den später zu besprechenden Thalseen, wie das Fischbödle zum See
des Wurmsathals, wie das Alfeldbecken zum dereinstigen Sewensee.
Wandern wir weiter südlich, so mehren sich die Spuren und Anzeichen
einer Seebildung. Der Sternsee wurde schon besprochen.
Durch die Querrippe der mittleren Bers von ihm getrennt, finden
wir die dereinstigen Trockenbecken der Neuweiher heute durch künstliche
Aufstauung wiederum angefüllt.
Das obere Becken, welches die Form einer ganz flachen Schale
besitzt, ist in anstehenden Granit eingesenkt. Der künstliche Abschlussdamm
verbindet stehengebliebene Pfeiler aus festem Fels, die
zweifellos als Reste des ursprünglichen natürlichen Verschlusses zu
betrachten sind. Wir haben hier ein natürliches Seebecken vor uns,
das im Laufe der Zeiten trocken gelegt und erst später, wie eben
geschildert, wieder zum See umgewandelt wurde. Der Beweis hierfür
wird durch die schon erwähnte Beckenform erbracht. Dasselbe ist
eine flache Mulde, welche in festen Fels eingesenkt ist und einen
natürlichen Abschlussdamm besass. Die Reste desselben sind noch
überall vorhanden und bestehen aus Felsrücken von festem Granit,
die früher eine einheitliche Mauer bildeten und später von der nagenden
Kraft des Wassers in mehrere Stücke zerfressen wurden.
Die Lage dieses Seebeckens ist durchaus die nämliche wie der
uns schon bekannten Gebirgsseen. Dicht an den Hauptkamm gepresst,
der sich bis 300 m über den Seespiegel erhebt, wird das
Becken wiederum seitlich von Querriegeln begrenzt, die in fast östlicher
Richtung vom Hauptkamm ausgehen. Die Circusbildung ist
eine vollkommene.
In gewaltigen Abstürzen fallen die Granitmauern besonders auf
der nordöstlichen Seite in den See ein. Im Hintergründe mündet
ein, Bach, der in Cascaden herabstürzt und im Laufe der Zeiten die
Mauern des Felsencircus tief durchsägt hat. Hinter dem See ist ein
schmales Thal bemerkenswerth, welches das Felsbecken, in dem der
See liegt, von dem eigentlichen Hauptkamme trennt. Dieses erkennt
man jedoch erst bei näherer Untersuchung. Steht man vor dem
Neuweiher und blickt in den Circus hinein, so machen seine Wände
einen durchaus einheitlichen Eindruck.
Neun Meter unmittelbar unter dem Spiegel des Grossen Neuweihers
befindet sich thalabwärts gelegen das Becken eines kleinern
ebenfalls künstlich abgedämmten Sees. Er liegt auf einer kleinen
Terrasse, die aus anstehendem Fels (Granit) besteht. Auch hier
zeigen sich Spuren eines natürlichen Abschlusses, Granitpfeiler, die
überall die Wirkung des rinnenden Wassers erkennen lassen, runde
Flächen, durchsetzt von schmaleren und breiteren Rinnen, durch welche
das Wasser seinen Weg gefunden hat. Wir halten es nicht für wahrscheinlich,
dass sich hier früher ein kleiner natürlicher See befunden
hat. Vielleicht haben wir es mit einer Bildung des Abflusses des
grossen Sees zu thun, der hier einen mächtigen Wasserfall bildete.
Die Tiefe der jetzt gestauten Weiher ist natürlich je nach dem
Wasserstande eine sehr veränderliche. Zur Zeit, als wir lotheten,
betrug die gefundene Maximaltiefe 3,70 m, da noch eine Wasserhöhe
von ungefähr 8,50 m gestaut werden kann, so beträgt die grösste
erreichbare Tiefe etwas über 12 m. Bei dem kleinen Neuweiher
ist die grösste Tiefe 5 m.
Die Kammwanderung von den Neuweihern zu der Kuppe des
Elsässer Belchens lässt ein massenhaftes Auftreten von kleinen Terrassen
beobachten. Dieser Umstand scheint darauf hinzudeuten, dass
hier mehrere grosse Störungslinien verlaufen, an welchen die einzelnen
ostwärts gelegenen Gebirgsschollen abgesunken sind. Erreicht man
den grossen Circus, der sich östlich vom Elsässer Belchen befindet,
so häufen sich die Thalstufen. Das „Bödele“ fällt jäh zum oberen
Alfeld, dieses wiederum zum unteren Alfeldbecken, das jetzt den neugestauten
Alfeldsee enthält, darunter endlich liegt die breite Thalstufe
des Sewensees. Bei den Bauarbeiten zur Aufstauung des Alfeldsees
wurden wieder zahlreiche Aufschlüsse geliefert. Auch hier ist
wahrscheinlich ein in festen Fels eingesenktes Becken vorhanden, dessen
Abschlussdamm durch Geschiebe und Geröllmassen noch bedeutend
erhöht wurde. Auch hier zeigten sich zahlreiche Gletscherspuren.
Auf eine nähere Beschreibung können wir verzichten, da sich in der
ScHüMACHER’schen Arbeit alles Erwähnenswerthe findet.
Als letzten in der Reihe der Hochseen nennen wir den Lachtelweiher,
der auch heute noch in Folge künstlicher Aufstauung eine
Wasseransammlung bildet.
Der See liegt auf der rechten Seite des Dollerthales unmittelbar
am Fusse des Bärenkopfes, jenes Gipfels, der die höchste Erhebung
der südlichen Querrippe ist, die der Welsche Belchen nach
Ost aussendet. In einer Höhe von 748 m befindet sich ein Plateau,
welches das Ende eines breiten Thaies ist, das sich in fast westlicher
Richtung am Bärenkopf vorbei der Landesgrenze parallel hinzieht
und zu einer Wasserscheide hinaufführt, auf deren anderer Seite die
Dollerquelle liegt. Die südliche Seite dieses Thaies wird von den
Abhängen des Bärenkopfes gebildet, von welchen sich ein langer
Riegel in das Thal hineinschiebt und bald die Richtung des Haupt-
thales annimmt. Zwischen diesem Bergriegel, dessen Existenz mitten
im Thale einen merkwürdigen Eindruck macht, und den eigentlichen
Abhängen des Bärenkopfes befindet sich der Lachtelweiher.
Da das Dollerthal reiche Spuren ehemaliger Vergletscherung
zeigt, könnte man wohl zur Erklärung der eigenthümlichen Rückenbildung
auf den Gedanken kommen, dass man es hier mit einer Art
Seitenmoräne oder besser gesagt Mittelmoräne zu thun habe, die
durch das Zusammentreffen des grossen Thalgletschers, der von der
erwähnten Wasserscheide an der Dollerquelle herab kam, und eines
kleinen Gletschers, der direct vom Bärenkopf in einem jetzt noch vorhandenen
Thale, dem sogenannten Bärenloch, sich niedersenkte, gebildet
wurde. Wenn wir diese Erklärung auch nicht vollständig von
der Hand weisen wollen, so müssen wir doch hinzufügen, dass ein
Aufschluss jenes räthselhaften Bergrückens nicht vorhanden ist, durch
welchen sein Moränencharakter unzweideutig festgelegt werden könnte.