthe kamen
in lebhafte Bewegung, Thüren flogen auf und die Hausglocken erklangen.
30 Schornsteine (nach einer Angabe sogar 50) stürzten
ein, und verschiedene Mauern und Wände von Häusern erhielten
Risse. (V.; B.) In Ensisheim dauerte die Bewegung 1 5 Sekunden,
die Richtung war SO—NW., die Möbel bewegten sich, Uhren blieben
stehen, Thüren öffneten sich, und Ziegel fielen von den Dächern.
Die Bewohner wurden sehr erschreckt. Im Arbeitshaus wurden in
der Schusterwerkstättfe im Giebelzimmer die Gefangenen von ihren
Sitzen herabgeworfen. (B.) In Rufach zählte man vier Stösse, durch
welche Uhren kum Stillstand gebracht, Thüren geöffnet, Ziegel von
den Dächern und Gyps von den Wänden herabgeworfen wurden. In
einer Fabrik setzten sich die Maschinen von selbst in Bewegung. (B.)
In Sulz unterschied man nur zwei Stösse, welche Möbel von der
Stelle rückten, leichte Gegenstände umwarfen und Glocken zum
Anschlägen brachten. (B.) In Lutterbach schwankten die Häuser
stark, Ziegel fielen von den Dächern, die Bewohner stürzten erschreckt
auf die Strasse. Die Richtung wird 0 ,—W. angegeben. (B.) In
Colmar war die Erschütterung geringer, sie hatte die Richtung
gO.—NW. (V.; B.) In Rappoltsweiler stürzte ein Schornstein ein,
auch in der ganzen Umgebung wurde das Erdbeben sehr lebhaft
empfunden. (B.) Im Unter-Elsass waren die Wirkungen des Erdbebens
schon sehr abgeschwächt. In Strassburg wurden 1 2 h. 57 m. p.
drei Stösse in einem ungefähren Zwischenraum von 1 — 2 Sekunden
wahrgenommen. Die Bewegung schien von 0. nach W. zu gehen.
Möbel wurden von der Stelle gerückt, Glocken schlugen an, Gemälde,
Spiegel und Hängelampen geriethen in Schwingungen. In den höheren
Stockwerken wurde die Bewegung lebhafter empfunden, als in den
unteren. Sehr stark wurde sie auf der Plattform des Münsters verspürt,
wo die Uhr des Thurmwärters stehen blieb, und das Wasser
in dem Reservoir um 3 cm gehoben wurde und zum Theil überlief.
In ähnlicher Weise äusserte sich das Erdbeben in Hagenau Und
Weissenburg, (V.; B.)
-Aus der Pfalz liegt nur von Zweibrücken eine Nachricht vor,
dass dort das Erdbeben wahrgenommen sei.
In Lothringen wurde es empfunden in Metz, Nancy, Verdun.
Dagegen fehlen aus dem Departement des Vosges mit Ausnahme von
Remiremont alle Nachrichten. (V.)
In Baden scheint das Erdbeben sich weniger heftig geäussert
zu haben als im Eisass und nirgends zerstörende Wirkungen ausgeübt
zu haben. Wahrgenommen wurde es in Konstanz, Radolfzell,
Heiligenberg, St. Blasien, Lörrach, Badenweiler, Alt-Breisach, Freiburg,
Rastatt, Karlsruhe, Heidelberg, endlich im Hessischen in Er