Be c k e n s , das s e i n e n n a t ü r l i c h e n Abs ch l u s s d u r c h einen
B i e g e l von a n s t e h e n d em Ge s t e i n f inde t . Diese Abschlussmauer
war überdeckt durch einen weiteren Wall aus Geröllmassen,
bestehend aus Granitblöcken mit runden Flächen ohne Ecken und
Kanten, eingebettet in groben Granitgesandt. S c h um a c h e r spricht
diesen Geröllwall wiederum als Moräne a n ; wir möchten zu dieser
Ansicht dieselben Bemerkungen aussprechen, welche wir beim Schiess-
rothried geäussert haben.
Wichtig ist noch die Beobachtung, dass der anstehende Granit
mannigfach zerklüftet war. Es Hessen sich zwei Hauptflächen der
Klüftung unterscheiden, die nahezu in einen rechten Winkel aufeinander
stossen. Ferner verdient die Thatsache hervorgehoben zu
werden, dass an zwei Stellen des Aufschlussprofils in diesen Klüften
Erzausscheidungen zu beobachten waren. Das Nähere ist in der
ScHUMACHER’schen Schrift nachzusehen. Das eigentliche Becken des
Trockensees selbst ist von einer mächtigen Torfschicht überzogen;
dieselbe verliert nach dem Abschlussdamm zu, wo sie nur als dünne
Schicht auftritt, an Mächtigkeit; in der Mitte des Beckens ist sie
von uns noch nicht in einer Tiefe von 5 m durchbrochen worden.
Die hier gegebene Schilderung lässt die vollkommene Aehnlichkeit
der Verhältnisse im Schiessrothrieth und im Altenweiher erkennen.
Beide Trockenseen zeigen Becken, die in festem anstehenden Fels
liegen; der Abschlussdamm ist ein Riegel von gewachsenem, Granit,
der bei beiden durch Geröllmassen erhöht wird, die aus demselben
Material wie das anstehende Gestein bestehen. Wir machen darauf
aufmerksam, dass dieselben Thatsachen sich bei allen den heute noch
existirenden Seebecken wiederfinden. Unsere Beobachtungen haben
für den Schwarzen und Weissen See ganz dasselbe erwiesen.
S c h um a c h e r ist der Ansicht, dass im Altenweiher zwei verschiedene
Seebildungen stattgefunden haben, welche mit der Zeit einander
folgten. Der erste See lag in dem Becken aus festem Fels, der
zweite war gestaut durch den Wall aus Geröllmassen. Wahrscheinlich
soll der erste wiederum vor der Eiszeit vorhanden gewesen sein,
der zweite nachher. Wir müssen dieser Ansicht auch hier wieder
entgegentreten. Die Seeablagerungen sind einheitlicher Natur. Nach
Verschwinden der Eisdecke, die den festen Wall conservirt hat,
brächten die Zuflüsse immer mehr Geschiebe in das Becken, das auf
diese Weise, unterstützt durch das allmähliche Durchnagen des Abschlussdammes,
mit der Zeit ausgefüllt würde. Nachdem eine gewisse
Flachheit erreicht war, trat die Moor- und Torfbildung in ausgedehnterem
Massstabe ein, wodurch das Austrocknen des Sees bald zu
:Stande kam.
Südlich vom Rheinkopf theilt sich die Kammlinie. Der eine
Bergzug schwenkt östlich zum grossen Belchen ab. An ihm liegt
der schon geschilderte Belchensee. Vorher aber finden wir auch hier
ein jetzt ausgetrocknetes Becken. Durch Einspringen des Lauchthals
theilt sich die Kammlinie wiederum in zwei Theile. An der Gabe*-
lungsstelle finden wir die Terrasse des Lauchenweihers. Auch hier
werden umfangreiche Arbeiten zur Herstellung einer neuen Staumauer
ausgeführt. Ein tiefer Quergraben an der Abflussstelle lässt
wieder interessante Einblicke in den innern Bau des Abschlusses
thun. Der Lauchenweiher liegt in einer Höhe von 924 m und hat
einen Durchmesser von mehr als 200 m. Er ist völlig vermoort.
Der Quergraben, der von der Bauleitung an seinem Abschluss
gezogen ist, stösst überall auf gewachsenen Fels, der hier aus Grauwacke
besteht. Das darüber liegende Material ist unzweifelhaft gla-
cialen Ursprungs. Zuerst erreicht man eine Schicht mit gröberen
Gerollen aus Grauwacke, die sichere Gletscherspuren (Parallel-Strei-
fungen) zeigen. Darunter liegt eine compacte Lehmschicht von gelber
Farbe, die der Hacke und dem Spaten ziemlichen Widerstand darbietet.
Diese Schicht ist wohl als die Grundmoräne eines dereinstigen
Gletschers aufzufassen, der sein Sammelbecken in der breiten Mulde
oberhalb des Lauchenweihers hatte, durch das obere Lauchthal abfloss
und sich bei Vorderlauchen mit dem Gletscher vereinigte, der
vom Belchensee (vergl. oben S. 145, 146) durch das Seebachthal in das
Lauchthal herabstieg. Die Spuren dieses Gletschers sind nicht nur
in dem Aufschlussgraben, sondern vielfach bei Aufdeckung des Terrains,
die zur Anlegung einer Fahrstrasse zur Baustelle nothwendig
war, entdeckt worden. Die Verhältnisse sind die früher geschilderten.
Ein natürliches Felsbecken ist vorhanden, abgesperrt durch einen
Riegel von festem Gestein, der durch Geschiebematerial erhöht ist.
Hervorheben müssen wir auch hier das Auftreten einer Terrassenbildung.
Die Terrasse des Lauchenweihers stürzt in ziemlich jähem
Falle zu einer 70 m tiefer liegenden, ebenen Matte, dem Rothmiss
ab. An dem Absturz bildet die Lauch die bekannten Lauchenfalle.
Auch hier finden wir jene merkwürdigen Zeugen der Wasserwirkung,
die Strudellöcher wieder. Dieselben werden zum Theil heute weiter
vertieft.
Gehen wir zum Rheinkopf zurück, und verfolgen wir den zweiten
Theil des Hauptkamms, der mehr westlich verläuft und die Landesgrenze
trägt. Hier gelang es uns nicht, die Spuren einstmaliger
Seen nachzuweisen. Zwar finden sich auch jähe Abstürze, aber von
eigentlicher Circusbildung ist kaum die Rede. Die ganze Westseite
des Thurthals von Wildenstein herab bis Felleringen scheint niemals
einen hochgelegenen Gebirgssee getragen zu haben.
Eine ausgesprochene Terrassenbildung findet sich erst wieder,
wenn man sich dem Col du Bussang nähert. Oberhalb Urbis, an
den Abstürzen des Steinkopfs, findet sich eine Thalstufe, die durch
einen Querriegel begrenzt wird, der steil in die flache Thalmulde
von Urbis abfällt. Dieser Querriegel ist heute nicht mehr vollständig
vorhanden. Er ist von dem Bach, der am Col du Bussang entspringt,
durchsägt worden. Die Existenz eines früheren Hochsees
ist durchaus wahrscheinlich. Noch heute finden sich Wasseransammlungen
in den tiefsten Stellen des Beckens. Auch die sandigen Ablagerungen,
die sich vorfinden, deuten auf die Existenz eines früheren
Sees. Dieser Hochsee von Urbis steht in demselben Verhältniss zu